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Gold und Silber: Inflation geht durch die Decke – Lebenshaltungskosten explodieren

Veröffentlicht am 21.07.2021, 08:36
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Der Goldpreis konnte Mitte vergangener Woche bis auf 1.834 US-Dollar ansteigen, jedoch gab dieser zum Wochenschluss wieder auf 1.812 US-Dollar nach und ging ebenso wie Platin nahezu unverändert ins Wochenende. Silber (-1,9 %) und Palladium (-6 %) zeigten sich hingegen viel schwächer und beendeten die Woche mit einem deutlichen Minus. Insbesondere der Rückgang des Silberpreises auf die wichtige Unterstützung bei 25,70 US-Dollar ist kurzfristig ein bärisches Indiz, das kurzfristig agierende Händler vorsichtig sein lässt. Da das Sentiment für Silber immer noch sehr bullisch und die Positionierung der Spekulanten am Terminmarkt entsprechend hoch ist, droht bei einem bärischen Ausbruch aus der Handelsspanne, in der sich der Silberpreis seit fünf Wochen befindet, womöglich ein stärkerer Preisrücksetzer.

Die Schwäche der Edelmetalle in der vergangenen Handelswoche überraschte, da der Anstieg der amerikanischen Verbraucherpreise am Dienstag wieder einmal viel heißer ausgefallen war, als es der Markt erwartet hatte. So stieg der US-Konsumentenpreisindex im Juni um 5,4 % zum Vorjahr an, während lediglich ein Anstieg um 4,9 % erwartet wurde. Der Index für gebrauchte Pkw und Lkw stieg im Juni den dritten Monat in Folge stark an und legte um 10,5 % zu. Dies war der stärkste monatliche Anstieg, der jemals im Index für gebrauchte Pkw und Lkw gemeldet wurde, seitdem dieser im Januar 1953 aufgelegt wurde. Ein Drittel des Anstiegs der Konsumentenpreise im letzten Monat entfiel auf Gebrauchtfahrzeuge und dürfte sich so nicht weiter fortsetzen.

Quelle: Zerohedge – Die Konsumentenpreise in den USA stiegen im Juni um 5,4% zum Vorjahr an
Quelle: Zerohedge – Die Konsumentenpreise in den USA stiegen im Juni um 5,4% zum Vorjahr an

Die Kerninflationsrate ex Energie und Lebensmittel stieg um 0,9 % (Prognose: +0,4 %) und explodierte damit förmlich auf 4,5 % zum Vorjahr, was der höchste Wert seit September 1991 darstellt.Die Güterpreise stiegen mit einem Plus von 8,7 % zum Vorjahr so stark wie zuletzt in 1981 und dramatisch stärker als die Dienstleistungen mit einem Anstieg von bisher nur 3,1 %. Auch der Produzentenpreisindex (PPI) lag weit über den Erwartungen und stieg allein zum Vormonat um 1,0 % an, was einem Anstieg zum Vorjahr in Höhe von 7,3 % entspricht. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2010.

Durch die steigenden Einkaufspreise sinken die Gewinnmargen der Unternehmen, was typisch ist in einer Stagflation. Zusätzlich werden inflationsinduziert steigende Zinsen in den nächsten Jahren insbesondere die hoch verschuldeten Unternehmen belasten, wodurch die Gewinne der Unternehmen von zwei Seiten her angegriffen werden. Deren Aktien werden dann real (inflationsbereinigt) abstürzen, ähnlich den siebziger Jahren, als der Aktienmarkt zum Goldpreis über eine Dekade hinweg um 94 % einbrach.

Quelle: Zerohedge – Die Kerninflationsrate stieg zuletzt in 1991 so stark wie im vergangenen Monat
Quelle: Zerohedge – Die Kerninflationsrate stieg zuletzt in 1991 so stark wie im vergangenen Monat

Der USD-Index schloss die Woche trotz der höher als erwartet ausgefallenen Konsumentenpreise mit einem Wochenplus von 0,6 %. Der USD-Index, bei dem wir bei 90 Punkten ein mittelfristiges Kaufsignal gaben, zeigt sich aktuell sehr stark. Aktuell keilt sich der Dollar ein und ist dabei, einen mittelfristigen Abwärtstrend und einen Widerstand zu überwinden. Sollte dies gelingen, so wäre ein Short-Squeeze möglich, der den US-Dollar weiter nach oben katapultieren würde. Dies würde jedoch die Hoffnung vieler Investoren auf eine kurzzeitige Fortsetzung des Preisanstiegs am Edelmetallmarkt torpedieren.

