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Goldpreis wieder auf dem Weg zum Rekord? Hier die TOP5 Käufer unter Zentralbanken.

Veröffentlicht am 23.04.2020, 16:07
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Seit der Weltfinanzkrise in 2007/2008 überschlugen sich die Aktionen der Zentralbanken - es kam global zu einem Wettlauf der Zinssenkungen. Allen voran fielen vor allem die Leitzinsen der wichtigsten Notenbanken, wie die der Federal Reserve, der EZB, der Bank of Japan (BoJ), der Bank of England (BoE), der Schweizer Notenbank (SNB), der Bank of Canada (BoC), der Reserve Bank of Australia (RBA) und der Reserve Bank of New Zealand (RBNZ). Gerade diese Zentralbanken werden hier voranzustellen sein, da sie für die weltweit wichtigsten und am meisten gehandelten Währungen stehen. Die Zentralbanken blähten über die Jahre ihre Bilanzen mit Staats- und Unternehmensanleihen, ABS, MBS und anderen verbrieften Papieren derart drastisch auf, dass man sich durchaus fragen muss, ob diese bisweilen angekauften Wertpapiere jemals von deren Bilanzen wieder abgeladen oder gar abgebaut werden können, ohne die Wörter „Stundung“ oder „Schuldenschnitt“ auch nur in den Mund zu nehmen.

Zentralbanken, Staaten sind seit vielen Jahren Käufer

Genau in solchen Zeiten fragt man sich als informierter Anleger natürlich, wie lange quantitative Lockerungen oder anders formuliert die enorm expansive Geldpolitik im globalen Kontext betrachtet noch gutgehen können. Da greift man gerade deshalb immer wieder bei Gold beherzt zu, da Gold weltweit als sicherer Hafen betrachtet wird. Interessanterweise denken so seit vielen Jahren, seit der Finanzkrise um genau zu sein, nicht nur Privatanleger, sondern auch institutionelle Investoren und ganz besonders auch die Zentralbanken selbst (und auch Staaten - beziehungsweise Staatsfonds). Seit dem Jahr 2010 drehte sich nämlich die Einstellung der Zentralbanken um 180 Grad und zwar von der Position des Nettoverkäufers zur Position des Nettokäufers von Gold. Besonders kräftig langten die Zentralbanken im Jahr 2018 zu, als sie insgesamt 536 Tonnen Gold in ihre Tresore ankauften, wie die „GFMS Goldstudie“ vom Mai 2019 zeigte.

Russland und China bauen Goldbestände massiv aus - auch andere Länder langen kräftig zu

Russland sitzt auf vielen Tonnen Gold und pausiert wohl erst die weiteren Zukäufe

Seit vielen Jahren kaufen insbesondere China und Russland tonnenweise Gold hinzu und bauen ihre Goldreserven drastisch aus. Wer hier in die Historie der Goldreserven zurückgehen will, der blickt auf die Meldedaten des „World Gold Councils“ oder direkt in die Meldedaten des „Internationalen Wärhrungsfonds (IWF)“. Damit der Vergleich tatsächlich auch auf den Monat genau stimmt, soll hier jeweils einmal auf den Stand vom März 2010 und März 2020 geblickt werden. Russland hielt im März 2010 exakt 641,0 Tonnen und China 1.054,1 Tonnen an Goldreserven. Im März 2020 hielt Russland 2.279,2 Tonnen und China 1.948,3 Tonnen an Goldreserven. Kein Land wie Russland hat also in den letzten zehn Jahren soviel Gold angekauft - der Anstieg liegt bei 1.638,2 Tonnen (Im Anleihesektor reduzierte Russland das U.S.-Exposure übrigens passend dazu deutlich. Der Anteil Russlands an U.S. Treasury Securities hat sich vor allem in den letzten zwei bis drei Jahren extrem verringert und taucht nicht einmal mehr in den Top35 auf. Die größten Anteileigner an U.S. Treasury Securities sind Japan gefolgt von China). Auch Chinas Goldreserven haben sich in den letzten zehn Jahren beinahe verdoppelt – hier kann wohl hauptsächlich von einer fortschreitenden Diversifizierung von „Pekings Portfolio“ gesprochen werden. Die Goldreserven der Türkei kletterten im Vergleichszeitraum von 116,1 Tonnen auf 428,7 Tonnen und haben sich demnach vervielfacht. Die Goldbestände Venezuelas schmolzen hingegen in den letzten zehn Jahren von 360,8 Tonnen auf 161,2 Tonnen um mehr als die Hälfte dahin, um auch mal ein extremes Negativbeispiel zu nennen. Blickt man auf die Europäische Union, so findet sich auch ein Staat, der die Goldreserven innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt hat, es ist Polen. Die Goldreserven von Polen stiegen von März 2010 bei 102,90 Tonnen auf 228,6 Tonnen im März 2020. Ein Land hat seine Tonnage jedoch mehr als verfünffacht und das ist Kasachstan, nämlich von März 2010 bei 70,5 Tonnen auf 382,0 Tonnen im März 2020. Die Top5-Käufer in Bezug auf die Zentralbanken sind folglich „Russland, China, Türkei, Kasachstan und Polen“.

