Die Ölpreise haben sich zu Wochenbeginn leicht erholt und sind in der ersten Hälfte der Montags-Sitzung um mehr als 1 % gestiegen. Allerdings bleibt die generelle Tendenz abwärtsgerichtet, nachdem der WTI-Ölpreis in der Vorwoche um 9 % gefallen ist. Solange der Kurs unter der entscheidenden Marke von 70 US-Dollar bleibt, könnte der Weg des geringsten Widerstands weiter nach unten führen. Die entscheidende Frage ist nun: Steuert Öl auf 65 US-Dollar zu?
Spannungen im Nahen Osten – Wie beeinflussen sie den Ölpreis?
In der vergangenen Woche gab es viele Entwicklungen, die sich auch in dieser Woche fortsetzen könnten. Die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten blieben relativ stabil, insbesondere nachdem Israel sich entschied, Iran vorerst nicht anzugreifen. Diese Entscheidung trug zu einem Rückgang der Ölpreise bei, da die unmittelbare Eskalationsgefahr zurückging.
Auch wirtschaftliche Faktoren spielten eine Rolle: Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte die Zinssätze um 25 Basispunkte, was weitgehend erwartet wurde. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bestätigte zudem ihre dovishe Haltung, was die Marktteilnehmer beruhigte. In Großbritannien, der Eurozone und Kanada fielen die Inflationszahlen niedriger aus als prognostiziert, während die US-Einzelhandelsumsätze die Erwartungen übertrafen.
Interessanterweise erreichten die Edelmetallmärkte neue Höchststände, mit Gold, das auf ein Allzeithoch kletterte, und Silber, das wichtige Widerstandsmarken wie 32,50 US-Dollar durchbrach. Während Metalle also stark zulegen konnten, blieb Öl verhältnismäßig stabil. Ein Grund dafür könnte die anhaltend angespannte Lage im Libanon sein.
US-Präsidentschaftswahlen: Auswirkungen auf den Ölmarkt
Auch der politische Faktor rückt verstärkt in den Fokus der Ölmarktteilnehmer. Die Unsicherheit im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen beeinflusst die Marktvolatilität. Spekulationen um einen möglichen Sieg von Donald Trump tragen zur Nervosität bei, da er in seiner Kampagne eine verstärkte Öl- und Gasförderung in den USA angekündigt hat. Trump erklärte sogar, er wolle „für einen Tag Diktator sein“, um zwei Dinge zu erreichen: die Ausweitung des Bohrens und die Schließung der Grenze.
Falls Trump tatsächlich ins Amt zurückkehrt, könnte dies eine Erhöhung der Ölförderung in den USA bedeuten – genau zu dem Zeitpunkt, wenn auch die OPEC+ ihre zurückgehaltenen Lieferungen wieder freigeben könnte. Das Ergebnis wäre klar: Ein Überangebot und damit niedrigere Ölpreise.
Technische Analyse von WTI: Wohin geht der Preis?
Trotz einer kurzen Erholung bleiben die Ölpreise in der Nähe ihrer jüngsten Tiefstände verankert. Die Preisbewegungen der letzten Tage zeigen, dass die Bullen Schwierigkeiten haben, den Boden zu verteidigen. Eine weitere Abwärtsbewegung wäre daher keine große Überraschung – selbst inmitten der Spannungen im Nahen Osten.
Ein Blick auf den Tageschart des WTI-Futures zeigt, dass die Unterstützungsniveaus bei 71,80, 70,00 und 69,50 US-Dollar in der letzten Woche nacheinander durchbrochen wurden. Diese Zonen fungieren nun als Widerstände, wobei insbesondere die 70-US-Dollar-Marke als potenzieller Wendepunkt für kurzfristige Handelsmöglichkeiten im Fokus steht. Jegliche Anzeichen einer bärischen Umkehr in den Intraday-Charts könnten den Bären die nötigen Impulse geben, um den Preis weiter nach unten zu drücken.
Auf der Unterseite gibt es derzeit drei wichtige Unterstützungsniveaus zu beachten. Die erste liegt bei 68,00 US-Dollar, die in den letzten Jahren nicht nachhaltig durchbrochen wurde. Doch angesichts der aktuellen globalen Konjunkturschwäche und eines potenziellen Angebotsüberschusses könnte sich das diesmal ändern.
Sollte die 68-US-Dollar-Marke fallen, könnten die Stopps unter den letzten Tiefständen bei 66,33 und 65,27 US-Dollar ausgelöst werden. Dies könnte zu einem schnellen Rückgang auf 65 US-Dollar führen. Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass der Preis dauerhaft unter diesem Niveau bleiben wird. Vielmehr könnte dies ein kurzfristiges Ziel sein, bevor sich der Markt möglicherweise wieder stabilisiert.
Der Abwärtstrend bleibt dominant
Insgesamt bleibt der Abwärtstrend für WTI intakt. Seit dem Höchststand im September 2023 haben wir eine Serie niedrigerer Hochs gesehen, begleitet von einer klaren Abwärtstrendlinie und fallenden 21- und 200-Tage-Durchschnittswerten. Diese technischen Indikatoren sprechen eine deutliche Sprache: Die Richtung bleibt abwärts.
Auch wenn es kurzfristige Erholungen geben könnte, bleibt das übergeordnete Bild bärisch. Anleger sollten daher weiterhin vorsichtig bleiben und auf klare Signale achten, bevor sie sich auf der Käuferseite positionieren. Die geopolitischen Spannungen und die wirtschaftlichen Unsicherheiten werden den Ölmarkt kurzfristig volatil halten – das bedeutet Chancen, aber auch Risiken für Trader.
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