Die Aktie des Pharmagiganten aus Großbritannien kam 2024 zeitweise stark unter die Räder, in Folge von Meldungen rund um mehrere Sammelklagen im Zusammenhang mit Zantac, einem Präparat gegen Sodbrennen, das im Verdacht steht, krebserzeugend zu sein. Die Aktie verlor zeitweise rund 30 % an Wert, konnte sich anschließend jedoch wieder erholen. Zum einen, weil GSK sich zwischenzeitlich mit dem Großteil der Kläger einigen konnte und zum anderen weil die Pipeline von GSK bei Anlegern Hoffnung auf weiteres Wachstum weckt.
Nachdem GSK (LON:GSK) (ISIN: GB00BN7SWP63) 2024 die letzten Anteile an seiner ehemaligen Consumer-Healthcare Sparte veräußert hat, liegt der Fokus der Forschung und Entwicklung nun vollständig auf den 4 Kernbereichen Infektionskrankheiten, HIV, Onkologie und Immunologie. Das Produktsortiment konzentriert sich dabei auf die Bereiche Spezialmedikamente, Impfstoffe und Allgemeinmedikamente. Um jährlich 3,4 % stieg der Umsatz von GSK mit diesem Portfolio innerhalb der letzten beiden Jahre auf einen Gesamtumsatz von 31,4 Mrd. GBP, der zu 52 % in den USA, zu 21 % in Europa und zu 27 % im Rest der Welt erwirtschaftet wurde. Ende 2022 lag der Umsatz, nach der Abspaltung der Consumer-Healthcare Sparte, bei rund 29,3 Mrd. GBP, was deutlich macht, dass die Fokussierung auf die 4 Kernbereiche sich bereits auszahlt.
Mitte 2024 geriet die Aktie zunächst jedoch in schwieriges Fahrwasser, nachdem Sammelklagen im Zusammenhang mit Zantac Anleger erneut verunsicherten. Das Mittel gegen Sodbrennen, mit dem GSK einen Milliardenumsatz erwirtschaftete und das im Verdacht steht Krebs zu erzeugen, wurde bereits 2020 vom Markt genommen, nachdem Untersuchungen der FDA, Zweifel an der Unbedenklichkeit eines Inhaltsstoffs aufkommen ließen. Nachdem im Dezember 2022 ein Gericht in Florida eine Klagewelle abgewiesen hatte, kam es 2024 erneut zu einer Sammelklage, in deren Folge GSK sich nun kürzlich mit rund 93 % der Kläger auf einen Vergleich einigte. Inklusive der noch ausstehenden Klagen rechnet GSK mit einem Gesamtschaden von rund 1,8 Mrd. GBP, der in Q3/24 als Rückstellung in den Büchern bereits erfasst wurde und das Nettoergebnis als Sondereffekt belastete.
Chancen und Risiken
Nicht nur das nahende Ende der Rechtsstreitigkeiten lässt Anleger derzeit aufatmen. Die Pipeline von GSK hat laut Konzernführung das Potenzial den Konzernumsatz in den kommenden Jahren erheblich zu steigern. Auf 40 Mrd. GBP soll dieser bis 2031 zulegen, was einer jährlichen Wachstumsrate von rund 4 % entsprechen würde. Besonders gut performten 2024 Produkte der Sparte Spezialmedizin mit 19%, HIV-Medikamente mit 13% und Onkologie-Präparate mit 98% Umsatzzuwachs, wodurch rückläufige Umsätze aus anderen Produkten ausgeglichen werden konnten. Insgesamt hat GSK aktuell 71 Medikamente und Impfstoffe in der Pipeline, von denen sich 19 in der Registrierungsphase für Phase III Studien befinden. Bereits 2024 konnte GSK bei insgesamt 13 Medikamenten aus verschiedenen Bereichen positive Phase III Ergebnisse berichten, für 2025 werden weitere erwartet. Im laufenden Jahr wird außerdem mit mindestens 5 größeren Produktzulassungen gerechnet.
Negatives Überraschungspotenzial besteht derzeit jedoch hinsichtlich des Blockbusters Trelegy Ellipta, mit dem GSK 2024 einen Umsatz von 2,7 Mrd. GBP erwirtschaftet hat (8,6 % vom Gesamtumsatz). Trelegy Ellipta dient der Behandlung von COPD, einer schweren Lungenerkrankung, die eine lebenslange Behandlung zur Folge hat. Zwei der zahlreichen Patente von GSK, die mit Trelegy Ellipta in Zusammenhang stehen, werden aktuell im Rahmen einer FDA-Maßnahme angefochten. Dabei wird unterstellt, dass die Patente unangemessen oder ungenau sind und letztlich nur dazu dienen, die Einführung von günstigeren Generika zu verhindern. Damit könnte der Patentschutz bis 2031 gefährdet sein. Ein grundsätzliches Risiko, welches momentan auch GSK betrifft, ist der starke USD. Allerdings konnte GSK trotz dieser Währungsbelastungen im Jahr 2024 ein solides Wachstum verzeichnen.
