Der über viele Monate herrschende Konjunkturoptimismus in Japan trübt sich nun wieder etwas ein. Die heute in Kraft tretende Steuererhöhung sorgt für Bedenken, sie könne das kleine Pflänzchen Hoffnung der vergangenen Monate schnell wieder zunichte machen.
Die Stimmung in Nippons Industrie ist im ersten Quartal 2014 zwar noch einmal leicht gestiegen, der Wert des Tankan-Index lag mit 17 aber leicht unter den Erwartungen der Analysten. 10.000 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größe werden für den Tankan-Index befragt. Er gilt als vorlaufender Indikator für die konjunkturellen Aussichten des Landes. Schon am Montag verzeichnete der veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe für März einen Rückgang auf 53,9 von zuvor 55,5 Punkten. Auch die Industrieproduktion enttäuschte und schrumpfte im Februar um 2,3 Prozent.
Höhere Mehrwertsteuer erzeugt Sorgenfalten in der Wirtschaft
Die heutige Mehrwertsteuererhöhung von 5 auf 8 Prozent wirft damit ihre Schatten voraus. Sie könnte den Boom der vergangenen Monate resultierend aus Konjunkturprogrammen und einer ultralockeren Geldpolitik der Bank of Japan, die letztendlich zu einem Verfall des Yen führten, jetzt wieder abschwächen, so die Sorge in den Chefetagen der Unternehmen. In diesem Fall könnte sich die japanische Notenbank gezwungen sehen, noch mehr Geld in den Kreislauf zu pumpen, ihre Geldpolitik also noch weiter zu lockern. Dagegen spricht zurzeit zwar noch, dass der BoJ-Vorsitzende, Haruhiko Kuroda, die Erreichung des Inflationsziels von zwei Prozent schon bis zum Ende des Geschäftsjahres 2014 für möglich hält. Doch jetzt verstärkt aufkommende Spekulationen auf eine weitere Lockerung und der Aufstockung des Anleihen-Ankaufprogramms sollten sich negativ auf den Yen auswirken.
Yen nimmt Abwärtstrend wieder auf
Deshalb nimmt der Kurs des US-Dollar gegenüber der japanischen Währung wieder Fahrt auf. Die 103 USD/JPY ist überwunden. Positive Konjunkturdaten aus den USA wie die Zahlen zum Arbeitsmarkt am Freitag, die eher eine restriktivere Geldpolitik in den Vereinigten Staaten unterstützen, könnten den Abwärtstrend im Yen beschleunigen. Ein Bruch der 103,70 USD/JPY würde Potenzial bis zum 5-Jahreshoch bei 105,40 USD/JPY eröffnen.
Professionelle Anleger setzen auf weitere Dollar-Stärke
Ebenfalls für das Szenario eines weiter steigenden US-Dollar spricht die Positionierungsänderung der sogenannten Non Commercials laut COT-Report. Bereits seit Oktober 2012 setzen sie wegen der expansiven Geldpolitik Japans („Abenomics“) auf einen fallenden Japanischen Yen. Doch gerade seit Anfang des Jahres wies der COT-Report einen starken Rückgang dieser mehrheitlichen Short-Position von zwischenzeitlich mehr als 50 Prozent im JPY/USD an der CME auf, von 143.822 auf zwischenzeitlich 61.099 Kontrakte. Im Vergleich zur Vorwoche lässt sich wieder ein deutlicher Anstieg dieser Positionierung erkennen. Angestoßen durch die restriktive Rhetorik der Fed und den Ausblick einer Zinserhöhung im Frühjahr 2015 könnten Finanzinvestoren ihre Positionierung auch in den kommenden Wochen ausbauen. Zurzeit setzen Vermögensverwalter, Banken und Fonds mit einer Position (netto) von rund 8,37 Mrd. US-Dollar mehrheitlich auf den US-Dollar und gegen den Yen.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de