In der Analyse vom 27. August 2014 berichteten wir, dass einige Analysten erwartet hatten, die Geschäftszahlen der Jenoptik (XETRA:JENG) (WKN 622910) könnten zum ersten Halbjahr negativ ausfallen. Die Aktie war eventuell auch deshalb im Zeitraum vom 10. Juni bis 8. August regelrecht eingebrochen und verlor binnen 8 Wochen bei einem rasanten Kursrutsch von 13,66 Euro auf 9,03 Euro ein Drittel. Satte 264 Mio. Euro an Unternehmenswert wurden so vernichtet.
Kursverluste waren zunächst unbegründet
Doch Nachrichten von Unternehmensseite, die diese Verluste hätten begründen können, gab es nicht. Auch der Halbjahresbericht, der am 12. August 2014 veröffentlicht wurde, fiel überzeugend aus und so erholte sich die Aktie zwischenzeitig wieder auf über 11 Euro (am 15. August 2014) bzw. um mehr als 21%.
Aktie setzte die Talfahrt fort
Doch die Aktien setzten inzwischen erneut zur Talfahrt an und erreichten sogar ein neues Tief bei rund 8 Euro. Dieses Mal gab es für den Kursrückgang allerdings einen Grund, denn der Technologiekonzern aus dem TecDAX traut sich im laufenden Jahr plötzlich doch nur noch einen geringeren Ertrag zu. Wie das Unternehmen am 15. Oktober 2014 meldete, soll das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 52,5 auf 50 Millionen Euro sinken (Gewinnwarnung). Bislang hatte man eine Umsatz-Steigerung um 5% und ein EBIT von 55 Mio. Euro erwartet.
Kursrückgang erhält ein Gesicht
Die Aktie zeigte sich im Anschluss an die Meldung aber relativ unbeeindruckt und legte sogar zu. Allerdings hat die vorangegangene Kursentwicklung mit dieser Gewinnwarnung nun doch noch ein Gesicht bekommen.
Die Frage, die man sich stellen kann, ist, warum diese Unternehmensmeldung nicht schon viel früher kam, wenn offenbar einige gut informierte Kreise längst Bescheid wussten und die Aktie entsprechend frühzeitig auf den Markt geworfen haben?!
Gewinnrückgang um 5% rechtfertigt keinen Kursrutsch um 40%
Doch die geringfügig niedrigere Gewinnerwartung um knapp 5% rechtfertigt kaum einen Kursrückgang um 40%. Immerhin rechnet der Vorstand für das laufende Geschäftsjahr mit einem Konzernumsatz auf Vorjahresniveau von rund 600 Mio. Euro (Vorjahr: 600,3 Mio. Euro) und das Konzern-Betriebsergebnis (EBIT) soll bei rund 50 Mio. Euro liegen (Vorjahr: 52,7 Mio. Euro).
Einen Haken hat die Sache jedoch: Die angepassten Ziele sind nur unter der Voraussetzung erreichbar, dass ein internationaler Großauftrag im Segment Verteidigung & Zivile Systeme noch bis zum Jahresende realisiert werden kann. Es könnte also eine weitere Gewinnwarnung folgen, sollte der Auftrag erst im kommenden Jahr fertig gestellt werden.
Ausblick
Allerdings würden der Umsatz und der entsprechende Gewinn dann in 2015 verbucht werden können. Und die Auftragseingänge liegen im Konzern deutlich über dem Vorjahr. Damit sind die Voraussetzungen für ein profitables Wachstum im kommenden Geschäftsjahr geschaffen.
Das Unternehmen erwartet bis Ende 2018, inklusive kleinerer Unternehmensakquisitionen, einen Jahresumsatz von rund 800 Mio. Euro bei einer durchschnittlichen EBIT-Marge von 9% bis 10%.
Bewertung
Der Wert des Unternehmens liegt aktuell bei rund 518 Mio. Euro. Damit errechnet sich ein Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von ca. 0,86, womit die Aktie bei 10,50 Euro fair bewertet wäre (Kurspotential: ca. 15%).
Experten erwarten für das Jahr 2014 einen Gewinn je Aktie von 0,68 Euro (2013: 0,77 Euro). Damit errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13. Dies erscheint fair vor dem Hintergrund stagnierender Gewinne im laufenden Jahr.
Für das kommende Jahr ist man allerdings optimistischer und sieht einen Gewinn je Aktie von 0,81 Euro. Damit würde sich das KGV auf 11,2 reduzieren. Bei einem erwarteten Gewinnwachstum von 19% errechnet sich ein PEG von knapp 0,6, womit die Aktie durchaus noch über leichtes Kurspotential verfügt.
Über Jenoptik
Als integrierter Optoelektronik-Konzern ist Jenoptik in den fünf Sparten Laser & Materialbearbeitung, Optische Systeme, Industrielle Messtechnik, Verkehrssicherheit sowie Verteidigung & Zivile Systeme aktiv. Hauptsitz des Konzerns ist Jena (Thüringen). Neben mehreren großen Standorten in Deutschland ist Jenoptik in rund 80 Ländern präsent. Zu den Kunden weltweit gehören vor allem Unternehmen der Halbleiter- und Halbleiterausrüstungsindustrie, der Automobil- und Automobilzulieferindustrie, der Medizintechnik, der Sicherheits- und Wehrtechnik sowie der Luft- und Raumfahrtindustrie.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 05.11.2014)