Der US-Dollar ist der Einäugige unter den Blinden und hält sich aktuell sehr stark
Der US-Dollar ist der Einäugige unter den Blinden und hält sich aktuell sehr stark

Trotz der historisch hohen Inflationsrate und der historisch steigenden Konsumentenpreise, wandte sich Fed-Chef Powell vergangenen Mittwoch gegen die Vorstellung, die Fed würde eine Beschleunigung des Prozesses der Rückführung ihrer Wertpapierkäufe und der Anhebung der Zinssätze in Betracht ziehen. Powells ständige Wiederholung eines nur vorübergehenden Anstiegs der Konsumentenpreise ist Unsinn, ebenso wie seine Vorstellung, dass die Nachfrage und die US-Wirtschaft stark wären, was beides lediglich Symptome der Inflation sind. Real befindet sich die US-Wirtschaft am Beginn einer langandauernden Rezession, die jedoch durch eine fälschlicherweise zu niedrig ausgewiesene Inflationsrate kaschiert wird. Jeder, der sein Vermögen und Einkommen nicht gegen die Inflation schützen kann, wird diesen Niedergang des Wohlstands in den nächsten Jahren am eigenen Leib erleben.

Lockdown zwingt Inder Gold zu verkaufen

Einer der Gründe für die Schwäche des Goldpreises könnte die schwache Schmucknachfrage sein. In Indien dient Gold als Rettungsanker für all jene, die durch die Maßnahmen der Regierung als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie wirtschaftlich geschädigt wurden. Während die Inder mit der zweiten Welle von Lockdowns kämpfen, sind viele Inder nun dazu gezwungen ihr Gold zu verkaufen, um über die Runden zu kommen.

Der neue Lockdown hat eine bereits schlechte Situation noch einmal verschlimmert. Für viele Inder, vor allem in ländlichen Gebieten, ist ihre Investition in Gold und Goldschmuck das einzige, was sie über Wasser hält. Die Lockdowns haben Millionen von Indern in die Armut oder den Bankrott getrieben und der Verkauf von Goldschmuck ist deren letzter Ausweg. In Südindien, dem größten Pro-Kopf-Goldverbraucher des Landes, wurde laut Bloomberg in diesem Jahr etwa 25 % mehr Altgold als üblich an Juweliere verkauft.

Die indischen Haushalte kaufen und halten traditionell Gold in Form von Schmuck als Investment und besitzen schätzungsweise 25.000 Tonnen. Die Inder schätzen Gold auch als Vermögensspeicher, besonders in den armen ländlichen Regionen. Zwei Drittel der indischen Goldnachfrage kommt aus diesen Gebieten, wo die große Mehrheit der Menschen außerhalb des offiziellen Steuersystems lebt. Gold war in 2016 die letzte Rettung für Viele, nachdem die Regierung im November desselben Jahres erklärte, dass 1.000 und 500 Rupien-Scheine nicht mehr gültig sein würden. Sie gab der Öffentlichkeit nur vier Stunden Vorlaufzeit, bis die 1.000 und 500 Rupien-Scheine, die 86 % der im Land umlaufenden Währung ausmachen, wertlos verfielen. Mit einer einzigen Ankündigung machte die indische Regierung praktisch das gesamte Bargeld in Indien wertlos. Viele Inder haben die Regierungspolitik, die Schattenwirtschaft aus dem Schatten zu holen, durchkreuzt, indem sie ihr „Schwarzgeld“ in Gold umgetauscht haben.

Gold ist Geld und wer es hat, wird immer in der Lage sein, Waren und Dienstleistungen zu erhalten, die man dringend benötigt, selbst im Falle eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs.

Banken und LBMA erhalten Ausnahme für neue Basel III Regeln

Die erhöhten Eigenkapitalvorschriften für Banken im Rahmen von Basel III, die Ende Juni in Europa in Kraft getretenen waren und helfen sollen, eine Wiederholung der Finanzkrise von 2008 zu verhindern, werden zum Jahresende auch in London umgesetzt. Banken sollen für nicht-alloziertes Gold künftig deutlich mehr Eigenkapital in Form von Tier-1-Assets, wie Bargeld oder alloziertes Gold, vorhalten müssen.

Auf dem weltweit größten Handelsplatz für physische Edelmetalle in London werden täglich Transaktionen in Höhe von 30 Mrd. US-Dollar, größtenteils mit nicht-alloziertem Gold, abgewickelt. Daher warnte die London Bullion Market Association (LBMA) vor der Umsetzung der neuen Vorschriften, wodurch die Banken sowie Clearingbanken möglicherweise den Handel einstellen müssten. Vor diesem Hintergrund hatten sich Artikel und Warnungen vor einer Explosion des Goldpreises Anfang Juli im Internet viral verbreitet. Seit Jahrzehnten sind derartige Crash-Warnungen mit einhergehender Explosion der Edelmetallpreise ein regelmäßig wiederkehrendes Phänomen am Gold- und Silbermarkt.

