Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und ihre Partner aus der Kooperationserklärung (bekannt als OPEC+) legen am Mittwoch, den 5. Oktober, ihre Förderstrategie für November fest. Nach Angaben von OPEC-Vertretern diskutieren die Minister derzeit über eine Kürzung der Förderquote des Ölverbunds um mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag (bpd). Letzte Woche ließen die Delegierten der Organisation verlauten, dass Drosselungen von 500.000 oder 1 Mio. Barrel pro Tag im Gespräch seien, doch scheint sich die Stimmung nun zugunsten einer noch höheren Reduzierung verschoben zu haben. Laut Wall Street Journal könnte die OPEC+ ihre Produktion sogar um bis zu 1,5 Mio. bpd zurückfahren.
Das Treffen findet erstmals seit März 2020 wieder am Sitz der OPEC in Wien statt. Diese Modalität ist insofern von Bedeutung, als die jüngsten virtuellen Sitzungen der OPEC+ äußerst kurz waren und dabei lediglich bereits getroffene Entscheidungen bestätigt wurden. Persönliche Begegnungen bieten im Vergleich dazu mehr Gelegenheit für Diskussionen, Meinungsverschiedenheiten und Verhandlungen. Da die OPEC und die OPEC+ nach dem Konsensprinzip arbeiten, muss eine Entscheidung von allen Mitgliedern gebilligt werden. Die Konsensbildung kann wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen als das Erreichen einer einfachen Mehrheit. Händler sollten sich also darauf einstellen, dass es nicht so schnell ein Ergebnis geben wird wie seit 2020, als die Treffen virtuell stattfanden.
Quoten vs. Fördermengen
Wenn die OPEC ihre Quoten für November um 1 Mio. bpd oder mehr drosselt, sollten sich die Händler darüber im Klaren sein, ob es sich im Wesentlichen nur um eine Quotenkürzung handelt oder ob tatsächlich eine beträchtliche Anzahl von Barrel vom Markt genommen wird. Nach Bloomberg lag die OPEC+-Produktion Ende August um 3,7 Mio. Barrel pro Tag unter der Quote. Die Produktionskürzungen werden in der Regel gleichmäßig auf die Mitglieder verteilt, so dass nach der Analyse von Bloomberg bei einer Absenkung der OPEC-Quoten um 1 Mio. Barrel pro Tag nur sechs Länder ihre Förderung drosseln müssten, was einer Gesamtkürzung von lediglich 337.000 Barrel pro Tag entspricht.
Wenn die OPEC+ jedoch beabsichtigt, mehr Öl vom Weltmarkt zu nehmen, müssen bestimmte Produzenten wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und der Irak möglicherweise zustimmen, einen größeren Teil der Kürzungen zu übernehmen. Diese Frage wollen die Mitglieder anlässlich der Sitzung erörtern, und ihre Entscheidung wird sich entsprechend auf die Ölpreise auswirken.
Marktstimmung
Die Ölpreise haben das dritte Quartal mit Verlusten beendet und sind damit zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder gefallen. Nachdem bekannt wurde, dass die OPEC+ über eine deutliche Drosselung der Produktion diskutiert, sind die Preise für das schwarze Gold sie jedoch wieder gestiegen.
Eine Fortsetzung der Preiserholung ist aufgrund der andauernden Sorge vor einer Rezession, die sich negativ auf die globale Nachfrage auswirken wird, nicht zu erwarten. Sollte sich die OPEC+ auf eine Kürzung ihrer Förderquoten einigen, die unter der bisher diskutierten Höchstmenge liegt, sollten die Preise nicht wesentlich darauf reagieren.
Einigt sich die OPEC jedoch auf zusätzliche "freiwillige" Kürzungen (d. h. Produktionssenkungen, zu denen sich einige Mitglieder zusätzlich zu den anteiligen Kürzungen der Förderquoten verpflichten), so ist mit einem Anziehen der Ölpreise zu rechnen, selbst wenn diese zusätzlichen Drosselungen für bestimmte Staaten eher unbedeutend erscheinen.