Betrachtet man die wichtigsten US-Faktoren im bisherigen Jahresverlauf, so zeigt sich, dass Large-Cap-Wachstumswerte bis Freitag, den 19. Juli, die Nase vorn hatten, wenn man die Kurse einer Reihe repräsentativer ETFs zugrunde legt.
Analysten zufolge könnte die vergangene Woche jedoch ein Wendepunkt für das Segment der Faktor-Nachzügler gewesen sein.
Der kurzfristige Wechsel an der Spitze des Marktes ist sicherlich beachtlich. Betrachten wir zunächst den Risikofaktor mit der schlechtesten Performance in diesem Jahr: Small-Cap Value (IJS).
Dieser Teil des Faktoruniversums hat im bisherigen Jahresverlauf um magere 2,0 % zugelegt. Zum Vergleich: Der breite Aktienmarkt (SPY) ist um mehr als 16 % gestiegen und der führende Faktor, Large-Cap Growth (IVW), um fast 23 %.
Doch die letzte Handelswoche hat die Analysten dazu veranlasst, die Möglichkeit eines Führungswechsels in ihr Kalkül einzubeziehen. Der wichtigste Auslöser: die deutliche Trendwende der Small Caps nach Norden.
Dieses plötzliche Reversal hat dazu geführt, dass die Small Caps im vergangenen Monat die Large Caps mit deutlichem Abstand hinter sich gelassen haben.
Es ist noch zu früh, um mit Sicherheit sagen zu können, ob Small Caps und andere nachlaufende Sektoren und Faktoren über einen längeren Zeitraum die Führung übernehmen werden, aber Analysten ziehen diese Möglichkeit in Betracht.
"Ich glaube, dass sich das Gesamtbild geändert hat", sagt Eric Kuby, Chief Investment Officer bei North Star Investment Management Corp, einem Small-Cap-Manager. "Ich hoffe, dass die Rallye der letzten Woche erst der Anfang einer sehr langen, mehrjährigen Phase ist, in der Small Caps viel Boden gut machen können."
Die Experten von Marks Group Wealth Management erinnern daran, dass Small Caps aufgrund ihrer relativen Underperformance und der "längerfristig höheren" Zinsen seit Jahren einen schweren Stand haben.
Im Juli haben sich Small Caps jedoch stark erholt, da sich der Konsens, dass die Fed die Zinsen im September senken wird, weiter gefestigt hat.
Zur Erinnerung: Kleinere Unternehmen sind in der Regel stärker auf Kredite angewiesen, um ihr Wachstum zu finanzieren (im Gegensatz zu milliardenschweren Großunternehmen). Die Spekulation lautet daher: Eine weniger restriktive Geldpolitik der Fed könnte die Initialzündung sein, die diese Anlageklasse so dringend braucht.
Längerfristig sieht es jedoch nach einem steinigen Weg für Small-Cap-Benchmarks aus.
Die Fed Funds Futures preisen nun eine hohe Wahrscheinlichkeit ein, dass die Fed die Zinsen auf der FOMC-Sitzung am 18. September senken wird.
Die Strategen von Yardeni Research warnen jedoch davor, zu viel in die jüngste Rallye bei Small Caps hineinzuinterpretieren.
"Zinssenkungen sollten dazu beitragen, die Gewinnmargen zu erhöhen, aber wir bezweifeln, dass eine Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte die Ergebnisse von Small Caps signifikant verbessern wird", teilte das Unternehmen seinen Kunden letzte Woche mit.
"Das Problem könnte sein, dass die erfolgreichsten [Small-Cap-]Unternehmen heutzutage schnell aufgekauft werden, bevor sie einen signifikanten Beitrag zu den steigenden Gewinnen/Umsätzen/Margen der [Small-Cap-]Aktienindizes leisten können".
ETF-Analyst Dave Nadig plädiert derweil für Geduld und einen Ansatz, der sich mit "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" umschreiben lässt.
"Wenn wir eine anhaltende Rallye bei Small Caps sehen, und mit anhaltend meine ich zwei oder drei Monate, in denen Small Caps aller Art die Large Caps deutlich outperformen, dann denke ich, dass wir viel Geld sehen werden, das der Performance nachjagt - das passiert immer", sagte er gegenüber CNBC.