Der Inflation Reduction Act (IRA) ist schon lange da, wichtige Details waren bislang aber noch unklar. Insbesondere die Definition eines "Foreign Entity of Concern" (FEOC) wurde durch viele ausländische Unternehmen dringend erwartet.
Diese Definition legt fest, welche Unternehmen von den Vergünstigungen des IRA profitieren können – und welche nicht. Ein FEOC ist laut der US-Definition jedes ausländische Unternehmen, das "im Besitz einer Regierung einer betroffenen Nation ist, von ihr kontrolliert wird oder deren Gerichtsbarkeit oder Weisung unterliegt". "Betroffen" sind neben China etwa auch Russland, Nordkorea und der Iran.
Unklar war bislang etwa, unter welchen Umständen eine Kontrolle durch eine ausländische Regierung angenommen wird und wann ein Unternehmen der Gerichtsbarkeit oder Weisung einer ausländischen Regierung unterliegt.
Unter anderem beim US-Finanzministerium ist nachzulesen: "Um die Sicherheit der amerikanischen Lieferketten zu stärken, darf ein geeignetes sauberes Fahrzeug ab 2024 keine Batteriekomponenten mehr enthalten, die von einem FEOC hergestellt oder zusammengebaut wurden, und ab 2025 darf ein geeignetes sauberes Fahrzeug keine kritischen Mineralien mehr enthalten, die von einem FEOC extrahiert, verarbeitet oder recycelt werden".
Nun hat das Ministerium Leitlinien veröffentlicht. Ab dem nächsten Jahr haben Unternehmen, die zu mehr als 25 % im Besitz oder unter der Kontrolle eines FEOC sind – einschließlich Vorstandssitzen, Stimmrechten oder Eigenkapital –keinen Anspruch auf Steuergutschriften gemäß dem Inflation Reduction Act (IRA). Es soll allerdings eine Übergangsregelung geben, die bereits produzierte Fahrzeuge abdeckt und bis 30 Tage nach der endgültigen Verabschiedung der FEOC-Definition gelten könnte.
Indonesien als Verlierer der FEOC-Definition?
Die Regelungen zielen vor allem auf China ab. Ein Ziel des IRA ist eine verringerte Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen. Allerdings ist China als Investor auch in vielen anderen Ländern präsent. Die FEOC-Definition führt deshalb dazu, dass ein aufstrebender Rohstofflieferant weitgehend aus dem Spiel ist: Indonesien.
Indonesien steigert gegenwärtig die Nickelproduktion. Schon 2025 sollen auf das südostasiatische Land 60 % des weltweiten Nickelangebots entfallen, 2030 dann 75 %. Das Problem: Ein Großteil der indonesischen Nickelprojekte operiert mit einer chinesischen und eine indonesischen Beteiligungsbasis. Üblich sind indonesische Eigentümer im Bergbau und chinesische Eigentümer in der Schmelz- und Raffinierungsphase.
Zu den in Indonesien aktiven chinesischen Unternehmen zählen unter anderem Tsingshan Holdings, CNGR Advanced Material, Huayou Cobalt und Lygend Resource Technology. Auch Unternehmen mit westlicher Beteiligung werden durch China kontrolliert. Das Weda Bay-Projekt von Eramet etwa befindet sich zu 51,3 % im Besitz des chinesischen Unternehmens Tsingshan. General Motors (NYSE:GM) hat im Rahmen eines Joint Ventures mit den chinesischen Firmen SAIC Motor und Wuling Motors in die Produktion von E-Autos investiert.
Indonesiens Nickel-Boom ist stark chinesisch geprägt
Viele Großprojekte befinden sich zu mehr als 25 % in chinesischem Besitz und erfüllen damit die Anforderungen der FEOC-Definition nicht. Jim Lennon von Macquarie schätzt, dass dies auf den überwiegenden Teil der in Indonesien vorhandenen Nickelkapazität von rund 2,2 bis 2,3 Millionen Tonnen pro Jahr sowie die im Bau befindliche Kapazität von 1,4 Millionen Tonnen pro Jahr zutrifft.
Es gibt auch einige indonesische Nickelprojekte ohne chinesische Beteiligung. Die Projekte von PT Antam etwa befinden sich im Besitz der indonesischen Regierung. Auch PT Vale Indonesia und ein JV zwischen Eramet und BASF (ETR:BASFN) werden nicht durch Peking kontrolliert.
Dennoch: Nickel als eines der wichtigsten Batteriemetalle wird nicht in großem Umfang aus Indonesien in die USA geliefert werden – jedenfalls nicht ohne Änderungen. Unternehmen könnten eine Umstrukturierung vornehmen, um unter die 25-%-Marke zu fallen und der Einstufung als FEOC zu entgehen.
In den USA selbst wird nur wenig Nickel produziert. 2022 produzierte die Eagle-Mine in Michigan etwa 18.000 Tonnen Nickelkonzentrat. Der Großteil der Nickelimporte des Landes stammte mit 45 % aus Kanada, gefolgt von Norwegen, Australien und Finnland. Einzelne Vorhaben wie das Tamarack-Projekt von Talon Metals in Minnesota sind in Entwicklung.
Da Indonesien einen wesentlichen Teil des Nickelangebots darstellt, dürften Nickelprojekte ohne FEOC-Gefahr nach der Festlegung der Leitlinien nun noch leichter Abnehmer finden. Zu den Profiteuren gehört Australien, das über nur etwas geringere Nickelreserven verfügt als Indonesien.
Indonesien und die USA unterhalten bislang kein Freihandelsabkommen. Der Abschluss eines partiellen Abkommens ist jedoch im Gespräch. Der IRA knüpft Steuergutschriften an bestimmte Produktionsanteile in den USA oder Ländern mit Freihandelsabkommen.