USA und Deutschland mit den höchsten Goldreserven

Die weltweit höchsten Goldreserven haben übrigens mit Abstand die USA, die insgesamt 8.133,5 Tonnen horten. Auf dem zweiten Platz folgt mit 3.366,5 Tonnen Deutschland. Die weiteren Plätze der Top 10 entfallen auf mit 2.451,8 Tonnen auf Italien, 2.436,0 Tonnen auf Frankreich, 2.279,2 Tonnen auf Russland, 1.948,3 Tonnen auf China, 1.040,0 Tonnen auf die Schweiz, 765,2 Tonnen auf Japan, 635,0 Tonnen auf Indien und 612,5 Tonnen auf die Niederlande.

Gold-ETCs horten ebenso recht hohe Goldbestände

Es gibt dutzende Gold-ETCs, einer der größten Gold-Fonds ist der ETC (Exchange Traded Commodity) mit dem Namen „SPDR® Gold Shares (NYSE:GLD)“. Der „SPDR Gold Shares“ weist mit dem Stand des 21. April 2020 1.033,39 Tonnen Gold in seinen Beständen auf. Damit vereint ein ETC allein bereits nahezu die gleiche Goldmenge wie die gesamte Schweiz auf sich. Ein weiterer vor allem in Deutschland bekannter Gold-ETC ist „Xetra-Gold (DE:4GLD)“. Der Bestand von „Xetra-Gold“ lag am 21. April 2020 bei 212,849 Tonnen (davon lagern 207.347 Tonnen in Frankfurt).

Vor allem China könnte bei der Goldnachfrage in den nächsten Monaten verstärkt ausfallen

Coronavirus verschont auch die Wirtschaft im Reich der Mitte nicht...

Neben positiven Szenarien für den Goldpreis, sollte auch zumindest ein mögliches negatives Szenario für den Goldpreis hier kurz thematisiert werden. Die Corona-Krise hat schließlich nicht nur im Rest der Welt bis dato schwere wirtschaftliche Verwerfungen „produziert“, sondern auch im Ursprungsland - im Reich der Mitte. Chinas Wirtschaft sank im ersten Quartal um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal 2019. Somit ist das BIP vor allem für Chinas Verhältnisse dramatisch geschrumpft. Auch die Auswirkungen auf das globale BIP sind in diesem Zusammenhang nicht zu vernachlässigen, denn Chinas Volkswirtschaft ist nach den USA die zweitgrößte der Welt und erreichte im Jahr 2019 ein BIP mit einem Volumen von 14,140 Billionen US-Dollar (zum Vergleich die USA mit 21,44 Billionen US-Dollar). Insgesamt kann man sich zumindest in Bezug auf die Industrienachfrage und die Privatnachfrage nach Gold vorstellen, dass diese aufgrund der global eher düster gezeichneten BIP-Prognosen nicht unbedingt wie in den letzten Jahren ausfallen wird. Der IWF prognostiziert für das Jahr 2020 ein Schrumpfen der globalen Wirtschaft um 3,0 Prozent. Das BIP der USA soll um 5,9 Prozent schrumpfen und das Chinas lediglich um 1,2 Prozent wachsen, was für chinesische Verhältnisse in den letzten Jahrzehnten unheimlich schlechte Wachstumsaussichten sind (Chinas BIP stieg in 2019 noch um 6,1 Prozent). Alles in allem spricht eine tiefe Rezession logischerweise für einen enorm einbrechenden Konsum. Es ist nur schwer vorstellbar, dass dies spurlos am für Gold wichtigsten Nachfragesektor „Schmuck“ vorbeigeht. Übrigens: Auch Indien ist seit jeher für eine recht verlässliche Goldnachfrage bekannt, doch schon vor der Corona-Krise fielen die Käufe aufgrund der enorm schlechten Entwicklung der Landeswährung Rupie (INR) in Relation zum US-Dollar (USD) eher mäßig aus. In Indien ist mit einer starken Ausbreitung des Corona-Virus zu rechnen und dies dürfte die Goldkäufe in Indien zunehmend niedrig halten.

Gold – Angebot und Nachfrage

Indien ist ein Megamarkt für Goldschmuck mit einem Bedarf von 539,1 Tonnen pro Jahr. Stand 2018.

In Bezug auf die Zukäufe von Zentralbanken beziehungsweise Staaten wurde obig ein Zehnjahreshorizont an den Tag gelegt. Das soll nun auch für den Bereich „Angebot und Nachfrage“ gelten. Was das globale Goldangebot angeht, so wird der größte Anteil von Gold in Minen abgebaut. Auf Sicht der letzten zehn Jahre schwankte der Anteil des globalen Goldangebots aus Minen grob zwischen zwei Dritteln bis zu drei Vierteln in Bezug auf das gesamte weltweite Goldangebot. Der Anteil von Gold aus Recycling schwankte dazu passend zwischen einem Viertel bis zu einem Drittel. Von 2010 bis zum Jahr 2018 lag das globale Angebot zum Beispiel zwischen 4.340 bis 4.590 Tonnen. In 2019 wurden in Minen 3.463,7 Tonnen Gold abgebaut und 1.304,1 Tonnen stammten aus Recycling.

