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Inflation Reduction Act: Bergbau wird zum limitierenden Faktor

Veröffentlicht am 18.08.2022, 10:39
ANTO
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In den USA wurde der Inflation Reduction Act verabschiedet. Dass dadurch die Inflationsrate sinkt, halten die meisten Beobachter für unwahrscheinlich. Eine andere Wirkung wird jedoch offenbar: Bei dem Versuch, erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge auszubauen, wird der Bergbau zum limitierenden Faktor.

Der Inflation Reduction Act (IRA) will den Ausbau der Elektromobilität mit einer Steuergutschrift in Höhe von 7.500 USD fördern. Doch die Gutschrift ist an Bedingungen gebunden. Hersteller müssen dazu bereits im Jahr 2023 mindestens 40 % des verwendeten Batteriematerials entweder aus den USA selbst oder aus Ländern beziehen, mit denen ein Freihandelsabkommen besteht.

Steuergutschrift nur bei hohem Anteil eigener Batteriemetalle

Durch diese Regelung sind etwa zwei wesentliche Lieferanten der wichtigen Metalle Nickel und Lithium ausgeschlossen: Indonesien und Argentinien. Die Anforderungen steigen im Laufe der Zeit. 2026 verlangt die Steuergutschrift bereits einen Anteil von 80 % des Batteriematerials aus den USA oder Partnerländern mit Freihandelsabkommen.

Eine Möglichkeit zur Erfüllung der Bedingungen besteht im Recycling innerhalb der USA. Max Reid, Analyst bei WoodMac Battery Raw Materials Service aber sieht hier in den nächsten Jahren wenig Potenzial – dazu kämen noch zu wenige Elektrofahrzeuge ins Recycling.

Bergbauunternehmen müssen ihre Kapazitäten nun in kurzer Zeit stark ausweiten, um die Rohstoffe in den USA oder den per Freihandelsabkommen verbundenen Ländern zu fördern. Simon Moores, Chief Executive von Benchmark Mineral Intelligence, sieht ebenso wie andere Branchenexperten den Bergbau als limitierenden Faktor. So dauere es sieben Jahre, eine Mine und Raffinerieanlage zu bauen – aber nur zwei Jahre für den Bau einer Batteriefabrik. Boris betonte, der größte Teil dieses Jahrzehnts werde benötigt, um eine „völlig neue Industrie“ in den USA aufzubauen.

Bergbauunternehmen begrüßen Gesetz – sehen sich aber unter Zeitdruck

Mehrere große Bergbauunternehmen begrüßen das Gesetz grundsätzlich, verwiesen aber auf die lange Vorlaufzeit, die Projekte dieser Größenordnung benötigten.

So sieht etwa der Lithiumprozent Albemarle (NYSE:ALB) Corp im Inflation Reduction Act einen positiven Schritt für den Aufbau einer inländischen Lieferkette. Die Bedingungen und der Zeitplan seien jedoch herausfordernd.

Die Batterieindustrie sei größtenteils in Asien angesiedelt, die heimische Lieferkette befinde sich in einem frühen Entwicklungsstadium. Zwar sei Albemarle mit dem Minenprojekt in Kings Mountain und der geplanten Meg-Flex-Produktionsstätte im Südosten der USA bereits mit dem Aufbau beschäftigt – dieser werde aber längere Zeit brauchen.

Die Unternehmen kämpfen zudem mit wachsendem Widerstand von Umweltschützern und Bevölkerung. Häufig dauert es lange, bis Minenprojekte tatsächlich realisiert werden können. Auch das Weiße Haus hatte im vergangenen Jahr ein Bergbauverbot in der Region Boundary Waters in Minnesota in Aussicht gestellt, wo der Konzern Antofagasta (LON:ANTO) eine Mine plant.

Dennoch gilt eine heimische Lieferkette als sicherer und kalkulierbarer, da auch in anderen Ländern der Widerstand gegen Bergbauprojekte wächst. Dabei sehen sich Bergbauunternehmen nicht nur kommunalem Widerstand oder Einwänden von Umweltschützern gegenüber, sondern auch Maßnahmen der „großen“ Politik.

Nick Trickett, Rohstoffanalyst von Fitch Solutions sieht in dem Gesetz allerdings nicht allein einen Anreiz für den Aufbau von Produktionskapazitäten in den USA. Die womöglich größere Wirkung bestehe darin, Unternehmen mit Bezug zum US-Markt zu verstärkten Investitionen in eng verbundenen Ländern wie Kanada und Australien zu motivieren.

Zweifel an inflationsdämpfender Wirkung des Gesetzes

Am vergangenen Freitag hatte das US-Repräsentantenhaus den Inflation Reduction Act gebilligt. Das Gesetz sieht unter anderem Steueranreize für den Ausbau erneuerbarer Energien vor. Weitere Bestandteile des Programms betreffen das Gesundheitssystem, eine Aufstockung des Personals in den Finanzbehörden und Steuererhöhungen für Unternehmen.

Dass das Gesetzespaket die hohe Inflationsrate in den USA nachhaltig dämpfen wird, halten Beobachter für unwahrscheinlich. So geht etwa das überparteiliche Congressional Budget Office davon aus, dass sich durch das Gesetz die Inflationsrate der kommenden zwei Jahre um weniger als 0,1 % verändern wird – und zwar nicht zwingend nach unten.

Das amerikanische Haushaltsdefizit soll um 300 Milliarden USD sinken – verteilt über die nächsten zehn Jahre. Im vergangenen Jahr lag das Defizit bei 2,8 Billionen USD.

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