Dieser Artikel erschien zuerst auf Nebenwerte Online
Elektromobilität, Stromnetze, Energiespeicher: Die Nachfrage nach Kupfer aus Energiewende-Sektoren wächst sprunghaft. Dem Markt droht ein großes und langanhaltendes Defizit. Als wäre das noch nicht genug, profitieren Kupferproduzenten ganz nebenbei von der Molybdän Rallye.
Kupfer – der Megatrend von nebenan?
Steht Kupfer vor einem Megatrend? Falls ja, wird es ein Megatrend zum Anfassen. Wir alle benutzen täglich Produkte, in denen Kupfer enthalten ist. Verwendet wird das vergleichsweise weiche Metall mit hervorragenden Wärme- und Stromleitfähigkeiten fast überall.
Die Bauwirtschaft benötigt das Halbedelmetall ebenso wie die Elektroindustrie. Kupfer wird in elektrischen Leitungen, Schaltdrähten und Stromkabeln ebenso benötigt wie in Leiterplatten, Transformatoren, Elektromotoren, Spulen, Kontaktträgern, Anodenkörpern und vielem mehr. Kupfer ist zudem Bestandteil von hunderten Legierungen wie Messing oder Bronze.
Die weitreichende Verwendung kommt nicht von ungefähr: Kupfer war eines der ersten Metalle, das durch Menschen verwendet wurde. Im Altertum wurde Kupfer auf Zypern gewonnen – aus diesem Umstand leitet sich der Name des Metalls ab.
Kupfer hat nicht nur eine lange Historie, sondern auch eine große Zukunft. Die weltweite Energie und Verkehrswende erfordert riesige Mengen an zusätzlichem Kupfer für den Bau von Elektromotoren, Stromleitungen und Infrastruktur. Die ohnehin steigende Nachfrage durch aufstrebende Schwellenländer, eine wachsende Weltbevölkerung und andere Megatrends wird dadurch zusätzlich forciert.
Kupfernachfrage steigt durch Energie- und Verkehrswende
Die internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass die Nachfrage nach Kupfer in diesem und im kommenden Jahrzehnt deutlich steigen wird.
2020 etwa lag die Kupfernachfrage aus den Bereichen Elektromobilität und Stromspeicherung bei lediglich 0,1 Mt. Die Nachfrage aus dem Bereich elektrischer Netze lag bei 5,0 Mt und die Nachfrage aus dem Bereich der klimafreundlichen Stromerzeugung bei 0,6 Mt. Alle anderen Sektoren zusammen fragten 18,3 Mt nach. Die Gesamtnachfrage 2020 lag damit bei 24 Mt.
Bereits 2030 – also in sieben Jahren – wird die Nachfrage aus dem Bereich der Stromerzeugung auf 1,0 Mt, aus dem Bereich der Elektrizitätsnetze auf 6,2 Mt und aus dem Bereich der Elektromobilität und Stromspeicherung auf 0,8 Mt steigen. Auch die Nachfrage aus allen anderen Bereichen steigt – auf 20,6 Mt. Die Gesamtnachfrage 2030: 28,6 Mt, ein Zuwachs um fast 20 % gegenüber 2020.
2040 wird die Nachfrage aus dem Bereich der klimafreundlichen Stromerzeugung auf 1,3 Mt und aus dem Bereich der Elektrizitätsnetze auf 7,6 Mt ansteigen. 1,1 Mt Kupfer werden durch Elektromobilität und Speicherung nachgefragt, 21,7 Mt aus allen anderen Sektoren. Die Gesamtnachfrage 2040: 31,7 Mt und damit fast ein Drittel mehr als 2020.
Wohlgemerkt: Die Zahlen der IEA beziehen sich auf die bereits beschlossenen politischen Maßnahmen. Mit diesen werden die globalen Emissionsziele allerdings nicht erreicht. Sollen diese Ziele durch weitergehende Maßnahmen erreicht werden, dürfte die Kupfernachfrage laut IEA noch deutlich weiter steigen.
