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Rückblick
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Chartanalyse Gold in US-Dollar
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Wochenchart: Ausbruchsrally weiterhin möglich
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Tageschart: Neues Basislager um 2.000 USD?
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Terminmarktstruktur Gold
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Sentiment Gold
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Saisonalität Gold
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Makro-Update – Neuer Inflationsdruck und steigende Aufschläge in Shanghai
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Fazit: Gold - Konsolidierung oberhalb von 2.000 USD setzt sich fort
Am Goldmarkt war in den letzten Wochen mal wieder allerhand geboten. Zunächst gelang am Montag, den 4.Dezember im frühen asiatischen Handel der erwartete Ausbruch über das Allzeithoch bei 2.075 USD. Sofort kam es zu einem fulminanten Kursanstieg, welcher jedoch innerhalb von nur einer Stunde bei 2.149 USD sein jähes Ende fand. Noch am selben Handelstag wurde der Goldpreis dann an den westlichen Papiermärkten bis auf 2.020 USD abverkauft und nach unten durchgereicht. So blieb von dem eigentlich bullischen Ausbruch nur eine üble Umkehrformation übrig.
Den Bären gelang damit das fragwürdige und seltene Kunststück, den aufgestauten Druck am Goldmarkt mit einer Preisspitze bis auf 2.149 USD zunächst abzulassen und mit dem unmittelbar folgenden tiefen Rücksetzer trotz neuem Allzeithoch ein negatives Chartbild zu zeichnen. Erst bei 1.973 USD fand der Goldmarkt schließlich am 13.Dezember wieder einen Boden unter seinen Füßen.
Mit einem schwächeren US-Dollar im Rücken zogen die Goldnotierungen im Anschluss an den FED-Zinsentscheid dann aber wieder stark an und übersprangen am 28.Dezember mit 2.088 USD nochmals das alte Allzeithoch. Insgesamt beendete der Goldpreis das Handelsjahr 2023 bei 2.063 US-Dollar, so dass unterm Strich eine Jahresperformance von rund 240 USD bzw. 13,1% zu Buche steht.
Der Start in das neue Handelsjahr missglückte jedoch ebenso wie an den Aktienmärkten, denn die Bären übernahmen seit Ende Dezember wieder die Kontrolle über den Goldmarkt. In zwei Abwärtswellen rutschten die Goldnotierungen bis auf 2.002 USD gen Süden.
Die geopolitisch weiterhin angespannte Lage verleiht dem Goldpreis allerdings doch eine gewisse Standhaftigkeit, so dass die Bullen auch während den letzten drei Wochen regelmäßige Lebenszeichen von sich gaben. Zum Wochenschluss erholten sich die Gold-Notierungen bis auf 2.029 USD.
Der Start in die laufende Handelswoche fiel zunächst zwar etwas schwächer aus, trotzdem könnte der Rücksetzer seit dem 28.Dezember aber bereits mehr oder weniger ausgestanden sein. Die saisonal starke Phase bis Ende Februar eröffnet weiterhin neue Chancen.
Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 23. Januar 2024. Quelle: Tradingview
Im großen Bild, welches der Wochenchart seit 2018 einfängt, ist der Ausbruch über den starken horizontalen Widerstand um 2.075 USD im Dezember zunächst erneut gescheitert. Trotzdem handelt der Goldpreis aktuell nur rund 50 USD unter dem ehemaligen Allzeithoch und hält damit weiterhin Blickkontakt zur entscheidenden Widerstandszone. Der nachhaltige Ausbruch über 2.075 USD wäre daher grundsätzlich noch immer bis zum Frühling möglich.
Die umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter Formation hat ebenfalls Bestand. Allzulange sollte der Goldpreis allerdings nicht mehr unterhalb der Nackenlinie von 2.075 USD konsolidieren, sonst bröckelt das Momentum und der Faktor Zeit würde zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Alternativ müsste sich die Konsolidierung dann im Rahmen des aufsteigenden Dreiecks in den kommenden Monaten preislich, aber eben vor allem zeitlich ausweiten. Die seit dem November 2022 etablierte grüne Aufwärtstrendlinie würde aktuell im Extremfall Rücksetzer bis ca. 1.875 USD zulassen, ohne dass das grundsätzlich bullische Bild zerstört wäre. Wahrscheinlicher wäre es innerhalb dieses Szenarios allerdings eher, dass der Goldpreis einige Monte für die Korrektur zurück an die steigende Aufwärtstrendlinie benötigen würde. Einen saisonal typischen Rücksetzer zwischen März und Juni könnte die Aufwärtstrendlinie daher im Bereich zwischen ca. 1.930 bis 1.960 USD auffangen.
