GFT operiert in einer Wachstumsbranche, die auch in schwierigen Zeiten wie diesen nicht über mangelnde Beschäftigung klagen kann. Das spiegelt sich im Ergebniswachstum der letzten Jahre wieder. Trotzdem kam die Aktie seit Juni 2022 unter die Räder. Aktuell notiert diese gerade noch bei ca. 50% vom Wert des damaligen Allzeithochs von 49 EUR. Da die Ergebnisprognose des Konzerns jedoch auch für 2023 weiteres Wachstum verspricht erscheint uns der Titel in Anbetracht der niedrigen Bewertung einen Blick wert.
Mit seinem Geschäftsmodell liegt GFT (ETR:GFTG) (ISIN: DE0005800601) derzeit voll im Trend. IT-Dienstleistungen sind gefragt wie nie zuvor. Trotz aller Widrigkeiten, die das ökonomische und geopolitische Umfeld derzeit mit sich bringen, sind viele Firmen dazu gezwungen, die Digitalisierung in den eigenen Betrieben voranzutreiben. Führende Marktforschungsinstitute prognostizieren dem weltweiten Markt für IT-Dienstleistungen allein für 2023 ein Wachstum von rund 9%, heißt es im Halbjahresbericht. Insbesondere Banken und Finanzdienstleister werden, laut GFT, ihre IT-Ausgaben in 2023 prozentual im hohen einstelligen Bereich erhöhen. Gerade in diesem Segment ist GFT hauptsächlich aktiv.
Hinzu kommt, dass GFT das eigene Wachstum regelmäßig durch Zukäufe ankurbelt. Zuletzt wurde im April 2023 die Übernahme der targens GmbH abgeschlossen, ein Expertenhaus für Banking, Compliance und digitale Innovation. In 2021 hatte targens Umsätze in Höhe von 44 Mio. EUR erwirtschaftet. Zum Vergleich, der Gesamtumsatz von GFT lag im gleichen Jahr bei 566 Mio. EUR. Welchen Beitrag die Übernahme zum Nettoergebnis liefern wird, lässt sich nicht genau beziffern. Das von der Konzernführung prognostizierte operative Ergebnis (EBIT) auf bereinigter Basis deutet jedoch darauf hin, dass wir in 2023 - das dritte Jahr in Folge - ein deutliches Gewinnwachstum sehen werden.
Bewertung auf Basis des EBIT
Die Zeitreihen der jährlichen minimalen und maximalen EBIT-Multiples von GFT sind nicht so einheitlich, wie man es sich wünschen würde. Allerdings notiert die Aktie auf Basis der EBIT-Prognose von 74 bis 76 Mio. EUR (bereinigt) aktuell mit 26,42 EUR bei einem EBIT-Multiple von ca. 9 klar im unteren Bereich der Spanne, in der sie sich seit 2018 bewegt. Auf der Oberseite notierte der jährliche Höchstkurs im Durchschnitt bei einem EBIT-Multiple (bereinigte Basis) von 17. Das Jahr 2019, mit einem maximalen EBIT-Multiple von 30 klammern wir aus, da der Wert erheblich vom Durchschnitt abweicht. Der jährliche Tiefstkurs notierte durchschnittlich beim 8-fachen des bereinigten EBIT. Gehen wir von einem EBIT von 74 Mio. EUR oder 2,82 EUR je Aktie aus, dann ergibt sich Einstiegskurs von 22,40 EUR und ein Kursziel von 48 EUR.
Charttechnik
Die Abwärtsbewegung, in der sich der Aktienkurs seit Juni 2022 befindet, ist intakt. Es gibt jedoch erste Signale einer Kurserholung. Zum einen hat sich im Bereich von 23,70 EUR ein Boden gebildet, zum anderen hat die relative Stärke auf Basis von 14 Wochen gerade den überverkauften Bereich tangiert und dreht nach oben. Die nächsten Widerstände liegen bei 27,50 und 32 EUR, wo aktuell auch die 200-Tage-Linie verläuft. Ein Bruch des Bodens bei 23,70 EUR würde Abwärtspotential bis in die Bereiche von 20 und 17 EUR eröffnen, wo die Aufwärtstrendlinie unterstützend wirkt.
Fazit
Das Unternehmen befindet sich in einem wachstumsstarken Umfeld und profitiert davon deutlich. Da wir die Aktie auf Basis der EBIT-Prognose des Konzerns auf dem aktuellen Kursniveau von 26 EUR als stark unterbewertet erachten und die relative Stärke für einen Einstieg spricht, stufen wir GFT mit Kaufen ein. Die derzeit latente Kaufzurückhaltung bei Anlegern, bedingt durch die zahlreichen Unsicherheiten, mahnt jedoch trotzdem zur Vorsicht. Grundsätzlich halten wir es daher für ratsam nur eine Teilposition aufzubauen und niedrigere Niveaus gegebenenfalls zum Zukauf zu nutzen.
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