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Importverbot für russisches Uran: USA setzen auf "alliierte" Lieferkette

Veröffentlicht am 07.05.2024, 10:32
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Die USA verbieten den Import von Uran aus Russland und setzen auf eine eigene, abgesicherte Lieferkette. Das Zeitfenster dafür erscheint gerade günstig, der Hochlauf der inländischen Produktion hat bereits begonnen.

Das beabsichtigte Importverbot für russisches Uran in den USA könnte die Abhängigkeit des Landes von Russland bei der Versorgung mit Energiebrennstoff reduzieren. Die Hoffnung liegt auf dem Aufbau einer abgesicherten, gleichwohl aber nicht rein inländischen Lieferkette.

Kathryn Huff, bis vergangenen Freitag stellvertretende Atomministerin des Energieministeriums, betonte in der vergangenen Woche die Bedeutung des Importverbots. "Die Realität ist folgende: In den letzten Jahren bestand die sehr reale und gegenwärtige Möglichkeit, dass Russland abrupt aufhören könnte, angereichertes Uran an die Vereinigten Staaten zu liefern."

"Alliierte Alternative" zu Russland

Es gehe nun um eine "alliierte Alternative". Bei dieser könnten Länder wie Kanada, Frankreich und Japan die USA unterstützen. Das Importverbot sieht zudem Unterstützung für die US-Uranindustrie im Umfang von 2,7 Milliarden USD vor.

Huff hält eine "gepaarte Struktur" für erforderlich. Die USA müssten in "neue Konvertierungs- und Anreicherungskapazitäten investieren" und die Investitionen dann durch Importbeschränkungen schützen. So lasse sich die Abhängigkeit von Lieferungen aus Russland verringern.

Das Zeitfenster dafür sei günstig, die USA hätten "gerade genug Zeit" um neue Umwandlungs- und Anrechnungskapazitäten aufzubauen. Der Markt für in Kraftwerken verwendetes Uran unterliegt bestimmten Zyklen. So bestellen Kernkraftwerke alle zwei Jahre neue Brennstäbe – und zwar auf Basis von Verträgen, die Jahre im Voraus abgeschlossen wurden. Aktuell gebe es ein Zeitfenster von 3-4 Jahren, um russische Importe zu ersetzen.

Die USA setzen verstärkt auf Atomkraft. In der vergangenen Woche wurde – nach längerer Verzögerung – das Kernkraftwerk Vogtle im Bundesstaat Georgia eröffnet. Als nächstes könnte Palisades in Michigan wieder in Betrieb gehen. Das 1971 eröffnete AKW wurde 2022 geschlossen. Der Eigentümer Holtec strebt die Wiederinbetriebnahme an – es wäre die erste in der Geschichte der USA.

Allerdings muss das Unternehmen noch einige Auflagen erfüllen, bei denen ein im März durch das Energieministerium ausgereichtes Darlehen in Höhe von 1,5 Milliarden USD helfen soll. Der US-Senat hatte in der vergangenen Woche ein Gesetz verabschiedet, das den Import russischen Urans verbietet.

Die Verabschiedung erfolgte einstimmig, nachdem das Repräsentantenhaus den Gesetzentwurf bereits im Dezember (ebenso einstimmig) gebilligt hatte. Nun muss US-Präsident Joe Biden das Gesetz noch unterschreiben. 90 Tage nach dem Inkrafttreten wäre die Einfuhr von Uran dann verboten – wobei Ausnahmeregelungen für den Fall von Versorgungsproblemen vorgesehen sind.

Wie groß ist der Anteil russischen Urans in den USA?

Im Jahr 2022 stammten nach Angaben der US Energy Information Administration 12 % des in amerikanischen Atomkraftwerken importierten Urans aus Russland. Allerdings kauften die US-Versorgungsunternehmen im Jahr 2023 schätzungsweise 3,9 Millionen getrennte Arbeitseinheiten (Seperative Work Units, SWU) russischer Herkunft, was 24 % des Bedarfs an angereichertem Uran in den USA entspricht. Die restlichen 27 % wurden von US-Anreicherungsanlagen geliefert, 49 % von westeuropäischen Anlagen.

Im Hinblick auf die Rohstoffvorkommen liegen Alternativen nahe. Der aus Wyoming stammende US-Senator John Barrasso, zugleich oberster Republikaner im Energieausschuss des Senats, verwies auf die Lagerstätten in seinem Bundesstaat, die russische Importe ersetzen könnten. Das Gesetz werde "dazu beitragen, die amerikanische Uranproduktion wiederzubeleben und Investitionen in die amerikanische Kernbrennstoffversorgungskette anzukurbeln".

Bereits in einem Bericht des Repräsentantenhauses vom Dezember hieß es, die Maßnahme würde "die Marktbedingungen für langfristige Handelsverträge schaffen, die inländische Brennstoffproduzenten benötigen, um in neue US-Versorgungskapazitäten zu investieren, einschließlich Uranumwandlungs- und Anreicherungskapazitäten, die in den letzten zehn Jahren erheblich geschrumpft sind".

Importverbot für russisches Uran gilt bis mindestens 2040

Die Entscheidung für eine Abkehr von Russland als Uranlieferanten ist mutmaßlich eine Entscheidung für lange Zeit. Schon vor der Abstimmung im Senat hatte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates betont, dass Verbot würde "der Industrie, den Verbündeten und den Partnern die Gewissheit geben, dass die USA eine klare Entscheidung getroffen haben, eine sichere, von gegnerischen Einflüssen unabhängige Lieferkette für Kernbrennstoffe für die nächsten Jahrzehnte zu schaffen".

Tatsächlich sieht das Gesetz über das Verbot russischer Uranimporte (H.R. 1042) ein Verbot mindestens bis zum Jahr 2040 vor. H.R. 1042 wurde im Februar 2023 von der Abgeordneten Cathy McMorris Rodgers eingebracht und ändert im Wesentlichen das USEC-Privatisierungsgesetz (42 U.S.C. 2297h-10a). Dem Wortlaut nach darf kein unbestrahltes, schwach angereichertes Uran, das in der Russischen Föderation oder von einem russischen Unternehmen hergestellt wurde, in die USA eingeführt werden.

Die Uranproduktion in den USA erreichte 1980 ihren Höhepunkt und litt danach unter zunehmenden Importen. Seit 1992 wurde der größte Teil des von den US-Kernkraftwerksbetreibern eingesetzten Urans importiert.

Die Bemühungen um eine Wiederbelebung des Nuklearkreislaufs begannen im Jahr 2020 unter der Trump-Regierung, die in Uranimporten eine Bedrohung für die nationale Sicherheit sah und eine Arbeitsgruppe für Kernbrennstoff ins Leben rief.

Die Strategie war teilweise erfolgreich: Während die meisten Uranminen in den USA die Produktion nach 2018 vor allem wegen der niedrigen Preise einstellten, kam es nach einem starken Anstieg der Preise und der Nachfrageerwartungen in den Jahren 2022 und 2023 zu mehreren Wiederinbetriebnahmen.

Dennoch: "Während die USA den weltweit größten Markt für Kernbrennstoffe haben, können ihre derzeitigen inländischen Anreicherungskapazitäten derzeit nur 30 % des inländischen Brennstoffbedarfs decken", heißt es in dem Bericht des Repräsentantenhauses. In naher Zukunft soll jedoch eine Konversionsanlage wieder in Betrieb genommen werden und diesen Anteil deutlich aufstocken.

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