Geopolitische Gegner können Alliierte auf dem Ölmarkt sein

Veröffentlicht am 14.06.2017, 11:19
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Aus dem Englischen übersetzt

Der Erdölmarkt wird mehr als jeder andere Markt von geopolitischen Ereignissen beeinflusst. Aber nicht alle geopolitischen Ereignisse, die einen Energieproduzenten betreffen, haben Folgen für die Energiemärkte. Die wichtigsten Energieproduzenten können gut miteinander auskommen, selbst wenn sie geopolitisch traditionell eher Widersacher sind. Die Anleger müssen erkennen können, welche geopolitischen Ereignisse tatsächliche Auswirkungen auf den Ölmarkt haben. Nehmen wir nur die folgenden Beispiele:

Saudi-Arabien und Russland:

Das sozialistische Russland und Saudi-Arabien waren niemals Freunde und auch heute stehen sie politisch auf unterschiedlichen Seiten. Im Syrienkrieg unterstützt Russland das Assad-Regime. Saudi-Arabien unterstützt die oppositionelle Seite. Wenn es jedoch um den Ölmarkt geht, so haben Russland und die Saudis noch nie so eng zusammengearbeitet. Saudi-Arabien überzeugte Russland, an den Produktionskürzungen der OPEC und sogar an OPEC-Veranstaltungen teilzunehmen (ohne dem Kartell beizutreten). Russland und Saudi-Arabien planen einen gemeinsamen Investmentfonds für Möglichkeiten in der Energiebranche und -technologie. Am Anfang des Jahres empfingen die Saudis den russischen Energieminister Alexander Nowak in einer ihrer Wüstenanlagen. Eine saudische Delegation ist zu einem Besuch der russischen Förderanlagen in Sibirien eingeladen. In der Geopolitik mögen die beiden Länder vielleicht Widersacher sein, im Bereich der Energie allerdings gibt es keine engeren Verbündeten.

Iran und die Golfstaaten:

Eine diplomatische Beziehung zwischen Iran und seinen Nachbaren am Gold ist so gut wie nicht vorhanden. 2016 führten steigende Spannungen zur Stürmung der saudischen Botschaft durch eine Gruppe wütender Iraner. Saudi-Arabien stand kurz davor, Iranern den Haddsch, die jährliche Pilgerfahrt nach Mekka, zu verweigern. Bei dem Besuch des US-Präsidenten empfing Saudi-Arabien weitere 50 muslimische Länder. Iran wurde bei diesem Treffen als eine Gefahr für die Region und als Terrorismusunterstützer bezeichnet. Doch obwohl die Golfstaaten diplomatisch eindeutig Position zu Iran beziehen, arbeiten sie im Rahmen der OPEC mit dem Land zusammen und gehen sogar auf seine Forderungen ein. 2016 gewährten die Golfstaaten Iran eine Ausnahmestellung bei dem Abkommen über Produktionskürzungen, damit das Land sich von jahrelangen Sanktionen erholen kann. Und obwohl die Spannungen mit Iran in der ersten Jahreshälfte erneut zugenommen haben, erklärten sich die arabischen Golfstaaten bei dem OPEC-Treffen im vergangenen Monat erneut gerne bereit, die Ausnahmestellung Irans bei den Produktionskürzungen zu bestätigen.

Katar und die arabischen Nachbarländer:

Geopolitisch wird Katar von seinen mächtigen arabischen Nachbarn ausgegrenzt. Diese belegten das Land für seine Unterstützung terroristischer Organisationen und seine Nähe zu Iran praktisch mit einem Embargo. Und obwohl sie Lebensmittelexporte nach Katar eingestellt, Flugverbot für katarische Flüge über ihre Länder erteilt und katarische Schiffe aus ihren Häfen verbannt haben, werden die Öl- und Gasmärkte des Landes davon nicht beeinträchtigt. Tatsächlich betonte Katar seine Unterstützung der OPEC-Produktionskürzungen und bestätigte fortlaufende Erfüllung der Vorgaben. Die Naturgas- und LNG-Exporte werden nicht berührt.

Die Wirtschaften all dieser Länder (Saudi-Arabien, Russland, Iran und Katar) basieren auf Energieproduktion und -vertrieb. Sie sind grundsätzlich eher weniger bereit, ihre Energieindustrien diplomatischen oder geopolitischen Manövern zu opfern. Die Anleger sollten daher die Motivation dieser Länder berücksichtigen, bevor sie zu dem Schluss kommen, dass ein geopolitisches Ereignis sich auf ein Abkommen oder auf Lieferungen auswirken könnte. Wenn Geld die oberste Priorität ist, dann können selbst Gegner auf der geopolitischen Bühne effektiv zusammenarbeiten.

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