Insgesamt ist der Wochenchart momentan neutral bzw. aufgrund des aktiven Stochastik-Verkaufssignals leicht bärisch. Bislang konsolidieren die Goldnotierungen allerdings nur den ersten Ausflug über das alte Allzeithoch mit einer etwas volatileren Seitwärtsbewegung zwischen 2.000 und 2.088 USD. Sollten die Bullen derzeit ihr „neues Basislager“ oberhalb von 2.000 USD errichten, könnten bis zum späteren Frühling durchaus noch heftige Bewegungen auf der Oberseite möglich werden.
Gold in US-Dollar, Tageschart vom 23. Januar 2024. Quelle: Tradingview
Auf dem Tageschart hat der Rücksetzer den Goldpreis in der letzten Woche bereits an das untere Bollinger Band (2.004 USD) geführt und für einen überverkauften Stochastik-Oszillator gesorgt. Trotzdem hat die Serie höherer Tiefpunkte seit Anfang Oktober Bestand und wäre erst mit einem Unterschreiten von 1.975 USD beendet. Die Chancen für einen Boden um 2.000 USD stehen also nicht schlecht.
Allerdings kann eine Fortsetzung des Rücksetzer bis an die minimal steigende 200-Tagelinie (1.964 USD) im Zuge eines finalen Ausverkaufs noch nicht ausgeschlossen werden. Psycholosch betrachtet braucht der Goldpreis leider immer wieder kurzzeitige Panikausverkäufe, um danach gestärkt durchstarten zu können. Solange die Erholung beim US-Dollar aber nur so schwach wie bislang ausfällt, dürfte die Unterseite beim Goldpreis sehr begrenzt sein.
Der Vollständigkeit halber erwähnt werden muss nach wie vor die offene Kurslücke („Hamas-Gap“) bei 1.830 USD, denn 80% der Kurslücken werden in der Regel früher oder später geschlossen. Einen unmittelbaren Ausverkauf um rund 200 USD sehen wir aktuell jedoch nicht. Wenn dann wäre so ein Rücksetzer nur im Zuge kollabierender Finanzmärkte im späteren Jahresverlauf denkbar.
In der Summe steht der Tageschart noch nicht solide auf zwei bullischen Beinen. Zwar liefert die Stochastik ein neues Kaufsignal, allerdings muss der Goldpreis dringend seine steigende 50-Tagelinie (2.040 USD) zurückerobern. Da sich der Goldpreis dann letztlich über 2.000 USD halten kann, steigen die Chancen für einen neuerlichen Angriff auf das alte Allzeithoch um 2.075 USD deutlich. Sollte im Anschluss auch die Marke von 2.100 USD überwunden werden können, dürfte die Ausbruchsrally deutlich an Momentum gewinnen.
Unterhalb von 2.000 USD hingegen dürfte sich die Korrektur vor allem zeitlich deutlich ausweiten. Ein kurzfristiges Indiz für eine Ausweitung der Korrektur wäre ein Scheitern an der 50-Tagelinie (2.040 USD) sowie ein neuerlicher Preisrutsch unter die Unterstützung zwischen 2.015 und 2.020 USD. Dann wäre die 200-Tagelinie (1.964) das nächste logische Kursziel der Korrektur.
Commitments of Traders Report für den Gold-Future vom 20. Januar 2024. Quelle: Sentimenttrader
Bei einem Goldpreis von 2.029 USD hielten die kommerziellen Händler zuletzt eine kumulierte Leerverkaufsposition in Höhe von 207.420 Future-Kontrakten auf den Goldpreis. Bereits seit Anfang Oktober haben die kommerziellen Händler ihre Absicherungen und Wetten auf fallende Preise in die Rally am Goldmarkt schrittweise deutlich ausgebaut. Trotzdem hätte der Terminmarkt bis zu einer Extrem-Konstellation (ca. 300.000 bis 350.000 leerverkaufte Kontrakte) noch viel Platz.
Insgesamt ist der aktuelle CoT-Report bärisch und steht einem erneuten Ausbruch über 2.075 USD eher entgegen.
Sentiment Optix für Gold vom 20. Januar 2024. Quelle: Sentimenttrader
Mit einem Wert von 58 misst der Sentiment-Indikator trotz der Rally seit Oktober und dem wilden Hin- und Her der letzten sieben Wochen ein mehr oder weniger neutrales Stimmungsbild am Goldmarkt. Der Ausbruch auf neue Allzeithochs hat bislang nicht für übertriebenen Optimismus gesorgt, sondern wurde insgesamt eher ignoriert. Bis zu einer extremen Euphorie-Phase hätte der Sentiment-Indikator noch viel Luft.
Das Sentiment am Goldmarkt ist weiterhin neutral und steht höheren Kursen nicht im Weg.
Saisonalität für den Goldpreis über die letzten 12 Jahre vom 9. Oktober 2023. Quelle: Seasonax
Basierend auf dem saisonalen Durchschnitt der letzten 12 Jahre befindet sich der Goldpreis aktuell in der besten Phase des Jahres. Diese sorgt gewöhnlich bis Ende Februar bzw. Mitte März für steigende bis stark steigende Goldkurse. Der Jahresauftakt 2024 war bislang allerdings untypischerweise von einem dreiwöchigen Rücksetzer gekennzeichnet.
