Gold glänzt, Anleihen wanken

Veröffentlicht am 10.03.2025, 07:13

Während der Goldpreis seit nunmehr dreieinhalb Wochen um die Marke von 2.900 US-Dollar in volatiler, aber konsolidierender Manier hin und her oszilliert, verzeichnen die Anleiherenditen weltweit einen markanten Anstieg. Insbesondere in Deutschland legten die Renditen für 10-jähriger Bundesanleihen deutlich zu. Parallel dazu geraten die US-Aktienmärkte immer mehr unter Druck und erleben eine spürbare Korrektur. Die Rally beim deutschen Aktienindex DAX hingegen kennt kein Halten.

Obwohl der gerade erst neu gewählte deutsche Bundestag noch nicht zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen ist, wollen die Altparteien noch mit dem alten 20. Bundestag und einer erforderlichen Zweidrittelmehrheit ein historisches Fiskalpaket in der Größenordnung von bis zu einer 1 Billion Euro verabschieden. Mit Milliarden-Krediten sollen groß angelegte Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur ermöglicht werden. Außerdem ist eine Lockerung der Schuldenbremse geplant.

Neue Schuldenlawine löst erhebliche Marktreaktionen aus

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Deutsche Anleihen-Renditen explodieren, vom 6. März 2025. ©Holger Zschäpitz

Damit reiht sich Deutschland in den internationalen Abwertungswettlauf ein und kehrt vom traditionellen deutschen Fiskal-Konservatismus ab. Nicht überraschend hat das historische "Whatever It Takes"-Fiskalpaket (= die neue Schuldenlawine) eine erhebliche Marktreaktionen auslöst. Die Renditen der 10-jährigen Bundesanleihen stiegen dramatisch von 2.39% auf 2,8% an und die deutschen Anleihemärkte erlebten einen drastischen Ausverkauf bzw. den größten Rendite-Sprung in ihrer Geschichte. Gleichzeitig fielen die deutschen Swap-Spreads auf Rekordtiefs, da der Markt die Auswirkungen dieser massiven fiskalischen Expansion einpreist.

Zudem haben sich auch die EU-Mitgliedstaaten darauf geeinigt, die Fiskalregeln für Verteidigungsausgaben zu lockern. Dementsprechend ziehen auch die Renditen französischer und italienischer Anleihen deutlich an. Trotzdem verzeichnete der Euro gegenüber dem US-Dollar seinen stärksten Dreitagesanstieg seit 2015. Die Märkte fokussieren sich offensichtlich auf eine Belebung der wirtschaftlichen Aktivitäten in der Eurozone.

Der DAX preist Kaufkraft-Entwertung und Belebung der Wirtschaft gleichzeitig ein

Dementsprechend lässt sich auch die fulminante Rally beim DAX erklären. Seit Jahresbeginn hat der deutsche Aktienindex bereits 15,5% zugelegt, obwohl die Vorgaben aus den USA eigentlich nach unten zeigen. Wie so oft lässt sich die für den Laien nur schwer nachvollziehbaren Zusammenhänge mit der Theorie des Crack-Up-Boom wunderbar erklären. Letztlich gilt: Wer in Zukunft seine Kaufkraft noch irgendwie erhalten möchte, muss die Anleihenmärkte meiden und stattdessen in Sachwerte wie Aktien und Edelmetalle investieren. Der deutsche Immobilienmarkt hingegen dürfte bei den steigenden Zinsen nicht einfacher werden.

“Johnny come lately kinda guy" 

Einschränkend muss man allerdings auch erwähnen, dass der DAX in der Vergangenheit immer wieder ein Nachzügler unter den internationalen Aktienindizes war. Die letzten beiden Male, als der DAX im Jahr 1999 und 2008 derart parabolisch angestiegen war, gab es kein gutes Ende. In jüngster Zeit könnte ähnlich wie damals ein beträchtlicher Zufluss spekulativen Kapitals, insbesondere aus den überbewerteten amerikanischen Aktienmärkten, auf der Suche nach schneller Rendite in den deutschen Leitindex umgeschichtet worden sein. Nicht überraschend hat der Zustrom dieses spekulativen Kapitals zu erhöhten Kursschwankungen geführt. 

Angesichts der etwas angeschlagen wirkenden US-Aktienmärkte könnte die Aufhol-Rally beim DAX daher ein ernstzunehmender Hinweis auf eine deutlich größere Korrektur an den weltweiten Aktienmärkten ab dem Spätfrühling/Frühsommer sein.

Auswirkungen auf die Edelmetalle - was bedeutet das alles für Gold und Silber?

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COMEX-Goldlieferungen gehen durch die Decke, vom 6. März 2025. ©Ronald Stöferle

Nach dem deutlichen Rückgang in der Vorwoche, können sich die Edelmetallpreise seit Montag schnell und deutlich erholen. Der Goldpreis flirtet schon wieder mit der Marke von 2.930 US-Dollar und auch der Silberpreis handelt wieder an der wichtigen Zone um 32.50 US-Dollar. Die Widerstandsfähigkeit der Gold-Bullen ist bemerkenswert.

Dies dürfte insbesondere auch der signifikanten Verlagerung von physischen Goldbeständen von London nach New York (COMEX) geschuldet sein. Dies hat zu einer echten Knappheit an physisch verfügbarem Gold in London geführt. Erstmals seit Jahrzehnten kommt es daher nun zu echtem Misstrauen gegenüber nicht zugewiesenen (unallocated) Goldinvestitionen. Infolgedessen hat sich die Psychologie der Anleger dramatisch verändert. Großinvestoren wollen und müssen nun sicherstellen, dass ihre Goldbestände tatsächlich physisch existieren! Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen auf den Goldmarkt, denn der physische Markt kontrolliert jetzt das Preisgeschehen. Dementsprechend sind die physischen COMEX-Goldauslieferungen im Februar durch die Decke gegangen.