Kupferangebot wächst nicht schnell genug
Die großen Kupferproduzenten haben den Trend längst erkannt und erhöhen den Anteil von Kupferprojekten an ihren Portfolios. Das Problem: Diese Neugewichtung führt fast ausschließlich über den M&A Bereich und nicht über die Exploration.
Der Branchendienst Fastmarkets berichtete im Januar 2023 unter Berufung auf Branchenquellen, dass das weltweite Kupferdefizit bis 2030 auf 6 Millionen t ansteigen könnte. Unternehmen müssten also eigentlich nach neuen Kupferlagerstätten suchen und diese in Richtung Produktion entwickeln. Dies geschieht jedoch viel zu selten.
Die Unternehmen setzen auf Brownfield-Projekte – also den Kauf und gegebenenfalls die Erweiterung bestehender Projekte anstelle von Greenfield-Projekten.
Doch Letztere sind notwendig. Fastmarkets zitierte einen Branchenexperten: „Die Entwicklung von Brownfield-Projekten hilft sicherlich dabei, die Lücke zu schließen, aber die Steigerung von Greenfield-Projekten wird entscheidend sein. Weder bestehende Projekte noch theoretisches Recycling werden in der Lage sein, die prognostizierte Nachfrage für das kommende Jahrzehnt zu decken.“
Glencore (LON:GLEN) CEO Gary Nagle sieht den Markt folgerichtig in einem historischen Ungleichgewicht. Seiner Ansicht nach steuert die Welt auf einen massiven Kupfermangel zu, der auch die CO2 Reduktionsziele gefährde. „Es kommt ein Kupferdefizit – aber die Welt scheint das nicht zu verstehen“, sagte Nagle im Dezember gegenüber Aktionären.
Ein Grund für die Zurückhaltung der Unternehmen ist laut Nagle, dass der Kupferpreis die tatsächlichen Verhältnisse am Markt noch nicht widerspiegelt. Glencore werde deshalb mit der Ausweitung der Produktion warten, bis die Welt „danach schreie“. „Wir wollen dieses Defizit sehen„.
Die großen Kupferhersteller sehen also einer ausgesprochen komfortablen Marktposition entgegen …
Molybdän als lukratives Nebenprodukt
Als ob dies nicht genug wäre, geht nun auch noch der Preis für Molybdän durch die Decke. Molybdän fällt vorwiegend als Nebenprodukt der Kupferproduktion an – und befindet sich damit häufig im Besitz der großen Kupferproduzenten.
Der Preis ist allein in den vergangenen sechs Monaten um mehr als 130 % gestiegen. Der Grund: Hohe Nachfrage bei gleichzeitig stockendem Angebot. Laut Bloomberg Intelligence bedeutet ein Preisanstieg um 5 USD bei Molybdän für Kupferhersteller wie Freeport-McMoRan (NYSE:FCX) einen zusätzlichen Cashflow von 350 Millionen USD …
Diese Kupfer-Aktien könnten vom Boom profitieren
Codelco war im Jahr 2021 mit 1.728 t der weltweit größte Kupferproduzent und mit 28 kt Molybdän (2020) auch einer der wichtigsten Produzenten dieses Metalls. Das Unternehmen betreibt in Chile sieben Bergwerke und eine Raffinerie und befindet sich vollständig im Eigentum des chilenischen Staates. Zum Portfolio gehört auch die seit 1905 in Betrieb befindliche Kupfermine El Teniente. Hier befindet sich das größte bekannte Kupfererzvorkommen der Welt. Die Lagerstätte umfasst rund 100 Mt Feinkupfer. In Codelco können Anleger allerdings nicht investieren. Anders verhält es sich mit den folgenden Kupfer Aktien.
