Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
der Rohstoff Gold hat in den letzten Wochen von unserer Seite aus viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Die letzte Analyse ist schon wieder rund vier Wochen her. Aber es war eben auch nicht viel los mit dem alten Metall.
Seit mittlerweile vier Jahren notiert Gold übergeordnet in einem langfristigen Abwärtstrend. Zwischenerholungen sind dabei natürlich vollkommen normal. Aktuell ist das Edelmetall wieder in einem interessanten Kursbereich angekommen.
Gold mit neuem Schwächeanfall nach Gegenbewegung
Nach dem Kursrutsch im Juli führte die obligatorische, technische Gegenbewegung (der Rohstoffdienst berichtete) die Notierung zunächst schnell nach oben. Nach dem Ausbruch aus der kleinen, charttechnischen Dreiecksformation Anfang August kletterte Gold bis auf 1.150 US-Dollar empor. Damit wurde mein Kursziel von 1.140 Dollar aus der letzten Gold-Analyse erreicht bzw. übertroffen. In der Spitze der Erholungsbewegung kostete die Feinunze sogar 1.170 Dollar.
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung des Edelmetalls seit Anfang 2015 dargestellt (in US-Dollar je Feinunze):
Danach kehrte allerdings schnell wieder Ernüchterung ein: Nach der technischen Gegenbewegung kam der Goldpreis wieder deutlich zurück. Aktuell notiert Gold bei 1.105 US-Dollar je Feinunze.
Gold derzeit nicht gefragt
Wie immer in langen Abwärtsphasen verlieren mit der Zeit mehr und mehr Anleger die Lust an ihren ehemaligen Lieblings-Investments. Abzulesen ist dies vor allem auch am Volumen der großen Gold-Fonds. Nachdem die internationalen Gold-ETFs bereits seit langer Zeit Abflüsse verzeichnen, wurde jüngst ein neuer Negativ-Rekord aufgestellt: Am Mittwoch kam es bei der gelagerten Menge des weltgrößten Gold-Fonds zu Rekordabflüssen von rund 14 Tonnen.
Aber es gibt auch andere Indikatoren, die bestätigen, dass Gold längst nicht mehr in Mode ist. Während das Edelmetall vor wenigen Jahren noch eines der beliebtesten Themen unter Anlegern war, hat sich die Stimmung mittlerweile massiv gedreht. Das Hoch des Edelmetalls wurde in etwa zu dem Zeitpunkt markiert, als Gold in jeder großen Tageszeitung als Investment angepriesen wurde. Der Stimmungs-Kontra-Indikator hat wieder einmal bestens funktioniert.
Von der Nachrichtenseite her belastet natürlich weiterhin die nahende Zinswende in den USA das gelbe Metall. Aufgrund der wiedererstarkten Wirtschaft in Amerika wird der einstige Krisenschutz nicht mehr bzw. weniger benötigt. Alte Goldbestände werden daher seit Jahren tendenziell abgebaut und in andere Vermögensklassen umgeschichtet.
Chartanalyse: Hält die Mini-Unterstützung?
Solide Ein- und Ausstiegssignale liefert seit je her nur die Charttechnik. Die dadurch entstehenden Trading-Möglichkeiten weisen ohne Zweifel eine bessere Erfolgsquote aus als andere Strategien oder Indikatoren.
Nach dem jüngsten Rücksetzer ist Gold wieder bei rund 1.100 US-Dollar angekommen. Das ehemalige Ausbruchsniveau wurde damit mustergültig getestet (die Gegenbewegung startete in diesem Bereich). Nun bleibt abzuwarten, ob sich Gold bei rund 1.100 Dollar stabilisieren kann. Positiv hervorzuheben ist der kleine, kurzfristige Aufwärtstrend, welcher sich seit Mitte Juli gebildet hat (siehe Abbildung oben). Aktuell verläuft diese zaghafte Unterstützungslinie exakt bei 1.099 US-Dollar.
Sollte diese junge Trendlinie jedoch nach Süden gebrochen werden, so liefert uns die Charttechnik abermals ein Negativ-Signal. Neue Tiefs wären in diesem Szenario wahrscheinlich.
Langfristig gesehen dominiert im Gold sowieso weiterhin der vorhandene Abwärtstrend. Die Negativ-Linie verläuft momentan bei rund 1234 Dollar. Erst wenn diese abwärts-gerichtete Chartlinie nach oben hin gebrochen wird, hellt sich die Situation des Edelmetalls nachhaltig auf.
Freundliche Grüße aus Köln
Bernd Raschkowski