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Glencore zum Ukraine Krieg: Märkte müssen sich an Mangel anpassen

Veröffentlicht am 22.03.2022, 11:35
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Der Rohstoffhändler Glencore (LON:GLEN) stimmt die Märkte auf eine schwierige Phase ein. In einem aktuellen Report prophezeit das Unternehmen den Rohstoffmärkten, sich an den Angebotsmangel aus Russland und der Ukraine anpassen zu müssen. Gleichzeitig warnt das Unternehmen vor Liquiditätsengpässen unter seinesgleichen.

Glencore (WKN: A1JAGV, ISBN: JE00B4T3BW64) sieht den Bedarf eines grundlegenden Anpassungsprozesses der globalen Handelsströme an die veränderte Lage in den beiden wichtigen Exportländern Russland und Ukraine. Dort werde Angebot längerfristig nicht verfügbar sein – etwa aufgrund von Sanktionen, Infrastrukturschäden oder schlicht ethischen Bedenken.

Rohstoffmärkte im Krisenmodus

Seit der russischen Invasion in die Ukraine spielen die ohnehin schon angespannten Rohstoffmärkte geradezu verrückt. Industriemetalle, Energierohstoffe, Agrargüter: Überall verschärft sich die Knappheit, zu erkennen an Backwardation an Terminbörsen, rasant steigenden Preisen und immer mehr Berichten von Engpässen in der Realwirtschaft.

Der Krieg erstreckt sich ausgerechnet über zwei Länder, die für die globale Rohstoffproduktion von entscheidender Bedeutung sind. Russland ist ein wichtiger Exporteur von Öl, Erdgas, Kohle, Nickel und Aluminium. Die Ukraine wiederum exportiert Getreide in großem Umfang. Glencore stellt somit fast schon zurückhaltend fest, dass die „Volatilität bei diesen Gütern zugenommen“ habe.

Die wachsende Unsicherheit treibe die Preise und führe auch zu finanziellen Engpässen, die den Zugang zu Rohstoffen wiederum erschweren können.

Was dies konkret bedeutet, wurde unlängst in Deutschland klar. Kraftwerksbetreiber mussten den Staat um Milliardenkredite bitten, um die höheren Sicherheitsleistungen für den Energiehandel aufbringen zu können.

Sind Rohstoffunternehmen heute „too big to fail“?

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund entbrennt gerade eine Debatte um die grundsätzliche Bedeutung von Rohstoffunternehmen. Timothy Lane, Deputy Governor der Bank of Canada, stellte kürzlich eine wegweisende Frage in den Raum: sind Rohstoffunternehmen „too bog to fail“, wie es einst für Banken in der Finanzkrise galt?

Lane hält es für möglich, dass Rohstoffunternehmen wie Glencore, Cargill, Trafigura oder Vitol in ein systemisches Finanzrisiko laufen könnten. Bereits 2012 hatte Lane in einer Rede die Frage in den Raum geworfen, ob der Ausfall eines der großen Handelshäuser zu gravierenden Störungen an den Rohstoffmärkten führen könne. Die Größe dieser Rohstoffhändler lasse es möglich erscheinen, dass die Unternehmen systemrelevant werden könnten.

In Deutschland wurden Kraftwerksbetreibern Milliardenkredite gewährt. Der Handel mit Nickel an der Londoner Börse wurde ausgesetzt. Rohstoffunternehmen verschafften sich in Windeseile neue Kreditlinien. All dies scheint die keinesfalls nur von Lane vertretene These zu untermauern.

„Unerträglicher Liquiditätsdruck“ auf Rohstoffhändler

Unterstützung erfährt die Position auch durch ein Schreiben des Verbands Europäischer Energiehändler, die einige der größten Rohstoffförderer- und Händler Europas vereint. Der Verband warnt vor einem „unerträglichen Liquiditätsdruck“, dem die Branche ausgesetzt sei und prognostizierte, dass bald möglicherweise „zeitlich begrenzte staatliche Liquiditätsunterstützung“ nötig werde.

Der Verband regte die Bereitstellung solcher Notfallliquidität durch Regierungen bzw. öffentlich-rechtlichen Banken wie EZB oder Europäische Investitionsbank (EIB) an. Die aktuellen Marktbedingungen und die damit verbundenen Liquiditätsengpässe könnten das Funktionieren der europäischen Energiemärkte gefährden.

Ein erheblicher Teil des Rohstoffhandels findet nicht am Spotmarkt, sondern am Terminmarkt statt. Hier müssen Marktteilnehmer eine Sicherheitsleistung hinterlegen, die jedoch nur einem Bruchteil des bewegten Marktwertes entspricht. Die Höhe der Sicherheitsleistungen wird durch Terminbörsen festgelegt. Steigt die Volatilität, steigen auch die Anforderungen an die Sicherheitsleistungen. Steigende Preise führen zusätzlich zu höheren Marginanforderungen für Marktteilnehmer auf der Long-Seite.

Bei den derzeit zu beobachtenden, extremen Marktbewegungen – etwa einem Preisanstieg um 250 % an nur zwei Tagen bei Nickel – werden Unternehmen sehr kurzfristig mit Nachschussforderungen konfrontiert. Nicht zuletzt deshalb hatte die London Metal Exchange (LME) vor Kurzem den Handel mit Nickel ausgesetzt. Ohne diese Maßnahme wären nach Angaben der Börse mehrere Broker in Schieflage geraten. Die Kursbewegung am 8. März habe ein systemisches Risiko hervorgerufen.

Russlands Notenbankgold vor Ausverkauf?

Ausgerechnet aus Russland könnte zumindest für den Goldmarkt Entspannung in Sicht sein. Der Grund sind die Goldreserven des Landes, die derzeit mit rund 140 Milliarden USD bewertet werden. Auf diese kann Russland anders als auf einen Großteil seiner sonstigen Währungsreserven frei zugreifen. Im Zuge der Sanktionen waren Guthaben der russischen Zentralbank bei ausländischen Geschäfts- und Zentralbanken weitgehend eingefroren worden.

Russland könnte nun gezwungen sein, seine Goldbestände zu veräußern – um den laufenden Haushalt, aber auch den Krieg in der Ukraine zu finanzieren. Verkaufen könnte Russland die Bestände etwa an Indien oder China  – die bei einem Rabatt auf den Marktpreis möglicherweise zugreifen könnten. Größere Verkäufe aus den russischen Währungsreserven würden das globale Angebot jedoch kurzfristig erhöhen und könnten den Preis dämpfen.

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