Freeport McMoRan
Freeport McMoRan (NYSE: FCX, WKN: 896476, ISIN: US35671D8570) produzierte 2021 1407 kt Kupfer und war damit die Nummer 2 auf der Liste der größten Produzenten. Das in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona ansässige Unternehmen ist im S&P 500 gelistet und baut Rohstoffe in Nord- und Südamerika sowie in Indonesien ab.
In Nordamerika betreibt Freeport-McMoRan sieben Kupferminen im Tagebau: Morenci, Bagdad, Safford, Sierrita und Miami in Arizona sowie Chino und Tyrone in New Mexico. Außerdem gehören die beiden Molybdänminen Henderson und Climax in Colorado zum Portfolio. Dieses umfasst auch unerschlossene Reserven und Ressourcen mit diversen langfristig ausgelegten Entwicklungsprojekten.
Die aktuellen Freeport McMoRan Analystenratings: 10x Buy, 1x Overweight, 11x Hold, 0x Underweight und 1xSell. Das durchschnittliche Kursziel Analysten liegt bei 45,43 USD.
Glencore
Glencore (LSE (LON:LSEG): GLEN, WKN: A1JAGV, ISIN: JE00B4T3BW64) produzierte im Jahr 2021 1196 kt Kupfer und landete damit auf dem dritten Platz im Mengenranking (2022 ging die Produktion auf 1058 kt zurück). Das mit operativem Hauptsitz im Schweizer Baar ansässige Unternehmen wird seit 2011 an der Börse gehandelt – und ist mit britischen Leitindex FTSE100 vertreten.
Glencore ist jedoch nicht nur in der Kupferproduktion tätig, sondern handelt auch mit dem Rohstoff (wie auch mit vielen anderen Rohstoffen). 3,6 Mt Kupfermetall- und Konzentrat wurden im Handelssegment bewegt.
Glencore ist in der gesamten Wertschöpfungskette rund um das Metall vertreten: Das Unternehmen besitzt Minen, Hütten, Raffinerien und Recyclinganlagen. Das Portfolio enthält Projekte und Tochtergesellschaft in Afrika, Asien, Australien sowie Nord und Südamerika.
Die aktuellen Glencore Analystenratings: 1x Buy, 1x Hold, 0x Underweight und 1xSell. Das durchschnittliche Kursziel Analysten liegt bei 45,43 USD.
BHP (ASX:BHP) Group
Die BHP Group (NYSE: BHP, WKN: 850524, ISIN: AU000000BHP4) produzierte 2021 1022 kt Kupfer (2022 stieg die Kupferproduktion deutlich auf 1574 kt). Das in Melbourne ansässige Unternehmen zählt zu den größten Bergbaukonzernen der Welt und baut neben Kupfer auch Eisenerz, Nickel und weitere Rohstoffe ab.
Zum Portfolio gehört mit Olympic Dam in Südaustralien eines der weltweit bedeutendsten Kupfer-, Gold- und Uranvorkommen. Auch an der chilenischen Mine Escondida – dem derzeit größten Kupferproduzenten weltweit – ist BHP mit 57,5 % beteiligt.
Ebenfalls in Chile befindet sich Pampa Norte mit den beiden Kupferminen Spence und Cerro Colorado. In beiden Minen wendet BHP eine Oxid- und Sulfiderzbehandlung durch Auslaugung, Lösungsmittelextraktion und Elektrogewinnungsverfahren an.
BHP ist zudem mit 45 % am Resolution Copper Project im US-Bundesstaat Arizona beteiligt (55 % gehören Rio Tinto (LON:RIO)). Hier befindet sich eine der größten unerschlossenen Kupferlagerstätten der Welt, die zum größten Produktionsstandort in Nordamerika werden könnte.
Die aktuellen BHP Analystenratings: 6x Buy, 1x Overweight, 12x Hold, 3x Underweight, 3x Sell. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei 63,78 USD.
