Digitales Zentralbankgeld, oder Central Bank Digital Currencies (CBDCs) werden bereits von Zentralbanken auf der ganzen Welt erforscht. Etwa 90 % aller Zentralbanken verfolgen Projekte zur Einführung einer digitalen Zentralbankwährung, beispielsweise der digitale Euro der EZB.
Können CBDCs Bitcoin und Co. ersetzen und dazu beitragen, regulatorische Probleme mit Kryptowährungen zu verringern? Können CBDCs eventuell Bargeld ablösen? Und sollten Anleger weiterhin in Kryptowährungen investieren, IPOs, Aktien und ETF kaufen, oder doch auf das sogenannte Cash 2.0 warten? Diese und weitere Themen im folgenden Beitrag.
(Abbildung: Forbes)
Was ist digitales Zentralbankgeld?
Digitales Zentralbankgeld bzw. Central Bank Digital Currency (CBDC) ist eine digitale Währung, die von einer Zentralbank ausgegeben wird. Im Gegensatz zu elektronischem Geld, das auf Bankkonten gehalten wird, wird digitales Zentralbankgeld direkt von der Zentralbank ausgegeben und kann in digitalen Wallets oder speziellen Zahlungsplattformen gehalten werden.
Um es vorwegzunehmen: CBDCs werden auf der ganzen Welt diskutiert, bis dato haben jedoch nur einige Länder diese Geldform umgesetzt. Studien zufolge verfolgen rund 90 % aller Zentralbanken Projekte zur digitalen Zentralbankwährung (CBDC). Die Einführung von digitalem Zentralbankgeld wird somit in fast allen Ländern diskutiert und erforscht. Sind CBDCs Kryptowährungen?
Obwohl auch CBDCs auf einer Distributed-Ledger-Technologie wie der Blockchain basieren, hat Zentralbankgeld relativ wenig mit Kryptowährungen wie Bitcoin und Co zu tun.
Shanna Strauss-Frank, stellvertretende Verkaufsleiterin bei Freedom Finance Germany, sagt hierzu Folgendes: "Der erste große Unterschied zwischen den beiden besteht darin, dass Bitcoin eine Kryptowährung ist, CBDC jedoch nicht. Kryptowährungen wie Bitcoin werden in einem dezentralen Blockchain-Netzwerk gespeichert, während ein CBDC-Asset mit einer zentralen Methode ausgegeben und gespeichert wird. Das bedeutet, dass Bitcoin weiterhin dezentralisiert ist und nicht von einer einzigen Behörde kontrolliert werden kann. Im Gegensatz dazu kann der CBDC-Vermögenswert von einer emittierenden Stelle wie einer Bank oder der Federal Reserve reguliert und kontrolliert werden.
Dies wirft die Frage der Anonymität und Privatsphäre bei der Nutzung des Vermögenswerts auf. Wenn Sie Bitcoins verwenden, verwenden Sie eine Wallet-Adresse, an die keine persönlichen Informationen oder Identifikatoren gebunden sind, was bedeutet, dass Sie Bitcoins anonym an andere senden können. CBDC ist eine direkte Verpflichtung der Zentralbank (d. h. gedeckt durch Devisenreserven). Kryptowährungen werden dagegen im privaten Sektor ausgegeben. Auch wenn Kryptowährungen durch andere Vermögenswerte, einschließlich Zentralbankwährungen, gedeckt sein können, stellen sie keine Verpflichtung einer Regierung oder Zentralbehörde dar."
Sind CBDCs Stablecoins?
Auf den ersten Blick könnte man davon ausgehen, dass CBDCs Stablecoins seien. Stablecoins sind Kryptowährungen mit einer stabilen und externen Wertbindung. In den meisten Fällen ist dies eine Fiatwährung wie beispielsweise der US-Dollar oder Euro. Stablecoins können auch an andere Vermögenswerte, wie Gold, gekoppelt sein.
Der Vorteil von Stablecoins, die an Fiatwährungen gebunden sind, ist die unkomplizierte Transaktion. Während Verbraucher mit regulären Bankkonten Geld über SWIFT ins Ausland überweisen müssen, was viele Werktage und Gebühren kostet, können Stablecoins in Echtzeit gesendet werden.
Der Unterschied zwischen Stablecoins und CBDCs liegt vornehmlich in der Organisation. Während Stablecoins dezentral organisiert sind, werden CBDCs ausschließlich von Zentralbanken herausgegeben.
(Abbildung: Nagarro (ETR:NA9n))
Warum erwägen Zentralbanken CBDCs?
Einige Länder haben bereits erste CBDCs veröffentlicht, darunter Jamaica (JAM-DEX) und Nigeria (eNaira). Generell ist das Interesse an CBDCs riesig, sodass wir auch in Europa voraussichtlich in naher Zukunft Zentralbankgeld nutzen können. Die Europäische Zentralbank testet bereits Möglichkeiten, um den digitalen Euro umzusetzen.
Woher kommt das große Interesse aller Zentralbanken, digitale Währungen einzuführen? Laut McKinsey gibt es hierfür 4 Hauptgründe:
- Das Interesse an Bargeld nimmt weiter ab. In Europa ist zwischen 2014 und 2021 die Nutzung um ein Drittel gesunken, sodass Zentralbanken ihre Rolle im Währungssystem neu bewerten müssen.
- Das wachsende Interesse an digitalen Vermögenswerten steht im direkten Wettbewerb mit den Zentralbanken in ihrer Rolle als einziger Anbieter von Geldwerten.
- CBDCs bieten das Potenzial, Fehler im Bargeldsystem auszumerzen, beispielsweise durch die Reduzierung von grenzüberschreitenden Transaktionskosten.
- Viele Zentralbanken streben eine stärkere lokale Steuerung der zunehmend globalen Zahlungssysteme an. Hier können CBDCs einen guten Ankerpunkt liefern.
Fazit: CBDCs werden die Finanzwelt bereichern, aber Kryptowährungen nicht ersetzen
Es wird sich zeigen, inwieweit CBDCs die Finanzwelt verändern. Von den derzeit verfügbaren Informationen lassen sich bereits einige Schlüsse ziehen. Zuallererst hat Zentralbankgeld das Potenzial, elektronisches Geld auf dem Bankkonto zu verbessern, um teure internationale Transaktionen zu erleichtern und den Geldverkehr effizienter zu gestalten. Inwiefern dies das elektronische Geld auf dem Bankkonto einschränken oder sogar verdrängen kann, wird sich in naher Zukunft zeigen.
Auch wenn es sich bei CBDCs noch um Zukunftsmusik handelt, lässt sich bereits jetzt mit Sicherheit sagen, dass die neue digitale Währung lediglich die Finanzwelt bereichern, nicht aber andere Kryptowährungen ersetzen kann. Bitcoin und andere Kryptowährungen sind gerade deshalb so beliebt, da sie dezentral arbeiten und komplette Anonymität bieten. Verbraucher, die mehr Sicherheit bei ihren Transaktionen wünschen, werden sich jedoch über CBDCs freuen, falls diese, genau wie elektronisches Geld, über ähnliche Sicherheitsmechanismen verfügen.
Wir werden die Entwicklungen verfolgen und informieren unsere Leser über alle Neuigkeiten rund um Zentralbankgeld und den digitalen Euro.