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Letzter Report 2022 - EZB falkenhaft - EZB: Kritische Bestandsaufnahme

Veröffentlicht am 16.12.2022, 12:51
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0646 (05:53 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0593 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 137,33. In der Folge notiert EUR-JPY bei 146,25. EUR-CHF oszilliert bei 0,9866.

Heute erscheint der letzte Report im laufenden Jahr 2022. Der nächste Report wird am 2. Januar 2023 veröffentlicht. Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit und Gesundheit und Erfolg im neuen Jahr 2023. Der Welt wünschen wir, die Lehrstunden der Geschichte nicht zu ignorieren, mehr Kunst der Diplomatie und ultimativ als Folge mehr Friedfertigkeit.

Finanzmarkt: EZB falkenhaft

Der Finanzmarkt wurde gestern von der Verbalakrobatik der EZB erschüttert. Die Drosselung des Dynamik des Zinsschritts von 0,75% auf 0,50% wurde damit aus Sichtweise der Märkte konterkariert.

Die Aktienmärkte färbten sich gestern nachmittags blutrot. Die Tatsache, dass die bedeutenden westlichen Zentralbanken (Fed, EZB, Bank of England) "nur" noch Zinserhöhungen um 0,50% beschlossen und die Entscheidung in London nicht einmütig fiel, zwei der neun MPC Mitglieder votierten für keine Zinserhöhung, wurde nach der Verbalakrobatik seitens der EZB irrelevant. Der Abverkauf beschränkt sich jedoch auf westliche Aktienmärkte.

Die fernöstlichen Märkte sind heute früh widerstandsfähig. Das hat einerseits damit zu tun, dass das Inflationsbild dort nicht prekär ist und andererseits sich positive Wirtschaftsperspektiven ergeben. Der heute früh veröffentlichte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors in China stieg markant auf das höchste Niveau seit Januar 2021

Die Erschütterung des Aktienmarktes wirkte sich an den europäischen Kapitalmärkten aus. Die Rendite der 10 jährigen Bundesanleihe schoss von 1,93% auf aktuell 2,08% in die Höhe. Die Rendite der 10 jährigen US-Staatsanleihe stellt sich dagegen heute früh auf 3,48% (Vortag 3,49%). Der USD kam zunächst gegenüber dem EUR unter Druck. Der Euro markierte mit 1,0735 die höchsten Kurse seit Juni 2022. Dieses Niveau konnte jedoch nicht gehalten werden. Gold und Silber verloren im Tagesverlauf.

Als Fazit lässt sich ziehen, dass Frau Lagarde gestern die westlichen Aktienmärkte und die europäischen Aktienmärkte erschütterte. Schauen wir zur Entemotionalisierung genauer hin.

EZB-Kritische Bestandsaufnahme

1. Hintergrund: Die Inflationsentwicklung in der Eurozone, die das aktuelle Handeln der EZB forciert, hatte im Jahr 2022 zwei maßgebliche Katalysatoren, steigende Rohstoffpreise und ein massiver Kaufkraftverfall des Euros an den Devisenmärkten. Der Einfluss der EZB auf Rohstoffpreise ist bestenfalls marginal. Was die EZB durch Zins- und Geldpolitik beeinflussen kann, ist die Bewertung des Euros.

Kommentar: Die aktuelle Verbalakrobatik zahlt auf das Thema Bewertung des Euros ein. Es geht um die Verankerung des Euros auf dem aktuell erhöhten Niveau, um das Risiko der so genannten "importierten Inflation" einzufangen. Worte sind bisweilen günstiger als reale Zinsschritte und Worte sind zunächst geliefert worden.

2. Hintergrund: Die aktuell verschärfte Verbalakrobatik der EZB erreicht uns in einem Moment, in dem die Ursprünge der Inflationsdynamik bereits drastisch rückläufig sind. Das gilt für Rohstoffpreise seit dem Sommer (CRB-Index von 351 auf 298) und es gilt für die Bewertung des Euros (von 0,95 auf 1,06). Diese veränderten Einflussgrößen machen sich jetzt im Rahmen des typischen Zeitversatzes auch sukzessive in den Preisindices bemerkbar.