Die Prudential (LON:PRU) Regulation Authority, die eine Abteilung der Bank of England ist, hat deshalb eine Klausel in die neuen Regeln eingefügt (Artikel 428f), womit das Abwicklungssystem der LBMA weiterhin funktionieren soll. Banken, die in London Goldgeschäfte abwickeln, können eine Ausnahme von den im Januar 2022 fälligen strengeren Kapitalregeln beantragen. Es wurde eine “abhängige Edelmetallerlaubnis” eingeführt, die die Höhe des erforderlichen Kapitalpuffers reduzieren wird und das Clearing soll davon ausgenommen werden. Die “UBS (SIX:UBSG) begrüßt die Entscheidung der PRA, die die Stabilität im Goldclearing unterstützt und eine Störung des Londoner Marktes vermeidet.”

Die PRA will Gold dennoch nicht als hochqualitatives liquides Asset klassifizieren, was andere Geschäfte wie Edelmetalldarlehen und -leasing von der hohen Kapitalanforderung befreit hätte. Die LBMA ist hingegen der Ansicht, Gold sei liquide genug, weshalb es keinen zusätzlichen Liquiditätspuffer benötige.

Die Befürchtungen, die Liquidität könne abnehmen und die Finanzierungskosten für das Clearing stark ansteigen, sind damit größtenteils gebannt. Wir waren der Ansicht, dass die Änderungen keinen großen Einfluss auf die physische Nachfrage haben werden, da die Notenbanken alles tun werden, um einen nennenswerten positiven Einfluss auf die physische Nachfrage am Goldmarkt und somit den Goldpreis zu verhindern. Gold war immer die Weltwährung des freien Marktes und steht unvermindert in direkter Konkurrenz zu allen Fiat-Währungen, weshalb Notenbanken und Regierungen ein vitales Interesse daran haben, Anstiege des Goldpreises entweder zu verhindern oder in geregelten Bahnen laufen zu lassen, sodass die Entwertung staatlicher Fiat-Währungen der Aufmerksamkeit der meisten Investoren entgeht.

Technische Analyse zu Gold: Kritische Unterstützung bei 1.800 US-Dollar – die Entscheidung naht

Terminmarkt: CoT-Report vom 16.07.2021

Der Preis stieg zur Vorwoche um 10 US-Dollar, während die Spekulanten 6,3 Tsd. Kontrakte netto long gingen. Nach drei Wochen mit Schwäche und Stärke in der letzten Woche, zeigt sich der Markt bereits wieder ausgeglichen.

Zum Vormonat zeigt sich Schwäche, doch im Vergleich zum letzten Tief bei 1.680 US-Dollar zeigt sich noch deutliche Stärke und mehr physische Nachfrage als Angebot.

Eine Manipulation sahen wir in der letzten Woche nicht.

Die CoT-Daten sind bis dato weit davon entfernt, ein Kaufsignal zu geben und absolut sowie zum Open Interest bestenfalls im neutralen Bereich. In einem Bullenmarkt wäre dies jedoch grundsätzlich ausreichend für einen weiteren Preisanstieg, wie die Jahre 2008-2011 eindrucksvoll zeigten. Dennoch gibt es grundsätzlich viel Potenzial für einen Long-Drop, weshalb es aktuell weiterhin 50:50 für einen weiteren Anstieg oder Preisrücksetzer steht.

Die Restgefahr, dass es noch zu einem weiteren Long-Drop kommen könnte, bleibt. Die Daten sind weit davon entfernt, dass wir ein antizyklisches Kaufsignal mit einem guten CRV geben könnten. Nach einem kurzzeitigen Preisanstieg in der ersten Wochenhälfte, hat sich das Chartbild zum Wochenschluss jedoch wieder stark eingetrübt. Die CoT-Daten sind weiterhin nur durchwachsen und geben noch kein klares Bild.

Die Terminmarktdaten für Gold sind neutral
Die Terminmarktdaten für Gold sind neutral

Nach dem erfolgreichen Short-Trade von 1.870 US-Dollar auf 1.760 US-Dollar nahmen wir die Gewinne an dieser Unterstützung mit. Der Goldpreis war angesichts des hawkischen Zinsentscheids sehr schnell um über 100 US-Dollar auf unser Korrekturziel bei 1.760 US-Dollar gefallen, weshalb eine technische Gegenbewegung wahrscheinlich war.