Rio Tinto
Rio Tinto (NYSE: RIO, WKN: 852147, ISIN: GB0007188757) produzierte im Jahr 2021 541 kt Kupfer und damit 6 % mehr als im Vorjahr. Die 55-prozentige Beteiligung am Resolution Copper Project ist auf die Zukunft ausgerichtet.
Kupfer hat jedoch bei Rio Tinto eine lange Tradition. Die erste Kupfermine wurde 1873 am Ufer des Flusses Rio Tinto erworben. Heute betreibt das Unternehmen Kupferproduktionsstätten auf der ganzen Welt und über verschiedene Phasen des Bergbaulebenszyklus hinweg.
Oyu Tolgoi in der Südgobi-Region der Mongolei ist eines der größten Kupfer- und Goldvorkommen weltweit und könnte nach Fertigstellung der Untertagemine die viertgrößte Kupfermine der Welt werden. Die Kennecott-Mine im US-Bundesstaat Utah produziert neben Kupfer auch Gold, Silber und Tellur als Nebenprodukt.
Derzeit laufen Machbarkeitsstudien zur Ausweitung des Projekts und die Verlängerung des Tagebaus über 2032 hinaus. Ein weiteres, in einem frühen Stadium befindliches Projekt ist Winu in Westaustralien, wo neben Kupfer auch Gold abgebaut werden soll.
Die aktuellen Rio Tinto Analystenratings: 4x Buy, 4x Hold, 1x Underweight. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei 79,68 USD.
Kodiak Copper
Kodiak Copper Corp. (TSX-V: KDK, OTC: KDKCF, ISIN: CA50012K1066) ist ein fortgeschrittener kanadischer Kupfer-Explorer. Das Portfolio umfasst Kupferporphyrprojekte in der kanadischen Provinz British Columbia und im US-Bundesstaat Arizona.
Der Fokus richtet sich aktuell auf das MPD-Kupfer-Gold-Porphyr-Projekt in Kanada. Hier entdeckte Kodiak Copper 2020 eine hochgradige Kupfer-Mineralisierung. Das Projekt erstreckt sich über 97,3 km², die im geologisch einschlägig bekannten Bereich der s.g. „Nikola-Faltung“ liegen. In diesem Bereich haben verschiedene Bergbauunternehmen Projekte bis hin zum vollständigen Minenbetrieb entwickelt.
Der Explorer hat am 28. Februar seine Explorationspläne für 2023 bekanntgegeben. Kodiak hat demnach 18 vielversprechende Zielgebiete beim Projekt MPD identifiziert, von denen bislang lediglich drei durch erhebliche Bohrungen untersucht wurden. Bei den neuen Zielen handelt es sich vorwiegend um mit Porphyr in Zusammenhang stehende Kupfer-Gold-Mineralisierungen. Im März soll ein umfassendes Bohrprogramm beginnen.
Die aktuellen Kodiak Copper Analystenratings: 1x Overweight. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei 2,21 USD.
Fazit
Das seit Jahrtausenden durch Menschen verwendete Kupfer könnte ein Schlüsselmetall für die Energie- und Verkehrswende werden. Die Nachfrage wird allen Prognosen zufolge in den kommenden Jahrzehnten immer weiter ansteigen. Gleichzeitig entwickelt sich das Wachstum des Angebots nur schleppend – wovon Kupferproduzenten wie Glencore, Rio Tinto oder Freeport-McMoRan profitieren können.
Mit Aktien von großen Rohstoffunternehmen erwerben Anleger einen Anteil an diversifizierten Portfolios, die weit über Kupfer hinausgehen. Das Risiko ist hier geringer, die Hebelwirkung bei steigenden Kupferpreisen aber auch. Aktien von kleineren, stärker auf Kupfer fokussierten Unternehmen bieten eine größere Hebelwirkung – sind aber insbesondere bei Portfolios mit Projekten im Frühstadium auch mit deutlich größeren Risiken verbunden.
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