Die globale Goldnachfrage untergliedert sich in die Sektoren „Schmuck“, „Investment“, „Zentralbanken“ und „Technologie“. Seit 2010 übt der Bereich „Schmuck“ immer die höchste Nachfrage aus, gefolgt von Sektor „Investment“. Im Schnitt der letzten zehn Jahre liegt der Bereich „Zentralbanken“ auf dem dritten Platz und „Technologie“ auf dem letzten Platz. Besonders in den Jahren 2013 bis 2015 war der Anteil der Nachfrage des Sektors „Schmuck“ im direkten Vergleich zum Sektor „Investment“ im Durchschnitt zwei- bis dreimal so hoch.

Die höchste Goldnachfrage der letzten zehn Jahre ist auf das Jahr 2011 zu verorten (im September 2011 notierte der Goldpreis via Spothandel passend dazu auf seinem Rekordhoch von 1.921,10 US-Dollar je Feinunze) - die globale Nachfrage lag bei 4.773,2 Tonnen (den höchsten Anteil daran hatte der Bereich „Schmuck“ mit 2.104,1 Tonnen).

Den höchsten Anteil an der weltweiten Goldverarbeitung haben übrigens die beiden bevölkerungsreichten Länder der Welt, China und Indien, die zum Beispiel im Jahr 2018 785,2 Tonnen bzw. 700,5 Tonnen Gold verarbeiteten. Damit liegt der weltweite Markt für Goldverarbeitung zu über drei Viertel in der Hand von nur zwei Ländern. Auch aus diesem Grund ist ein Blick auf Indien und China in Bezug auf Gold immer wichtig. Chinas und Indiens Schmuckbedarf lag in 2018 bei 567,4 Tonnen bzw. 539,1 Tonnen – diese beiden Megamärkte haben demnach auch in diesem Bereich eine gewisse Lenkungswirkung.

Fazit

Die Top5-Käufer in Bezug auf die Zentralbanken sind ja hier bereits herausgearbeitet worden. Es sind „Russland, China, Türkei, Kasachstan und Polen“. Die Frage, ob sich der Goldpreis wieder auf dem Weg zum Rekord bewege, könnte auch zu ergänzen sein. Es könnte im extremen „Bullen-Szenario“ nämlich auch deutlich höher gehen. Konzentriert man sich einmal nur auf den weltweit wichtigsten Goldabnehmer China, so lag die Gesamtnachfrage nach Gold im Jahr 2018 zum Beispiel bei 998 Tonnen (da sind die Zentralbankkäufe der PBOC noch nicht mit eingerechnet). Die Daten für 2019 könnten noch eine recht ähnliche Gesamtnachfrage Chinas aufweisen - diese Daten werden vermutlich bald (etwa im Mai) verfügbar sein. Was das Jahr 2020 und in erster Linie die massive Ausbreitung der Corona-Pandemie in China angeht, so könnte das physische Goldangebot in China eben gerade aufgrund der Corona-Krise im ersten und zweiten Quartal 2020 zusätzlich verknappt sein. Dies könnte auf Schwierigkeiten beim Abbau besonders in den chinesischen Goldminen zurückzuführen sein, die zu einem Teil aufgrund der Corona-Pandemie teils oder gar vollständig je nach Provinz ihren Betrieb herunterfahren mussten. Zusätzlicher Druck in Form von verringertem Angebot könnte sich auch durch Produktionsschwierigkeiten aufgrund der Pandemie beim Abbau von Gold in Australien und Südafrika abzeichnen. China ist jedoch der weltweit größte Gold-Produzent. 2017 wurden in Chinas Minen 426,1 Tonnen abgebaut und in 2018 399,7 Tonnen. Damit baut das Reich der Mitte beinahe soviel Gold ab, wie Russland und Südafrika zusammen. Aus diesem Grund könnten Schwierigkeiten auf der Angebotsseite in China wohl nicht sofort aufgefangen werden. Was das extreme „Bullenszenario“ angeht, wäre recht nachvollziehbar auf die katastrophale konjunkturelle Entwicklung abzustellen, die auf die wichtigsten Volkswirtschaften zurollt. Die Ausgangssperren, „Lockdowns“ und „stay-at-home-orders“, die massive Ausbreitung des Corona-Virus in über 180 Ländern weltweit führt auf der einen Seite unweigerlich in die globale Rezession und auf der anderen Seite zu immer expansiver eingestellten Notenbanken und höheren Staatsverschuldungen und begünstigt den Weg zum sicheren Hafen namens Gold.

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