Der Preiseinbruch hatte das bullische Sentiment zerstört und so verblieb der Goldpreis über drei Wochen hinweg in einer engen Handelsspanne zwischen 1.870 US-Dollar auf der Unterseite und 1.800 US-Dollar auf der Oberseite, bevor die Bären etwas zurückdrängt wurden und sich der Preis knapp oberhalb des Widerstands bei 1.800 US-Dollar etablieren konnte. Dass es hier nicht zu einer deutlicheren Erholung kam, war ein weiteres Anzeichen von Schwäche.

Zur Wochenmitte gelang es dem Goldpreis auf 1.835 US-Dollar zu klettern, nachdem der Anstieg der Konsumentenpreise in den USA historisch hoch ausgefallen war. Trotz all der für den Goldpreis bullischen Meldungen aus der Geldpolitik in den vergangenen Wochen, fiel der Goldpreis am Freitag wieder zurück und ging bei 1.812 US-Dollar ins Wochenende. Wenn der Goldpreis auf all diese Meldungen nicht mit einem Preissprung reagiert, dann ist dies ein Warnzeichen für kurzfristig agierende Spekulanten in diesem Markt.

Solange der Goldpreis über der Unterstützung bei 1.800 US-Dollar verbleibt, ist Gold kurzfristig long. Dieses Signal negiert sich mit einem erneuten Rücksetzer unter diese Unterstützung, wobei sich das Risiko eines finalen Abverkaufs um noch einmal 100 US-Dollar erhöhen würde.Dass der Silber- und Palladiumpreis in der letzten Woche einen deutlichen Preisrückgang erlitten, ist ein zusätzliches kurzfristiges Warnsignal. Unter 1.760 US-Dollar gibt es ein weiteres kurzfristiges Verkaufssignal mit dem Ziel bei 1.700 / 1.680 US-Dollar.

Gold kann in den letzten Wochen nicht so recht überzeugen
Gold kann in den letzten Wochen nicht so recht überzeugen

Im Tageschart sehen wir im größeren Bild noch einmal den starken Rücksetzer auf den langfristigen Aufwärtstrend, der nun kurzzeitig unterschritten wurde. Aktuell versuchen die antizyklisch agierenden Spekulanten und Investoren hier in das fallende Messer zu greifen und den Aufwärtstrend zu halten.

Über 1.800 US-Dollar ist Gold long mit dem Potenzial einer Fortsetzung des Anstiegs der letzten Monate. Den Stopp-Loss muss man nach dem Ausbruch aus der Handelsspanne jedoch konsequent bei 1.800 US-Dollar setzen, da noch die Gefahr besteht, dass der Goldpreis in den nächsten Wochen eine zweite Korrekturbewegung vollziehen wird, bevor sich die Hausse fortsetzen kann. Sollte der Goldpreis noch einmal abtauchen, so würden all jene, die am Aufwärtstrend gekauft haben, kalte Füße bekommen und eine Korrektur verstärken.

Spekulanten und Investoren kaufen am langfristigen Aufwärtstrend
Spekulanten und Investoren kaufen am langfristigen Aufwärtstrend

Der Chart für den Goldpreis in Euro sieht viel besser aus als in US-Dollar.Nach dem Ausbruch aus dem Abwärtstrend erfolgte ein mustergültiger Pull Back an das Ausbruchsniveau aus dem Abwärtstrend bei 1.500 Euro je Feinunze. Von dort aus konnte der Goldpreis bereits wieder um 35 Euro ansteigen. Ein Anstieg über das letzte Verlaufshoch bei 1.565 Euro würde ein erneutes prozyklisches Kaufsignal generieren, dem Spekulanten und Investoren folgen dürften. Ein möglicherweise schwächerer Euro in den kommenden Monaten, dürfte dem Goldpreis in Euro unter die Arme helfen. Gerade deshalb, da wir einen schwächeren Euro zum US-Dollar erwartet hatten, sahen wir für Investoren im Euroraum im März eine besonders gute antizyklische Kaufchance bei 1.400 Euro. Gold in Euro ist aktuell long, solange der Preis über der Unterstützung bei 1.500 Euro notiert. Dort sollte man seinen Stopp-Loss platzieren, für den durchaus denkbaren Fall, dass der Goldpreis noch einmal unter Druck geraten sollte.

In Euro ist das Rückschlagpotenzial geringer als in US-Dollar
In Euro ist das Rückschlagpotenzial geringer als in US-Dollar

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