Deutschland hat mit seinem Eintritt in den Markt für grüne Staatsanleihen in der vergangenen Woche für Furore gesorgt. Das Land verkaufte 6,5 Milliarden Euro an 10-jährigen Anleihen und lag damit weit über seinem Mindestziel von 4 Milliarden Euro. Grüne Anleihen werden in der Regel zur Beschaffung von Finanzmitteln für staatliche Klimaschutzprojekte eingesetzt. Bei der Erstemission in Deutschland wurden Gebote in Höhe von 33 Milliarden Euro eingeholt.
Die Emission machte etwa 10% der im Umlauf befindlichen grünen Staatsanleihen der Welt aus, sodass Deutschland sein Ziel erreichen konnte, fast auf einen Schlag einen globalen Benchmark zu etablieren. Berlin plant im vierten Quartal eine zweite Emission von grünen Bundesanleihen, was dem stellvertretenden Bundesfinanzminister Jörg Kukies nach die Gesamtsumme für das Jahr auf 11 Milliarden Euro bringen könnte.
Die Bundesregierung paart ihre grünen Anleihen mit konventionellen Anleihen gleicher Laufzeit, um die Liquidität zu verbessern. Die Emission der grünen Bundesanleihen in der letzten Woche entspricht der konventionellen 10-Jahresanleihe vom Juni. Wenn der Kurs der grünen Anleihen unter den der herkömmlichen Anleihen fällt, können Anleger in dieses Wertpapier wechseln.
Berlin plant auch, die Laufzeiten von fünf bis zwölf Jahren zu variieren, um beispielsweise eine grüne Renditekurve zu erstellen. Dies könnte insbesondere die Zentralbanken ansprechen, die versuchen, ein Portfolio umweltfreundlicher Vermögenswerte aufzubauen.
Kukies, ein ehemaliger Goldman Sachs (NYSE:GS) Banker, sagte:
"Der äußerst erfolgreiche Einstieg der Bundesregierung in das Marktsegment der grünen Wertpapiere zeigt, dass der innovative Ansatz von vielen Investorengruppen gut angenommen wurde und suggeriert, dass die Entwicklung eines grünen Benchmarks für den Kapitalmarkt von großer Bedeutung ist".
Viele Analysten erwarten durch den Erfolg der deutschen Emission eine Öffnung des Marktes, da Spanien, Italien, Österreich und andere europäische Länder dem Beispiel Berlins folgen werden. Auch andere deutsche Emittenten, wie der Automobilhersteller Daimler (DE:DAIGn), werden voraussichtlich auf den Markt für grüne Anleihen kommen.
Schweden gab letzte Woche ebenfalls sein Debüt auf dem Markt für grüne Staatsanleihen und verkaufte 20 Mrd. SEK oder etwa 2,3 Mrd. USD an 10-jährigen Schuldverschreibungen. Polen war 2016 Vorreiter auf dem Markt, und Frankreich folgte 2017 mit einem anfänglichen Volumen von 7 Milliarden Euro, gefolgt von mehreren aufeinander folgenden Emissionen. Damit wurde das Land mit 27 Milliarden Euro zum größten Emittenten von grünen Staatsanleihen.
Die letzte Auktion der französischen Anleihe im Juli, die 2039 fällig ist, hatte einen Umfang von 2,1 Mrd. Euro, und wurde zu 0,31% verzinst, während die erste Emission in 2017 noch 1,74% einbrachte.
Deutschland verfügt jedoch über ein AAA-Rating. Bis zum Debüt von EU-Anleihen zur Finanzierung des 750-Milliarden-Euro-Coronavirus-Wiederherstellungspakets sind deutsche Anleihen das nächstbeste, was Europa als risikofreie Investitionsalternative für US-Staatsanleihen zu bieten hat.
Die deutsche Emission ist eine Nullkuponanleihe und wurde mit einer Rendite von minus 0,46% bewertet, ein Basispunkt weniger als die herkömmliche Zwillingsanleihe. Marktteilnehmer sagen, sie habe auch die Anleger in Bundesanleihen diversifiziert und zum ersten Mal viele grüne Akteure angezogen.
Es gab einige Kritikpunkte, dass die Verwendung der Erlöse aus den grünen Anleihen nicht vollständig mit der EU-Taxonomie für grüne Anleihen übereinstimmt, aber die Regierung meinte, sie orientiere sich an internationalen Standards, wie z.B. den Prinzipien für grüne Anleihen der International Capital Markets Association.
Berlin hat Umweltschutzausgaben in Höhe von 12,7 Mrd. EUR ausgemacht und sich verpflichtet, ein hohes Maß an Transparenz über die Verwendung der Erlöse einzuhalten.