Die Ölpreise brachen am Dienstag um fast 8% ein und erreichten neue Tiefststände für das Jahr 2018, als WTI mittlerweile 40% unter seinem Hoch von fast 80 USD das Fass steht, auf das es gerade noch im Oktober gestiegen war.
Der Preisverfall reflektiert mehrere Probleme für die Ölmärkte, wie die drei folgenden:
1. Daten deuten erhebliches Wachstum der US-Ölförderung an
Die jüngsten Daten der US-Energieinformationsagentur EIA machten klar, dass die Ölproduktion der Vereinigten Staaten in den letzten Monaten sogar noch stärker zugenommen hat, als bislang angenommen. In der Tat waren die USA im November zu einem Nettoexporteur von Rohöl und Ölprodukten geworden. Die jüngste Monatsstatistik vom US-Branchenverband der Ölindustrie API zeigte, dass die US-Ölproduktion im November durchschnittlich auf 11,6 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) lag, was die Vereinigten Staaten zum größten Ölförderer der Welt machte. Die API-Daten für die zweite Dezemberwoche zeigten auch noch eine hohe Zunahme der Erdölvorräte in den USA an, was zum Teil den Fall der Ölpreise ausgelöste. Im Gegensatz dazu gab die EIA in ihrem Wochenreport eine geringe Entnahme (weniger als 500.000 bpd) aus den Ölvorräten in den USA an, was aber wahrscheinlich nicht ausreichen wird, um Öl aus seinem derzeitigen Preistal zu heben.
Die Annahme ist, dass der Preis von WTI sich im 40er und im unteren 50 Dollarbereich bewegen wird, da der Anstieg der Produktion aus den US-Schieferölregionen unaufhaltsam erscheint, sodass er auch nach 2019 hinein ohne Unterlass weitergehen wird. Tatsache ist, dass niedrige Ölpreise zwar nicht gut für die US-Ölproduzenten sind, sie aber zu verkraften sind, wenn die Unternehmen sich vorausschauend im September abgesichert haben; ihre geplanten Verbesserungen der Infrastruktur sind jetzt fertig und die Unternehmen haben weiterhin Zugang zu Anlagegeldern und Kreditlinien.
Viele konzentrieren sich auf die Anzahl der DUCs (Ölquellen, die angebohrt, aber noch nicht fertiggestellt sind), die schnell mit minimalen Ausgaben in Betrieb genommen werden können. Diese DUCs repräsentieren das noch nicht erschlossene Produktionspotential, aber es ist schwer genau zu bestimmen, wie viele in 2019 die Produktion aufnehmen können und wie viele dies auch tun werden. Auch wenn das vorhergesagte Produktionswachstum beim US-Schieferöl für 2019 sehr robust ist, ist es wichtig sich zu erinnern, dass dies ein Zusammenfallen mehrerer Bedingungen voraussetzt, die möglicherweise nicht alle wie erwartet eintreten werden, besonders wenn WTI über mehrere Monate hinweg unter 55 USD das Fass verharrt.
2. Substanzlose Produktionssenkung der OPEC und Russlands
Russland und die OPEC lieferten Anfang Dezember eine erhebliche Produktionssenkung (1.2 Mio bpd), aber diese Zahl reichte nicht aus, um die Märkte zufriedenzustellen—und das aus gutem Grund. Die Produktionskürzung wird im Januar losgehen und reflektiert den Rückgang der Produktion von OPEC und Russland im Oktober. In anderen Worten die saudische Produktion wird um rund 400.000 bpd schrumpfen und die Russlands um etwa 228.000 bpd.
Rückt man dies in einen Kontext, dann erklärt sich, warum die Preise trotz dieser Pläne weiter gefallen sind. EIA-Daten zeigen, dass die Vereinigten Staaten ihre eigene Ölförderung zwischen Juni und November um 1 Mio bpd erhöht haben, was die geplante Kürzung Saudi-Arabiens und Russlands komplett zunichte macht.
3. Nachfrage
Alle Vorhersagen für 2019 zeigen, dass der weltweite Ölverbrauch langsamer wachsen wird. Die exakten Prognosen mussten mehrmals angepasst werden.
Das Wachstum der Nachfrage wird wahrscheinlich in dem Umfang zurückgehen, wie die Abkühlung der Weltkonjunktur in 2019 zur Realität wird. In den Vereinigten Staaten bleibt die Wirtschaftslage gut, trotz der Kursrückgänge am Aktienmarkt und der Verbrauch an Flugbenzin (ein guter Indikator für das Wirtschaftswachstum) wächst weiterhin robust.
Allerdings wird das Hauptaugenmerk in 2019 auf den Schwellenländern liegen und ob diese ein langsameres Wachstum verzeichnen werden. Natürlich könnten Ölpreise um 40 oder 50 USD dabei helfen, weiteres Wirtschaftswachstum anzuregen, insbesondere in diese Regionen.
Eine Anmerkung zu Saudi-Arabiens Staatshaushalt und Ölpolitik in 2019: Saudi-Arabien hat in dieser Woche sein Budget für 2019 veröffentlicht. Es sieht eine 7 prozentige Erhöhung der Ausgaben vor. Mit insgesamt 295 Mrd USD ist es das größte Budget, welches das Königreich jemals veröffentlicht hat.
Der Finanzfirma Al Rajhi Capital zufolge, müssten die Saudis für einen ausgeglichenen Staatshaushalt ihr Öl zu 84 USD das Fass verkaufen können. Bloomberg rechnete 95 USD das Fass aus. Angesichts dessen, wo die Ölpreise heutzutage stehen, gehen viele Analysten schon jetzt davon aus, dass Saudi-Arabien in 2019 Maßnahmen ergreifen wird, um die Ölpreise steigen zu lassen, damit es sein Budget ausgleichen kann.
Händler wären schlecht beraten diese Analysen ernst zu nehmen. Das saudische Haushaltsdefizit beträgt lediglich 4,6% des BIPs. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt für ein Land wie Saudi-Arabien vollkommen normal, ein Defizit zu akzeptieren, statt die Ausgaben einzuschränken, oder eine Anhebung der Einnahmen zu forcieren.
Saudi-Arabien hat immer noch große Devisenreserven, die es bei Notwendigkeit anzapfen kann und das Königreich kann sich auch immer noch Geld borgen. Es wäre ein Fehler anzunehmen, dass die Saudis aggressiv auf sofort höhere Ölpreise hinarbeiten werden, ausgehend von diesem Budget. Der Golfstaat hat keine Eile seinen Haushalt ins Gleichgewicht zu bringen, da er Öl für noch mindestens 70 Jahr im Boden hat und in künftigen Jahren seinen Schulden mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen kann.