Die Zinsstrukturkurve in den USA macht es möglich und die wenig euphorische Stimmung logisch – Gold ist auf Comeback-Kurs. Wo Inflation ist, da sucht man nach Anlagealternativen.
Wie groß der Einfluss von Inflationsdaten in den USA mittlerweile am Finanzmarkt ist, das konnte man am 10.November mittags an der Reaktion des Bitcoin ablesen. Kaum war die höchste Inflationsrate seit 1990 über die Ticker geschickt worden, sprang die größte aller Kryptowährungen fulminant nach oben. Anleger suchen Fluchtmöglichkeiten und für viele ist mittlerweile der Bitcoin eine solche. Doch auch die alte Generation besinnt sich wieder auf die Vorteile von Silber oder Gold. Zweimal testete man 2021 die Region von 1700 bis 1750 Dollar an, einmal im Frühjahr und einmal im Spätsommer. Dieses Level wurde für gut befunden und so langsam rückt die magische 2000-Dollar-Marke wieder in Sichtweite. Bei Silber ergibt sich charttechnisch eine fast kuriose Lage. Ende September kapitulierten die Anleger kurz und Silber sah bei 21 Dollar eher aus als würde man einen neuen Bärenmarkt entdecken. Doch eine V-förmige Erholung merzte den Rückschlag aus und nun hoffen viele auf den neuen Anlauf Richtung 30 Dollar.
Fundamental gibt es einige Argumente. Stefan Riße von Acatis führt folgende Punkte an: „Gold profitiert vor allem wenn der Realzins – also der Zins nach Abzug der Inflation fällt. Das ist derzeit der Fall, und deshalb ist der Goldanstieg nur logisch. Gold ist eben im Vergleich zum Papiergeld nicht unendlich vermehrbar. Das macht es in inflationären Zeiten attraktiv.
Dennoch notiert der Goldpreis derzeit deutlich unter dem Rekordniveau aus dem Sommer 2020. Dies führt Riße auch auf die Nachfrage aus Schwellenländern zurück. „Dass Gold trotz des Inflationsanstiegs bisher relativ schwach bleib, lag wahrscheinlich an der geringeren Nachfrage aus Indien. Das Land ist nach wie vor der größte Abnehmer von physischem Gold, weil beispielsweise die Aussteuer bei Hochzeiten in Gold bezahlt wird. Corona hat die Hochzeitssaison natürlich stark beeinträchtigt.“
Anleger sollten nicht damit rechnen, dass sich an der Zinslandschaft kurz- bis mittelfristig etwas ändert. Für Aufsehen sorgte zuletzt der Abgang des Bundesbankchefs Weidmann, der auch als Kritik an der EZB-Politik interpretiert wurde. „Mit dem Rücktritt des Bundesbankchefs Jens Weidmann ist der letzte Notenbanker alter Bundesbankschule, von der Bühne abgetreten. Für die Aktionäre ist das eine gute Nachricht, für Sparbuchsparer eine schlechte.“ sagt Stefan Riße.
Neben Gold rückt auch Silber wieder in den Fokus der Anleger, weil es in zahlreichen Industrieländern zu positiven Konjunkturüberraschungen gekommen ist. „Silber wird stark industriell genutzt“, erklärt Funda Sertkaya, Geschäftsführerin beim Edelmetallhändler Ophirum. „Dazu zählt auch der Einsatz im Bereich der erneuerbaren Energien wie Photovoltaik-Anlagen sowie auch Elektrofahrzeugen“, führt Sertkaya aus. Da die Erneuerbaren Energien in den kommenden Jahren von der Politik weltweit kräftig gefördert werden, scheint Silber Nachholpotenzial zu haben.
Zuletzt zeigt ein Vergleich der beiden großen Fluchtwährungen der alten und neuen Generation wie weit sich Gold und Bitcoin entfernt haben voneinander in Sachen Performance. Eine Auswertung des Brokers eToro weist seit 10. November 2016 für Gold eine Performance von 50 Prozent aus. Bitcoin hat dagegen irrsinnige 8.645 Prozent zulegen können. Zugegeben, eine Spielerei, doch in einem Indikator namens Gold-Bitcoin-Verhältnis war Gold noch nie so günstig wie aktuell. Aktuell muss man für einen Bitcoin 37 Feinunzen Gold aufwenden. Im Sommer 2020 lag der Verhältnis noch bei 5.