- Sojabohnen übersteigen technisches Widerstandsniveau
- Mais nähert sich 4 USD
- Weizen erreicht ein Sechsjahreshoch
- Erhöhte Getreidepreise führen zu höheren Fleischpreisen
- Mutter Natur könnte den Rohstoffmarkt in 2021 aus der Bahn werfen
Am Freitag, dem 9. Oktober, veröffentlichte das US-Landwirtschaftsministerium seinen monatlichen WASDE-Bericht (World Agricultural Supply and Demand Estimates). Hersteller und Verbraucher betrachten den USDA-Bericht als Goldstandard für Angebot und Nachfrage bei landwirtschaftlichen Produkten. Viele treffen darauf basierend Geschäfts- und Absicherungsentscheidungen.
Die Preise von Sojabohnen, Mais, Weizen und tierischem Eiweiß waren in den letzten Wochen und Monaten bereits gestiegen. Der jüngste WASDE-Bericht stützte die jüngsten Preiserhöhungen.
Die WASDE beschreibt Änderungen der Ernteerträge, Lagerbestände, Importe und Exporte sowie der Verbrauchernachfrage im volatilen Agrarsektor. Die Wetterbedingungen in den führenden Anbaugebieten bestimmen jedes Jahr das Angebot und können extremen Schwankungen unterliegen.
Eine Sturmfront Mitte August belastete das Angebot und ließ die Preise steigen. Inzwischen nimmt die Nachfrageseite der Fundamentalgleichung ständig zu. Laut dem US-Statistikamt gibt es in jedem Vierteljahr ungefähr zwanzig Millionen Menschen mehr auf der Welt. Um die Jahrhundertwende lebten sechs Milliarden Menschen auf der Erde. Ende letzter Woche lag diese Zahl mit 7,69 Milliarden um über 28% höher. Jeden Tag gibt es mehr Mägen zu füllen, was bedeutet, dass die Welt mehr landwirtschaftliche Produkte produzieren muss, um die Ernährung sicherzustellen.
Seit 2012 reichen gute Ernten bei Getreide und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus, um die Nachfrage zu erfüllen. Da die Welt im Jahr 2021 mehr Produkte als im Jahr 2020 benötigen wird und das Wetter die Produktion bestimmen wird, könnten wir in den kommenden Monaten und Jahren große Preisunterschiede und höhere Preise auf den Agrar-Märkten feststellen. Die Zeit wird zeigen, ob die Rallye, die in den letzten Monaten begann, der Beginn eines deutlichen Aufwärtstrends bei den Agrarpreisen ist.
Sojabohnen übersteigen technisches Widerstandsniveau
Während die Ernte 2020 andauert, durchbrach der Preis für als nächstes fällige Sojabohnen-Futures wichtige technische Widerstandsniveaus.
Quelle: CQG
Wie der Monatschart zeigt, stiegen die Sojabohnen am 9. Oktober auf das jüngste Hoch von 10,7975 USD und übertrafen damit den Höchststand vom März 2018 von 10,71 USD pro Scheffel. Das nächste Niveau auf der Oberseite liegt bei der Preisspitze vom Juni 2016 von 12,0850 USD. Ende letzter Woche lagen die November-Sojabohnen bei 10,50 USD pro Scheffel.
Mais nähert sich 4 USD
Während Sojabohnen ein neues Mehrjahreshoch erreichten, konnte Mais die 4 USD pro Scheffel noch nicht knacken. Das Grobkorn erreichte am 12. Oktober einen Höchststand von 3,9925 USD.
Quelle: CQG
Der Monatschart zeigt, dass der technische Widerstand bei Mais-Futures vom Höchststand von 4,0250 USD aus dem Oktober 2019 gebildet wird. Das nächste Niveau auf der Oberseite liegt bei 4,6425 USD pro Scheffel, dem Hoch vom Juni 2019. Mais befand sich Ende letzter Woche über dem Niveau von 4,00 USD.
Weizen erreicht ein Sechsjahreshoch
Die dramatischste technische Bewegung im Getreidesektor in den letzten Wochen war der CBOT-Markt für Futures auf roten Winterweichweizen.
