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Öl und Dollar schwächeln – wegen einer schwächeren US-Wirtschaft?

Veröffentlicht am 23.08.2024, 09:20
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Der US-Arbeitsmarkt hat sich deutlich schwächer entwickelt als bisher angenommen. Das Arbeitsministerium in Washington korrigierte vorgestern seine Schätzung für die Gesamtbeschäftigung von April 2023 bis März 2024 um 818.000 Stellen nach unten.

In dem 12-Monats-Zeitraum wurden somit nicht 2,9 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, sondern „nur“ 2,1 Millionen. Statt durchschnittlich 242.000 monatlichen Jobzuwächsen waren es also nur 175.000.

Die Revision der Arbeitsmarktdaten fällt damit relativ hoch aus. Es ist sogar die größte seit 2009 (Finanzkrise). ING (AS:INGA) berichtet, dass das Arbeitsministerium im vergangenen Jahr die Daten „nur“ um 306.000 Stellen korrigieren musste. Und zur Erinnerung: Am 2. August hatte die Behörde für Juli die Schaffung von nur noch 114.000 Stellen gemeldet. Erwartet worden waren immerhin 148.000. Die Differenz betrug also -34.000 (siehe auch „Jetzt rollt die Lawine“). Nun wurden insgesamt 818.000 weniger Stellen gemeldet bzw. im Monatsdurchschnitt -67.000. Letzteres ist doppelt so viel wie die Differenz zwischen erwartetem und tatsächlichen Stellenaufbau für Juli.

Die wieder bullishe Stimmung hielt unbeeindruckt an

Anfang August brachen die Aktienkurse also wegen einer halb so großen Differenz ein, vorgestern reagierten die Anleger mit einem Schulterzucken auf die Arbeitsmarktdaten. Am Ende des Tages konnten die Kurse sogar zulegen. Das zeigt, wie abhängig die Börsen von der Stimmung der Anleger sind. Wie die Daten ausfallen, spielt kaum eine Rolle. Entscheidend ist nur, wie die Anleger darauf reagieren.

Es stellt sich aber die Frage, wie lange die Anleger am Aktienmarkt die ökonomische Realität einer sich wahrscheinlich abkühlenden US-Wirtschaft noch ignorieren und die Zinssenkungskarte spielen können. Denn die hohen Kurse bzw. Bewertungen lassen sich auf Dauer nur rechtfertigen, wenn die US-Wirtschaft und damit die Gewinne der Unternehmen weiterhin solide wachsen und im Idealfall die US-Notenbank die Zinsen dennoch senkt.

Warum ist eine Vielzahl an Zinssenkungen eingepreist?

Und man muss sich auch die Frage stellen, warum am Anleihemarkt bereits eine Vielzahl an Leitzinssenkungen eingepreist ist, wenn die US-Wirtschaft doch angeblich so robust ist. OK, ich gebe zu, dass man hier noch argumentieren könnte, dass sich der Inflationsdruck abgeschwächt hat und die Geldpolitik damit trotz gleichbleibenden Zinsniveaus restriktiver geworden ist. Mehrere Zinssenkungen sind daher nur die logische Konsequenz.

Schwacher Dollar wegen schwächerer US-Wirtschaft?

Aber dieselbe Frage muss man sich auch im Hinblick auf die Schwäche des US-Dollar stellen. Gegenüber dem Euro ist die US-Währung jüngst auf das niedrigste Niveau seit mehr als einem Jahr gefallen. Der EUR/USD erreichte dementsprechend mit mehr als 1,117 USD das höchste Niveau seit Juli 2023.

Klar, ein sinkender Leitzins der US-Notenbank (Fed) verringert die Zinsdifferenz zur Eurozone, womit der US-Dollar weniger attraktiv gegenüber dem Euro wird. Das kann den Kursanstieg des EUR/USD begründen.

Doch schaut man auf die gestrigen Einkaufsmanagerdaten von S&P Global für die Eurozone und vor allem der deutschen Wirtschaft, dann sind diese kaum ein Grund für einen steigenden Euro.

Denn der Frühindikator für die deutsche Wirtschaft (Industrie und Dienstleistung zusammen) ist mit dem dritten Rückgang in Folge auf 48,5 Punkten im August noch weiter unter die Wachstumsschwelle von 50 Zählern gerutscht (Vormonat: 49,1).

Und das Barometer der Eurozone legte laut S&P Global nur aufgrund eines besonders starken Dienstleistungssektors in Frankreich auf 51,2 im August zu (nach 50,2 im Juli), dessen massiver Stimmungsaufschwung (von 50,1 auf 55,0 Punkte) aber wahrscheinlich nur vorübergehender ein Effekt der Olympischen Spiele in Paris war.

Und daher begründen diese Daten vielmehr Leitzinssenkungen auch der Europäischen Zentralbank (EZB). Daher wäre eigentlich eine anhaltende Seitwärtstendenz des EUR/USD plausibel.

Schwache Ölpreise wegen schwächerer (US-)Wirtschaft?

Was also sorgt für die relative Schwäche des US-Dollar, wenn nicht eine schwächere US-Wirtschaft?! Und was sorgt für den starken Rückgang der Ölpreise, wenn nicht eine schwächere (US-)Wirtschaft?! Der Ölpreis der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) hat vom 12. August bis vorgestern um fast 10 % nachgegeben.

Zudem konnte der Preis bei der vorangegangenen Aufwärtsbewegung um 11,53 % die obere Linie der möglichen Dreiecksformation (blau) nicht mehr erreichen, sondern ist stattdessen nun erneut unter die untere Linie sowie meine Zielzone (gelb) gerutscht. Während sich die Tendenz tieferer Hochs also beschleunigt, neigt sich die Folge höherer Tiefs ihrem Ende entgegen – trotz der anhaltenden Spannungen im Nahen Osten – und trotz eines schwächeren US-Dollars, der die Nachfrage nach Öl eigentlich zusätzlich anheizt.

Fazit

Die Kursbewegungen auf den verschiedenen Finanzmärkten ergeben kein rundes Bild mehr. Irgendetwas stimmt nicht. Gewöhnlich sind die Anleihe- und Devisenmärkte smarter als die Aktienmärkte. Daher ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Aktienmärkte ihre Haltung bald erneut korrigieren müssen – durch eine weitere große Abwärtswelle.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

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