Das aktuelle Jahr zeigt ein ganz anderes Bild, wenn es um die Spitzenreiter und Nachzügler unter den wichtigsten Anlageklassen geht – insbesondere im Vergleich zu 2024. Betrachtet man verschiedene ETFs, haben sich globale Aktien (ohne die USA) und eine breite Palette von Rohstoffen bislang am besten entwickelt. Der einst dominierende US-Aktienmarkt hingegen weist im bisherigen Jahresverlauf eine vergleichsweise verhaltene Performance auf.
Besonders Aktien aus entwickelten Ländern außerhalb der USA liegen weiterhin deutlich vorn. Der Vanguard FTSE Developed Markets ETF (VEA) hat seit Jahresbeginn um 7,2 % zugelegt. Dahinter folgen Schwellenländeraktien (VWO) mit einem Plus von 5,4 % und Rohstoffe (GCC) mit 4,9 %. US-Aktien (VTI) hinken mit einem vergleichsweise moderaten Anstieg von 2,1 % hinterher und befinden sich damit am unteren Ende der Rangliste.
Zum Vergleich: Der Global Market Index (GMI) verzeichnet in diesem Jahr bislang einen Zuwachs von 3,0 %. Diese nicht verwaltete Benchmark, die von CapitalSpectator.com veröffentlicht wird, umfasst alle wichtigen Anlageklassen (mit Ausnahme von Barmitteln) in marktwertgewichteten ETFs und dient als wettbewerbsfähiger Vergleichsmaßstab für Multi-Asset-Portfolios.
Kurzfristige Marktentwicklungen können natürlich bloßes Rauschen sein, und es wäre verfrüht, daraus bereits belastbare Schlüsse für das gesamte Börsenjahr zu ziehen. Doch in einer Welt, in der sich politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen schnell verändern, könnte diese Entwicklung ein erstes Signal dafür sein, dass sich die breite Anlegermasse – wenn auch nur graduell – von der US-geprägten Marktordnung entfernt, die die globalen Finanzmärkte in den vergangenen Jahren dominiert hat.
US-Aktien haben den Rest der Welt so lange übertroffen, dass sich Anleger berechtigterweise die Frage stellen konnten, ob eine Diversifizierung in internationale Märkte überhaupt noch sinnvoll ist. Die relative Stärke der globalen Aktienmärkte (ohne die USA) in diesem Jahr veranlasst nun einige Analysten dazu, eine Trendwende zu prognostizieren – ein möglicher Hinweis darauf, dass die Märkte zu einem Gleichgewicht zurückkehren und die Vorteile einer breiten, internationalen Diversifizierung wieder stärker in den Fokus rücken.
„Das Pendel schlug in den letzten Jahren stark zugunsten des US-Exzeptionalismus aus, während nicht-amerikanische Börsen übermäßig negativ bewertet wurden“, kommentiert Robert Ruggirello von Brave Eagle Wealth Management. „Anfang des Jahres waren Themen wie Zölle, eine negative Wahrnehmung Chinas und regulatorische Eingriffe dort bestimmend. Doch nun scheint sich das Bild allmählich wieder auszugleichen.“
Eine strategische Perspektive und ein gewisses Maß an globaler Diversifizierung waren in den vergangenen zehn Jahren allerdings eine Herausforderung, betont Larry Swedroe, ein erfahrener Portfolioanalyst. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel für Morningstar analysierte er die Vor- und Nachteile internationaler Diversifizierung und gab folgenden Rat:
„Grundsätzlich ist eine globale Diversifizierung sinnvoll. Doch viele Anleger neigen dazu, ihre Anlagestrategie aufgrund kurzfristiger Marktentwicklungen infrage zu stellen – oft genau zum falschen Zeitpunkt. Entscheidend ist, den Fehler zu vermeiden, eine Entscheidung allein am Ergebnis zu messen, statt an der Qualität des Entscheidungsprozesses.“