- Airline-Aktien haben den Großteil ihrer Erholungsgewinne nach der Pandemie wieder abgegeben
- Eine toxische Kombination aus höheren Kreditzinsen und steigender Inflation bereitete den Anlegern dieses hoch verschuldeten Sektors erhebliche Kopfschmerzen
- Delta Airlines bietet jedoch aufgrund der geringeren Schuldenlast und des größeren Marktanteils bei Geschäftsreisen einen enormen Mehrwert
Dieser Sommer sollte eigentlich der Sommer der Erholung für die globale Luftfahrtindustrie werden. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Flaute stieg die Nachfrage nach Freizeitreisen endlich wieder auf das Niveau vor der Pandemie, selbst als die Inflation die Kosten für ein Flugticket im Vergleich zu 2019 erheblich verteuerte.
Leider sah die Realität ganz anders aus. Der U.S. Global Jets ETF (NYSE:JETS) wird derzeit nur 25 % über seinem COVID-Tief im März 2020 gehandelt - und damals war der Großteil der Branche durch Gesundheitsbeschränkungen komplett stillgelegt. Im Vergleich dazu stieg der marktbreitere S&P 500 im selben Zeitraum um 48 %, trotz des diesjährigen Bärenmarktes.
Was ist also bei einer der beliebtesten Wetten so schief gelaufen?
Nun, viele Dinge. In erster Linie aber ist es die toxische Kombination aus hohen Zinsen und steigender Inflation.
Die Fluggesellschaften sind hoch verschuldet. Bei steigenden Zinssätzen und Kreditkosten und einer galoppierenden Inflation, die das verfügbare Einkommen der Verbraucher schmälert, sehen Anleger kein überzeugendes Chance-Risiko-Verhältnis in diesem Geschäft.
Die Fluggesellschaften sehen sich außerdem mit einem gravierenden Arbeitskräftemangel, betrieblichen Hürden an stark frequentierten Flughäfen, hohen Energiekosten und regulatorischen Risiken konfrontiert. Und es könnte noch schlimmer kommen, denn Präsident Joe Biden plant neue Gesetze, die die Fluggesellschaften zu mehr Transparenz bei den Gebühren zwingen sollen.
Auch das Segment Geschäftsreisen, das die größte Marge für die Fluggesellschaften abwirft, ist weiterhin rückläufig. Und obwohl sich die Nachfrage nach internationalen Reisen erholt hat, könnte sie sich erneut abschwächen, wenn die Preise nicht fallen und eine Rezession die Weltwirtschaft trifft, die die Menschen davon abhält, Geld für Freizeitreisen auszugeben.
Es wird jedoch erwartet, dass sich die starke Sommersaison in den Ergebnissen der Fluggesellschaften für das 3. Quartal positiv niederschlagen wird. Analysten gehen davon aus, dass die Unternehmen im 3. Quartal einen Umsatz von etwa 54 Mrd. USD erzielen werden, was über den 49 Mrd. USD liegt, die im Vergleichszeitraum 2019 erzielt wurden. Dennoch wird der Gewinn der Branche auf nur rund 2,7 Mrd. USD geschätzt, verglichen mit 4,6 Mrd. USD im dritten Quartal 2019, was die erodierenden Margen aufgrund des Kostendrucks widerspiegelt.
Ein düsteres Bild
Die Gewinnschätzungen der Analysten für das Jahr 2022 zeichnen ein noch düstereres Bild. Nach Angaben von Bloomberg Intelligence sind die durchschnittlichen Gewinnerwartungen für US-Fluggesellschaften seit Jahresbeginn um etwa 85 % und für 2023 um mehr als 35 % gesunken.
Diese düsteren Gewinnprognosen legen nahe, dass eine Investition in Aktien von Fluggesellschaften eine langfristige Wette sein sollte, mit der Überzeugung, dass sich das Langstreckensegment, das profitabelste Segment für Airlines, irgendwann erholen und der Kostendruck nachlassen wird.
Diese Kombination ist jedoch im derzeitigen makroökonomischen Szenario schwer zu erreichen. Selbst wenn die Treibstoffpreise - ein wichtiger Faktor für die Rentabilität der Fluggesellschaften - weiter sinken, wird das Risiko einer Rezession bestehen bleiben.
Delta, die Ausnahme von der Regel
Es gibt jedoch auch Ausnahmen. Delta Air Lines (NYSE:DAL) ist meine Lieblingsaktie für Anleger, die sich in diesem Sektor engagieren wollen.
Trotz eines Kursrückgangs um 31 % in den letzten zwölf Monaten ist die in Atlanta ansässige Fluggesellschaft gut positioniert, um von der allmählichen Erholung des internationalen Reiseverkehrs zu profitieren. Etwa die Hälfte des Umsatzes von Delta entfällt auf das Geschäftsreisesegment, davon 50 % auf Geschäftsreisen für kleine und mittelgroße Unternehmen.
Eine komplette Erholung der internationalen Geschäftsreiseausgaben auf das Niveau vor der Pandemie hat sich noch nicht eingestellt, aber die Global Business Travel Association prognostiziert nach wie vor, dass dieses Segment im Jahr 2026 das Vorkrisenniveau erreichen wird.
Quelle: Global Business Travel Association
Für dieses Jahr dürften sich die Ausgaben für Geschäftsreisen weltweit auf 933 Mrd. USD belaufen, was 65 % des Volumens von 2019 entspricht. Nach Einschätzung der Expertengruppe werden sie im Jahr 2023 voraussichtlich auf 1,16 Billionen USD, 2025 auf fast 1,4 Billionen USD und 2026 auf 1,47 Billionen USD ansteigen.
Dank der starken Ausrichtung auf Geschäftsreisende genießt Delta bei Analysten ein höheres Ansehen als andere Fluggesellschaften.
Raymond Jones erklärten diese Woche in einer Notiz, dass sie Delta aufgrund der relativ geringeren Verschuldung, des fehlenden Auftragsbestandes für Flugzeuge, des ausgewogenen Kapitaleinsatzes in der Vergangenheit und der strukturellen Vorteile gegenüber anderen Fluggesellschaften bevorzugen.
Das Handelshaus hat ein Kursziel von 52 USD für Delta, was einem Aufwärtspotenzial von 73 % gegenüber dem heutigen Kurs entspricht, das entspricht auch in etwa dem Konsens auf Investing.com.
Quelle: Investing.com
Fazit
Die meisten Airline-Aktien sind auf den Stand von 2020 zurückgefallen und leiden unter der hohen Inflation und dem wachsenden Risiko einer Rezession. Sollten diese Problematiken fortbestehen, stellen Aktien von Fluggesellschaften keine gute Investitionschance mehr dar. Für Contrarian-Investoren, die diese Kursschwäche ausnutzen wollen, ist Delta eine interessante Option, da das Unternehmen im lukrativen Business-Segment unterwegs ist und über eine gesündere Bilanz verfügt.
Offenlegung: Der Verfasser hält keine Aktien von Delta. Die in diesem Artikel dargelegten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wider und sind nicht als Anlageberatung zu verstehen.