Während die allgemeine Stimmung für GSK seit Bekanntgabe des Zahlenwerks für 2024 sehr positiv erscheint, ist die Stimmung bei Analysten etwas gemischter. Bei Kurszielen zwischen 26,50 und 11,90 GBP raten aktuell 6 Analysten zum Kauf, 14 zum Halten und 4 zum Verkauf.
Bewertung auf Basis des Gewinns
GSK rechnet für 2025 beim bereinigten Nettoergebnis je Aktie (Core EPS) mit einem Zuwachs von 6 bis 8 %, was mindestens einem Wert von 1,69 GBP je Aktie (Vj: 1,59) entsprechen würde. Das angekündigte Rückkaufprogramm mit einem Volumen von 2 Mrd. GBP, dass über die nächsten 18 Monate umgesetzt werden soll, ist dabei schon berücksichtigt.
In Relation zum bisherigen Tiefstkurs seit Jahresbeginn liegt das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) auf der Unterseite damit bei 7,6 und leicht unterhalb des Durchschnitts der letzten beiden Jahre, der bei einem Wert von 8,2 liegt. Gründe für ein weiteres Absinken des KGV sehen wir aktuell nicht. In Jahren mit positiver Kursentwicklung betrug die Differenz zwischen minimalem und maximalem KGV in den letzten 7 Jahren rund 30 %, woraus sich – ausgehend vom KGV am vorläufigen Jahrestief von 7,6 – ein KGV von 9,9 ergibt. Zum Vergleich: Das KGV am Jahreshoch lag über die letzten beiden Jahre im Durchschnitt bei 10,8, also etwas darüber. Auf Basis der Gewinnprognose von 1,69 GBP je Aktie und einem erwarteten KGV von 9,9 ergibt sich ein Kursziel von 16,75 GBP.
Charttechnik
Die Notierung von GSK bewegt sich bereits seit 2011 in einer seitwärts verlaufenden Spanne zwischen 12,50 und 18,50 GBP. Im Rahmen der seit Mai 2024 andauernden Abwärtsbewegung hatte die Aktie zuletzt im Bereich von 12,90 GBP einen Boden ausgebildet und war mit der darauf folgenden Gegenbewegung an der Trendkanalkante des kurzfristigen Abwärtstrends bei der Marke von 15 GBP gescheitert. Dort liegt auch die 200-Tage-Linie. Mit dem Überwinden des Abwärtstrends und der Marke von 15 GBP würde sich ein Kaufsignal ergeben.
Unterhalb der Marke von 12,90 GBP würde sich weiteres Abwärtspotenzial eröffnen bis zur nächsten markanten Unterstützungszone im Bereich von 12 GBP. Die relative Stärke auf Basis von 14 Wochen liegt aktuell bei einem Wert von knapp 54 und hat mit der Bodenbildung bei 12,90 GBP mit einem Wert von 24,5 bereits deutlich im überverkauften Bereich notiert. Auffällig: Der Abwärtstrend innerhalb der relativen Stärke wurde bereits klar überwunden und spricht für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung.
Fazit
Mit den guten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr hat GSK zunächst mal einen starken Impuls für weitere Kursanstiege geliefert. Allerdings scheint uns das Kurspotenzial für das laufende Jahr relativ klar begrenzt zu sein, wenn keine positiven Überraschungen folgen. Auf Basis der Gewinnprognose von 1,69 GBP je Aktie halten wir die Aktie für fair bewertet und sehen bis zu unserem Kursziel bei 16,75 GBP eine Gewinnchance von mindestens 13 %. Ob es der Aktie gelingt, anschließend aus dem langjährigen Seitwärtstrend auszubrechen wird davon abhängig sein, ob die Wachstumsprognosen erfüllt werden und die Pipeline liefert. Wir halten uns bereit für den Kauf, sobald der kurzfristige Abwärtstrend klar überwunden wurde.
Investmentidee(n) auf GSK
Mit einem Discount-Zertifikat können Anleger vom beschriebenen Umfeld profitieren, also von stabilen bis leicht steigenden Kursen in der GSK-Aktie. Das Papier mit der ISIN DE000PC94TQ8 bietet eine Maximalrendite von 6,6 % (20,8% p.a.), sollte der Aktienkurs bei Fälligkeit im Juni 2025 mindestens bei 15 GBP notieren – dem Cap (Höchstauszahlungsbetrag). Endet der Aktienkurs darunter, verringert sich der Gewinn. Der Break-Even liegt bei 14,07 GBP.