Quelle: CQG
Am 16. Oktober erreichten CBOT-Weizenfutures mit einem Kurs von 6,3075 USD pro Scheffel ihren höchsten Preis seit 2014.
Die technischen Widerstände waren zuvor das Hoch vom August 2018 bei 5,93 USD und vom Juni 2015 bei 6,1575 USD pro Scheffel gewesen.
Vor sechs Jahren stiegen die CBOT-Weizen-Futures im Dezember 2014 auf 6,77 USD und im Mai 2014 auf 7,35 USD pro Scheffel. Weizen zur Lieferung im Dezember wurde am Freitag, dem 16. Oktober, zu über 6,25 USD pro Scheffel gehandelt.
Erhöhte Getreidepreise führen zu höheren Fleischpreisen
Eine der Hauptfaktoren für die Fleischpreise sind die Futterkosten, und Getreide ist die Grundlage von Tierfutter. Sojaschrot ist einer der direkten Nahrungsbestandteile für die Aufzucht von Hühnern, Rindern und Schweinen.
Quelle: CQG
Der Wochenchart von Lebendrind-Futures zeigt, dass der Rindfleischpreis seit Erreichen eines Bodens Ende April 2020 tendenziell gestiegen ist.
Quelle: CQG
Nachdem der Preis für nächst-fällige Futures auf mageres Schweinefleisch im April mit 37 Cent pro Pfund einen Tiefpunkt erreicht hatte, stieg er wieder an und lag Ende letzter Woche bei fast 70 Cent pro Pfund.
Schweinefleisch fiel in diesem Jahr auf den niedrigsten Preis seit 2002. Während die globale Pandemie und Probleme mit der Lieferkette dazu führten, dass die Preise für Rind- und Schweinefleisch Anfang 2020 auf ihre niedrigsten Niveaus seit Jahren sanken, haben sich beide erholt. Erhöhte Getreidepreise erhöhen die Futtermittelpreise für tierische Eiweißproduzenten und sind ein bullischer Faktor für Fleisch.
Mutter Natur könnte den Markt für Rohstoffe, die die Welt ernähren, in 2021 aus der Bahn werfen
Die Preise für Sojabohnen, Mais und Weizen haben in den letzten Monaten einen Aufwärtstrend verzeichnet. Sojabohnen und Weizen stiegen auf Mehrjahreshochs, während Mais mit dem 4-Dollar-Niveau flirtet.
Der Schwerpunkt verlagert sich nun auf das Erntejahr 2020/2021 südlich des Äquators. Da sich die weltweit führenden Produzenten von Getreide und Ölsaaten auf der Nordhalbkugel befinden, werden das Wetter und die Nachfrage in der Pflanz-, Wachstums- und Erntezeit im Jahr 2021 bestimmen, ob der Bullenmarkt bei Getreide von Dauer sein wird.
Das letzte Mal, dass die Märkte ein erhebliches Angebotsproblem hatten, war während der Dürre 2012, die die Preise für Mais und Sojabohnen auf ein Allzeithoch von 8,4375 USD bzw. 17,9475 USD pro Scheffel schickte. Im Jahr 2012 stieg Weizen auf ein Hoch von 9,4725 USD. Obwohl Getreide erhebliche Rallyes hinter sich hat, gibt es viel Spielraum für höhere Preise.
Laut dem US-Statistikamt wächst die Weltbevölkerung jedes Quartal um ungefähr zwanzig Millionen Menschen. In acht Jahren sind das 640 Millionen mehr Münder, die essen wollen. Jegliche Lieferprobleme könnten die Preise auf ein höheres Niveau bringen als während des letzten Bullenmarktes, der die Preise 2012 auf Rekordhochs steigen ließ.
Mutter Natur bestimmt das Wetter. Sie wird die ultimative Schiedsrichterin für die Getreidepreise im Jahr 2021 sein. Die Zeit wird zeigen, ob die jüngste Rallye nur der Beginn eines Bullenmarktes im Getreidesektor ist.