Der Uranpreis steigt weiter. Aktuell werden 104 USD pro Pfund gezahlt – so viel wie seit 15 Jahren nicht. Auslöser der jüngsten Kursgewinne war eine Mitteilung des weltweit größten Uran-Produzenten Kazatomprom (LON:KAPq) am vergangenen Freitag. Das Unternehmen stellte Verzögerungen bei der Produktion in Aussicht.
Uranproduktion: Schwefelsäure ist knapp
So müssen die Produktionspläne für 2024 aufgrund der "Herausforderungen" im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit des kritischen Betriebsstoffs Schwefelsäure sowie aufgrund von Verzögerungen beim Abschluss der Bauarbeiten an den neu erschlossenen Lagerstätten angepasst werden. Schwefelsäure wird bei der Uranproduktion zur Gewinnung von Uran aus Roherz benötigt.
Präzisere Angaben zum Umfang der Produktionskürzung will Kazatomprom im Rahmen der Vorlage der Zahlen für das vierte Quartal am 01. Februar machen.
Im August 2022 hatte das Unternehmen bekräftigt, die Produktionsmengen im Jahr 2024 auf ein Niveau von 90 % in Bezug auf die bestehenden Untergrundnutzungsrechte zu erhöhen – nach 80 % im Jahr 2023. Anlass für die Entscheidung war die starke Nachfrage durch neue und bestehende Kunden.
Sowohl 2022 als auch im vergangenen Jahr hatte der Vorstand allerdings auch auf Risiken für dieses Ziel hingewiesen – in erster Linie "aufgrund der Herausforderungen im Zusammenhang mit den globalen Lieferketten und der begrenzten Verfügbarkeit bestimmter wichtiger Betriebsstoffe und Reagenzien".
Die schwierige Situation im Zusammenhang mit Schwefelsäure setze sich jedoch in Kasachstan und der Region fort – unter anderem aufgrund der hohen Nachfrage von Landwirtschafts- und Industriebetrieben und der generellen Knappheit der Produkte. Bei den Verhandlungen mit Lieferanten konnte Kazatomprom deshalb nicht die benötigten Mengen sicherstellen. Das Produktionsziel könne deshalb "eine Herausforderung darstellen".
Kazatomprom: Produktion auch 2025 unter Soll
Die Probleme werden sich absehbar auch im kommenden Jahr fortsetzen. Verbessert sich die Verfügbarkeit von Schwefelsäure nicht und kann auch der Zeitplan für die Bauarbeiten an den neu erschlossenen Lagerstätten nicht eingehalten werden, "könnte auch der Produktionsplan von Kazatomprom für das Jahr 2025 betroffen sein". Ein Update dazu kündigte der Uranproduzent im Rahmen der Veröffentlichung der Ergebnisse für das erste Halbjahr 2024 an.
Die Angebotsverknappung auf dem Uranmarkt verschärft sich dadurch zusätzlich, trifft sie doch auf eine weltweit steigende Nachfrage. Die Nachfrage nach Uran als Kernbrennstoff durch Energieversorger nimmt absehbar weiter zu. China, wo derzeit 22 der 58 weltweit im Bau befindlichen AKWs stehen, will die Stromerzeugungskapazität bis zum Ende dieses Jahrzehnts auf 100 Gigawatt fast verdoppeln.
Die Volksrepublik gehört dabei nicht zu den 24 Staaten, die sich im vergangenen Monat in Dubai auf der COP28-Konferenz dazu verpflichtet haben, die Kernkraftkapazität bis 2050 zu verdreifachen.
Während die zusätzliche Nachfrage durch neue AKWs eher langfristig zu erwarten ist, zeichnet sich eine kurzfristige Wirkung auf den Uranmarkt durch die Gesetzgebung in de USA ab. Washington will die Abhängigkeit von russischen Uranlieferungen beenden – bislang bezieht das Land etwa ein Fünftel seines Urans aus Russland. Der Kongress verabschiedete deshalb einen Gesetzentwurf, der Uran aus heimischer Produktion vorschreibt.
Der zusätzlich im Raum stehende Nuclear Fuel Security Act (NFSA) sieht zu den ein Budget in Höhe von 2 Milliarden USD für die Unterstützung der heimischen Uran- und Kernbrennstoffsektoren vor.