Basierend auf den letzten 12 Jahren ist die saisonale Komponente auf Sicht der kommenden acht Wochen sehr bullisch. Die Wahrscheinlichkeit für deutliche Kursanstiege ist sehr hoch.
Transithandelsvolumen im Suezkanal vom 22. Januar 2024. Quelle: Holger Zschäpitz
Durch den Terrorangriff der palästinensischen Hamas auf Israel Anfang Oktober hatte sich die geopolitische Lage im Mittleren Osten innerhalb eines Wochenendes stark eingetrübt. Seitdem Israel im Anschluss in den Gazastreifen einmarschierte, begannen Huthi-Milizen tausende Kilometer entfernt im Jemen Handelsschiffe auf der global wichtigen Route durch das Rote Meer zu beschießen. Ein Schiff wurde sogar gekapert und entführt. Bedroht durch diese Angriffsgefahr ist das Transitvolumen durch den Suezkanal mittlerweile stark eingebrochen und es könnte aufgrund von deutlichen Lieferverzögerungen und dadurch bedingten Angebotsverknappungen neuer Inflationsdruck heraufziehen.
Schifffahrtsrouten Suezkanal vs. Kap der Guten Hoffnung vom 21.Januar 2024. Quelle Source: Global Maritime Hub, S&P Global Commodity Insights
Etwa 15 % des weltweiten Schiffsverkehrs, darunter vor allem rund 30 % des globalen Containerhandels, werden durch den ägyptischen Suezkanal geleitet. Sollten die Frachtschiffe hingegen für mehrere Monate über das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet werden müssen, würde sich eine Hin- und Rückfahrt um ca. zweieinhalb Wochen bzw. bis zu 40% verlängern. Dies würde die freie Schiffskapazität deutlich verknappen und die Kosten in die Höhe treiben. Laut UBS (SIX:UBSG) könnte die effektive Kapazität um ca. 25% sinken, da eine solche Afrika-Europa Reise insgesamt mehr als 10 Wochen dauern kann und selbst kurze Unterbrechungen bzw. Verzögerungen deutliche Effekte nach sich ziehen.
Konsequenterweise haben sich die Frachtkosten für die Schifffahrt seit Mitte Dezember bereits mehr als verdoppelt. Als Folge könnten außerdem auch steigende Energiepreise, Versicherungsgebühren, Transportverzögerungen etc. im Jahresverlauf insgesamt zu einem Anstieg der Inflationsraten von ca. 0,5 bis 1% beitragen.
Shanghai Gold Premium vom 23. Januar 2024. Quelle: Goldprice.com
Während der Goldpreis im Oktober heftigst auf die geopolitische Eskalation im Mittleren Osten reagiert hatte, waren die Aufschläge auf physisches Gold in Shanghai bereits ab Ende August deutlich angezogen. Auch jetzt handelt der Goldpreis an der Shanghai Goldexchange wieder zwischen 3 und 4% höher als an den westlichen Papiermärkten. Folgerichtig tendiert der Goldpreis im asiatischen Handel in den letzten Wochen meist fester, während er dann ab dem frühen Nachmittag an der COMEX häufig wieder zurechtgestutzt wird. Der geopolitische Druck aufgrund des zunehmenden Ost-West-Konflikts schiebt den Goldpreis zwar nur langsam, letztlich aber sicher nach oben.
Insgesamt bleibt das makroökonomische Umfeld äußerst günstig für den Goldpreis.
Der Goldpreis setzte in den letzten dreieinhalb Wochen vom Hoch bei 2.088 USD um rund 4,15% zurück. Das charttechnische Bild hat sich dadurch natürlich nicht aufgehellt, es hat bislang aber auch kaum Schaden genommen. Letztlich bleibt es bei der großen Frage, ob auf den gescheiterten Ausbruch von Anfang bzw. Ende Dezember bald der nächste Versuch folgen wird, oder ob der Goldpreis mal wieder eine größere Korrekturschleife drehen wird müssen.
Solange die runde psychologische Marke von 2.000 USD verteidigt werden kann, stehen die Chancen für einen neuerlichen Anstieg in Richtung 2.075 USD und darüber angesichts der günstigen saisonalen Komponente recht gut. Während die Minenaktien sowie Silber teilweise äußerst schwach tendieren und damit keine positive Indikation liefern, kommt aber auch der US-Dollar nicht so wirklich auf die Beine. Zusammen mit der angespannten geopolitischen Lage sowie der physischen Nachfrage in Asien bleibt der Goldpreis daher solide unterstützt.
Zusammengefasst verweilen wir daher auf die Sicht der kommenden Wochen vorerst im Lager der Optimisten.