Kommentar: In der akuten Phase des Inflationsanstiegs lieferte die EZB spätes Handeln. Jetzt, in dem Moment, in dem sich Entspannungssignale bei den Ursprüngen des dynamischen Inflationsanstiegs ergeben, wird die EZB laut. Ich denke an den Begriff "smartes Marketing".

Werfen wir einen Blick auf die Berichterstattung:

EZB-Präsidentin Lagarde hätte bei der EZB-Sitzung einen Kompromiss eingefädelt, um eine Mehrheit für den Zinsbeschluss zu sichern, indem das Tempo der Zinserhöhungen gedrosselt wurde, aber weitere Straffungsschritte in Aussicht gestellt wurden. Lagarde sagte, sie rechne auf der Basis aktueller Daten mit einer weiteren Zinsanhebung um 0,50% auf der nächsten EZB-Zinssitzung, möglicherweise auf dem folgenden Treffen und möglicherweise danach.

Kommentar: Hier wird deutlich, dass das Bild im EZB-Rat sehr heterogen ist. Die „Tauben“ haben sich real mit dem reduzierten Zinsschritt durchgesetzt: Die "Falken" wurden mit Verbalakrobatik abgespeist, denn es gibt keine explizite Vorfestlegung für kommende Zinsschritte, bestenfalls eine implizite Tendenz.

Die Debatte über eine Verringerung der Anleihebestände hätte sich einfacher dargestellt. Ab März wird die Bilanz um 15 Mrd. EUR monatlich reduziert.

Kommentar: Das ist überfällig, auch hier ist die EZB Spätankömmling. Wie der nachfolgende Chart zeigt liegt die Überschussliquidität der EZB (ungenutzt) bei der Hälfte der Bilanzsumme. Die Reduktion wird sich maßgeblich hier auswirken, nicht in der Real- und Finanzwirtschaft.

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Fazit: Dem Markt fehlte gestern eine Portion Nüchternheit bei der Einwertung.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone:

Die EZB erhöhte den Leitzins und Anlagezins erwartungsgemäß um 0,50% auf aktuell 2,50%, respektive 2,00% und stellte weitere Zinsschritte in Aussicht. Die Devisenreserven stellten sich per November auf 1.115,1 nach zuvor 1.111,8 Mrd. EUR.

Deutschland: Die Großhandelspreise sanken per November im Monatsvergleich um 0,9% nach zuvor -0,6%. Im Jahresvergleich ergab sich mit 14,9% nach 17,4% der geringste Anstieg seit September 2021 (13,2%).

Frankreich: Der Geschäftsklimaindex für die Gesamtwirtschaft verharrte per Dezember unverändert bei 102 Punkten. Der Index für das verarbeitende Gewerbe lag weiter bei 101 Zählern (Prognose 100).

UK: Leitzins von 3,00% auf 3,50% erhöht

Die Bank of England erhöhte den Leitzins erwartungsgemäß um 0,50% auf 3,50%. Unerwartet votierten zwei der neun Entscheider für keine Zinsanhebung. Der GfK Konsumklimaindex verbesserte sich per Dezember unwesentlich von -44 auf -42 Zähler.

Schweiz: Leitzins von 0,50% auf 1,00% erhöht

Die Schweizer Nationalbank erhöhte den Leitzins erwartungsgemäß um 0,50% auf 1,00%.

Russland: Devisenreserven legten zu

Die Devisenreserven nahmen per 9.12.2022 von zuvor 571,3 Mrd. USD auf 576,5 Mrd. USD zu.

USA: Überwiegend negative Daten

Die Einzelhandelsumsätze sanken per November unerwartet im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose -0,1%) nach zuvor +1,3%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 6,93% nach zuvor 8,11%. Die Industrieproduktion fiel per November im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose +0,1%) nach -0,1%. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 2,51% nach 3,34%. Die Kapazitätsauslastung stellte sich auf 79,7% (Prognose 79,8%) nach zuvor 79,9%.

Der New York Fed Manufacturing Index sank per Dezember von zuvor 4,50 auf -11,20 Punkte (Prognose -1,00). Der Philadelphia Fed Business Index stieg per Dezember von -19,4 auf -13,8 Punkte (Prognose -10,0). Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 10. Dezember auf 211.000 (Prognose 230.000) nach zuvor 231.000 (revidiert von 230.000).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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