Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
wir befinden uns ohne Zweifel in einer der stürmischsten Phasen der vergangenen Jahrzehnte. Nur selten hatte man solche massiven Schwankungen an den globalen Märkten gesehen - auch unter den Rohstoffen. Starke Nerven sind jetzt gefragt. Selbst die Krisenwährung Gold kam deutlich unter Druck und wurde seinem Ruf als Stabilitätsanker eher ungenügend gerecht.
Edelmetalle zeitweise unter Verkaufsdruck
Nachdem die internationalen Aktienmärkt unter den Auswirkungen des Coronavirus regelrecht zusammenbrachen, verzeichneten auch die Rohstoffe eine Talfahrt. Das Öl hat rund 50 Prozent an Wert verloren. Daneben war auch bei den Edelmetallen heftiger Verkaufsdruck zu sehen. Gold gab von 1.700 Dollar je Feinunze zeitweise auf 1.450 Dollar nach.
Was war da los?
Durch Margin Calls oder Sicherungsanforderungen der Banken mussten in den Depots grundsätzlich Bestände reduziert oder komplett abgebaut werden. Die Corona-Verunsicherung schlägt zudem massiv auf Fonds durch, es wurde massenweise Kapital aus risikobehafteten Anlagen abgezogen. Die großen Fonds verzeichneten Mittelabflüsse in Milliardenhöhe - und mussten dementsprechend Bestände in allen Anlageklassen reduzieren (um die prozentuale Gewichtung der einzelnen Anlageklassen beizubehalten).
Gold nach Fed-Maßnahmen auf Erholungskurs
Mittlerweile hat sich die Stimmung bei den Edelmetallen allerdings wieder gebessert. Hintergrund: Die US-Notenbank hat neue Maßnahmen gegen die Krise vorgestellt, darunter auch den Ankauf von MBS-Papieren (Mortgage Backed Securities, durch Immobilien gedeckte Wertpapiere). Die Maßnahme wirkt neben den zahlreichen Zinssenkungen ebenfalls extrem expansiv, die US-Geldpolitik wird also weiter gelockert. Infolgedessen gibt der US-Dollar nach und Gold als Krisenwährung und Inflationsschutz legt tendenziell zu.
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung von Gold seit September 2019 dargestellt (in US-Dollar je Feinunze, Candlestick-Chart, eine Kerze entspricht einem Tag):
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Aktuell kostet eine Feinunze Gold rund 1.540 US-Dollar. Dies entspricht einem Plus von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vortag. Bereits vorgestern hatte sich das Edelmetall erholt. Vom Krisen-Tief bei 1.450 Dollar hat Gold mittlerweile wieder rund 90 Dollar aufgeholt. Dennoch: Das Jahreshoch bei 1.700 Dollar bleibt in weiter Ferne.
Charttechnik: Unterstützung hat eindrucksvoll gehalten
Aus charttechnischer Sicht stabilisierte sich Gold an einem bekannten Kursbereich. Die Unterstützungszone bei 1.450 Dollar hatte dem Rohstoff schon in der Vergangenheit mehrfach Auftrieb verliehen. Hier drehte Gold bereits vier Mal nach Norden. Die Chartmarke hat erneut mustergültig gehalten.
Kurzfristig sind im Zuge der Corona-Krise weiterhin deutliche Schwankungen in den Edelmetallen gut möglich. Mittelfristig dürfte Gold jedoch wieder eindeutig aufwärts tendieren, schließlich profitiert das Edelmetall generell von der massiven Unsicherheit rund um den Globus sowie von den steigenden Schuldenbergen der Staaten. Mit den gesunkenen Zinsen in den USA sind zudem die Opportunitätskosten des gelben Metalls gesunken bzw. komplett aufgelöst worden. Auf Sicht der kommenden Monate ist ein Anstieg bis auf das bisherige Jahreshoch möglich.
Freundliche Grüße aus Köln
Bernd Raschkowski