Jetzt haben die Wähler/innen und Nichtwähler/innen in Deutschland den Salat. Die Regierungsbildung gestaltet sich sehr schwierig. Inzwischen räumen Teile der CDU ein, Steuererhöhungen nicht mehr auszuschließen, wenn dies einer Regierungsbildung hilft. Ausgerechnet die Partei, die eine solche Entwicklung hätte verhindern können, ist aufgrund des Wahlergebnisses nicht mehr im Bundestag vertreten. Die Rede ist natürlich von der FDP.
Macht vs. Wahlversprechen
Ein Gezerre um die Macht ist die Folge. Natürlich werden die Spitzenpolitiker nicht auf eine Menge Abgeordnetenbezüge verzichten, nur um ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren, indem sie an Wahlversprechen festhalten.
US-Haushaltsstreit ist in den Fokus der Anleger gerückt
Aber wie wir in der vorangegangenen Ausgabe bereits schrieben, wird dies die Börsen nicht großartig beeinflussen. Ganz im Gegensatz zu den Nachrichten aus den USA, die sich um den dortigen Haushaltsstreit bzw. die Schuldenobergrenze drehen. Diese sind, wie von uns ebenfalls bereits beschrieben und erwartet, deutlich in den Fokus gerückt.
Zur Erinnerung: Mitte Oktober dürfte die Schuldengrenze der USA von rund 16,7 Billionen Dollar erreicht sein. Mehr Schulden machen geht nicht, weil dies gesetzlich verboten ist. Alle Staatsgeschäfte müssten dann ruhen. Regierungsbeamte würden in den Zwangsurlaub geschickt und es würde auch keine Sozialhilfe mehr gezahlt werden können.
Kreditwürdigkeit der USA in Gefahr!
Besonders unerfreulich für die Finanzmärkte wäre sicherlich auch die zwangsläufige Reaktion der Ratingagenturen. Diese müssten die Bonität der USA massiv herabstufen, was zu steigenden Zinsen für Kredite führen und die Haushaltsprobleme zusätzlich verschärfen würde. Ein solches Szenario könnte die Finanzmärkte erschüttern.
Im Sommer 2011 hatte der Streit um die Erhöhung der Schuldengrenze dazu geführt, dass die Ratingagentur Standard & Poor’s den Vereinigten Staaten die Bestnote „AAA“ entzog. In der vergangenen Woche gab die Ratingagentur Moody’s bereits einen Warnschuss ab und verwarnte die USA im Zusammenhang mit den Querelen um die Schuldenobergrenze.
Gründe für das vorsichtige Vorgehen der US-Notenbank Fed
Auch dies mag die US-Notenbank Fed jüngst dazu bewogen haben, an ihrer extrem expansiven Geldpolitik länger festzuhalten. Was sie noch dazu bewogen haben könnte, lesen Sie nachfolgend im "Konjunktur-Radar".
Sichern Sie nun Aktienpositionen enger ab!
Dies alles trägt zurzeit nicht gerade zum Optimismus der Anleger bei. In den Geldanlage-Brief-Ausgaben seit 18. März 2013 haben wir Ihnen viele Aktien vorgestellt. Sollten Sie diesen Analysen gefolgt sein, dürften Sie mittlerweile auf zum Teil sehr üppigen Gewinnen sitzen. In Anbetracht der derzeitigen Marktrisiken empfehlen wir Ihnen nun, diese Gewinne mit engen Stopps abzusichern.
Saisonal schwache Phase
Wir hatten auch oft auf die saisonal schwache Phase im Herbst hingewiesen und daher das Potential an den Aktienmärkten für kurzfristig begrenzt angesehen. Nun könnte man angesichts eines DAX auf Höchststand argumentieren, dass wir mit dieser Prognose bislang ziemlich danebengelegen haben. Doch Fakt ist, dass besonders die US-Märkte seit Mitte Mai lediglich seitwärts tendieren (siehe folgender Chart).
(Erstellt mit: Ariva.de) Aktienmärkte (DAX, S&P500 und Dow Jones) seit Jahresbeginn
Und die US-Indizes zeigen seit Mitte September auch bereits fallende Kurse. In der Folge notiert der Dow Jones sogar unter dem Hoch, welches er im Mai markiert hat (siehe grüne Linie im folgenden Chart).
(Erstellt mit: Ariva.de) Aktienmärkte (DAX, S&P500 und Dow Jones) seit April
Ganz falsch war die Warnung vor einer schwachen Phase an den Aktienmärkten also sicher nicht.
Ausblick
In dieser Woche kommt der EZB-Rat zu seiner nächsten geldpolitischen Sitzung zusammen. Dabei wird es wohl bei verbalen Interventionen bleiben. Eine Änderung der Geldpolitik erwarten wir nicht, weshalb es wohl auch nicht zu großen Bewegungen an den Börsen kommen wird.
Stärkere Kursausschläge könnten allerdings wieder die monatlichen US-Arbeitsmarktdaten auslösen, welche ebenfalls in dieser Woche (Mittwoch und Freitag) auf der Agenda stehen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Sven Weisenhaus