Zusammen mit den neuen Gelddruckorgien in der Eurozone/Deutschland sind diese Entwicklungen nicht nur inflationär, sondern mittelfristig auch höchst bullisch für die Edelmetalle.

Gold in US-Dollar – Aufwärtstrend intakt 

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Gold in US-Dollar, Tageschart vom 7. März 2025. ©Gold.de

Wir hatten vor einem Monat vermutet, dass sich am Goldmarkt um die Marke von 2.900 US-Dollar vorübergehend eine gesunde Konsolidierung einstellen könnte. Tatsächlich hat sich der Goldpreis von dieser runden Marke bislang noch nicht nachhaltig gelöst. Trotz eines neuen Allzeithochs bei 2.956 US-Dollar kam es zu insgesamt drei deutlichen Rücksetzern, die jedoch in kürzester Zeit wieder neue Käufer in den Goldmarkt brachten. 

Insbesondere der scharfe Abverkauf in der vergangenen Woche hat aber einen schalen Beigeschmack, denn der Goldpreis fiel pünktlich zum Monatsschluss und dem damit verbundenen Auslaufen des Februar-Futures innerhalb von fünf Handelstagen von 2.956 bis auf 2.832 US-Dollar deutlich zurück. Nachdem am letzten Freitagabend dann alle in den Wochen zuvor verkauften Optionen wertlos verfallen waren, setzte eine schnelle Erholung ein, denn die Emittenten hatten ihre Beute gemacht.

Nichtsdestotrotz war der Abverkauf notwendig, da der Goldpreis zuvor zwei Monate lang dramatisch angestiegen war. Insgesamt kann die Bewegung der letzten Wochen um 2.900 US-Dollar als eine gesunde Konsolidierung betrachtet werden. Wir vermuten, dass die Aufwärtsbewegung in Richtung 3.000 US-Dollar plus x in Kürze weitergehen wird.

Solange das Tief der letzten Woche bei 2.832 US-Dollar nicht unterboten wird, ist der Aufwärtstrend intakt und die Bullen bleiben klar am Drücker. Auf der Oberseite warten um 2.930 US-Dollar sowie um 2.955 US-Dollar die zwei entscheidenden Hürden. Kann der Goldpreis diese Widerstandszone überwinden, wäre der Weg bis zur großen psychologischen Marke von 3.000 USD frei.

Gold glänzt, Anleihen wanken

Die globalen Finanzmärkte befinden sich in einer schwierigen Phase tiefgreifender Veränderungen, die durch steigende Anleiherenditen, volatile Aktienmärkte und eine anhaltende Stärke der Edelmetalle geprägt sind. Während der Goldpreis nach einer Konsolidierungsphase wieder auf dem Weg zu neuen Höchstständen ist, erleben deutsche Staatsanleihen einen historischen Ausverkauf. Die Renditen steigen rapide, getrieben durch das geplante Fiskalpaket der neuen Bundesregierung, das mit einer Lockerung der Schuldenbremse und massiven Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur einhergeht. Diese expansive Politik signalisiert eine Abkehr vom traditionellen deutschen Fiskalkonservatismus und könnte langfristig inflationäre Auswirkungen haben.

Gleichzeitig zeigt die Rally des DAX eine bemerkenswerte Dynamik, die sowohl von spekulativem Kapital als auch von einer erwarteten wirtschaftlichen Belebung in der Eurozone gestützt wird. Dennoch bleibt Vorsicht geboten: Historische Muster deuten darauf hin, dass parabolische Anstiege wie dieser oft von Korrekturen gefolgt werden. Anleger sollten daher die internationalen Aktienmärkte genau beobachten, da die jüngste Schwäche der US-Märkte ein Vorbote für eine größere globale Marktkorrektur sein könnte. Sachwerte wie Edelmetalle gewinnen in diesem Umfeld weiter an Attraktivität, während der Immobilienmarkt durch steigende Zinsen unter Druck gerät.

Für die Gold- und Silberpreise verspricht diese Entwicklung eine mittelfristig sehr bullische Perspektive. Die Knappheit an physischem Gold und das wachsende Misstrauen gegenüber nicht direkt zugewiesenen Goldanlagen treiben die Preise weiter nach oben. Mit einem intakten Aufwärtstrend und einer starken Nachfrage auch seitens der Zentralbanken könnte Gold mittel- und langfristig problemlos die Marke von 5.000 US-Dollar überschreiten. 

Kurzfristig, also auf Sicht der kommenden Wochen erwarten wir einen Anstieg des Goldpreises auf ca. 3.020 US-Dollar sowie etwa 3.080 USD. Dann wird man sehen müssen, ob der Silberpreis bis dahin an Dynamik gewinnt und die Führung auf den letzten Metern zu einem wichtigen Zwischenhoch übernimmt. Alternativ könnte die Gold-Rally angesichts der aktuellen Ausgangslage ohne echte Korrekturen und in Ignoranz des saisonalen Musters, das typischerweise einen Hochpunkt zwischen Mitte März und Mitte Mai vorsieht, auch direkt noch sehr viel weiter laufen. Sollte der Silberpreis in den nächsten ein bis zwei Monaten tatsächlich ausbrechen und deutlich zulegen können, vermuten wir ab dem Frühsommer eine größere Verschnaufpause bei den Edelmetall-Preisen.

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