Anhaltend schwankend: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche ihren Zick-Zack-Kurs der Vorwoche fortgesetzt und uneinheitlich geschlossen. Dabei wiesen die wichtigen Indizes nicht nur auf Wochensicht, sondern vielfach auch im Verlauf der einzelnen Tage erhebliche Schwankungen auf. So hatte beispielsweise der MDax am vergangenen Donnerstag, den er letztlich mit einem Plus von 1,5 Prozent beschloss, zeitweise rund zwei Prozent tiefer notiert. Die Negativimpulse kamen in der vergangenen Woche wie in den Wochen zuvor von Zins- und Rezessionsängsten. Dass US-Inflationsdaten in der vergangenen Woche zwar zurückgegangen waren, aber weniger als prognostiziert, passte in seiner Zwiespältigkeit zu der allgemeinen Stimmung an den Börsen. Die Marktteilnehmer interpretierten diese Daten dahingehend, dass eine weitere Zinsanhebung durch die US-Notenbank Fed wahrscheinlicher geworden sei, diese aber auch in ihrem Kampf gegen die Teuerung vorankomme. Diese war zum dritten Mal in Folge zurückgegangen.Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
Bankenwerte unter den Wochengewinnern
Der Deutsche Aktienindex Dax zog im Wochenvergleich um 1,3 Prozent auf 12.437,81 Punkte an. Der MDax gab dagegen um 0,9 Prozent auf 22.332,63 Zähler nach. Der TecDax sank um 0,6 Prozent auf 2.714,89 Punkte. Der m:access All-Share verlor 2,2 Prozent auf 1.686,31 Zähler.
Zu den großen Wochengewinnern zählten in der vergangenen Woche Bank-Werte, die von der Spekulation auf weiter steigende Zinsen sowie gut aufgenommenen Quartalsberichten von US-Großbanken profitierten. Im Dax stiegen die Titel der Deutschen Bank um 10,1 Prozent, der Kurs der Commerzbank legte im MDax um 5,4 Prozent zu. Immobilienwerte litten dagegen erneut unter den sich mutmaßlich weiter verteuernden Finanzierungsbedingungen. Im MDax ging es für Deutsche Wohnen um 9,0 Prozent abwärts, die Titel von Aroundtown (ETR:AT1) sackten um 14,1 Prozent ab – hier belastete eine gestrichene Analystenempfehlung zusätzlich. Im Dax reduzierte sich der Kurs von Vonovia (ETR:VNAn) um 3,3 Prozent.
Anleihen: Erneute Kursrückgänge
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche bei schwankendem Verlauf erneut zurückgegangenen. Die Aussicht auf weiter anziehende Zinsen in den USA und der Eurozone belasteten die Notierungen der Bundespapiere. Zusätzlicher Druck kam von Spekulationen über gemeinsame Schulden der EU-Staaten zur Bewältigung der aktuellen Krise. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe, die am vergangenen Mittwoch mit zeitweilig 2,42 Prozent ihren höchsten Stand seit dem Jahr 2011 erreicht hatte, stieg im Wochenvergleich von 2,19 auf 2,35 Prozent. Die Umlaufrendite legte von 2,03 auf 2,11 Prozent zu.
USA: Starke Schwankungen
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche wie ihre hiesigen Pendants kräftig geschwankt. Belastet wurden sie von trotz Rückgangs anhaltenden hohen Inflationszahlen und der Aussicht auf weitere Zinsanhebungen durch die Fed, für Unterstützung sorgten Quartalszahlen. Der Dow-Jones-Index, der am vergangenen Donnerstag nach einem Minus von knapp zwei Prozent noch 2,8 Prozent gewonnen hatte, verbesserte sich im Wochenvergleich um 1,2 Prozent auf 29.634,83 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index ging um 1,6 Prozent zurück auf 3.583,07 Zähler zu. Der von Technologiewerten dominierte Nasdaq-100-Index fiel um 3,1 Prozent auf 10.692,06 Punkte.
Ausblick: Eine ruhigere Woche?
Nach Ansicht einiger Analysten könnten es in der aktuellen Woche etwas ruhiger an den deutschen Aktienbörsen werden als zuletzt, die Schwankungen könnten abnehmen. Zwar blieben die bekannten Belastungsfaktoren erhalten, neue Veröffentlichungen, die diesen zusätzlichen Schub verleihen könnten, seien aber rar gesät. Insofern prognostizieren einige optimistisch gesinnte Beobachter eine Stabilisierung der Märkte.
Impulse könnten in den kommenden Tagen von der Berichtssaison kommen, die vor allem in den USA ins Rollen kommt. Hier legen von den Börsenschwergewichten unter anderem Bank of America, Goldman Sachs, IBM, Johnson & Johnson, Procter&Gamble (NYSE:PG), Tesla und Walmart Zahlen vor. Marktbeobachter hoffen, dass die Ergebnisse auch vor dem Hintergrund etlicher gesenkter Analystenerwartungen solide bis positiv überraschend ausfallen und damit den Märkten Schwung geben werden. Von den hiesigen Unternehmen gibt es in den kommenden Tagen planmäßig nur wenige Zahlen, darunter die Ergebnisse von Sartorius.
Zu den wenigen Wirtschaftsdaten, die sich auf das Marktgesehen auswirken könnten, zählen aus Deutschland die ZEW-Konjunkturerwartungen, aus China kommt unter anderem das Bruttoinlandsprodukt. Zudem gibt das Beige Book der Fed Einblicke in deren aktuelle Einschätzung der Wirtschaftslage.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
- Montag, 17.10.: New York Empire State Produktionsindex (USA)
- Dienstag, 18.10.: ZEW-Konjunkturerwartungen (Deutschland); Industrieproduktion in den USA; Bruttoinlandsprodukt Chinas; Einzelhandelsumsätze in China
- Mittwoch, 19.10.: Verbraucherpreise in der Eurozone; Beige Book der US-Notenbank; Hausbaubeginne und -genehmigungen in den USA
- Donnerstag, 20.10.: Erzeugerpreise in Deutschland; Leistungsbilanz der Eurozone; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA); Verkäufe bestehender Häuser in den USA;
- Freitag, 21.10.: Verbrauchervertrauen in der Eurozone