Alle reden von Gold und Kupfer – doch eine bemerkenswerte Rallye wird geradezu übersehen. Der Preis für Manganerz hat sich in diesem Jahr fast verdoppelt. Da die ursächlichen angebotsseitigen Engpässe noch eine Weile anhalten, könnte sich auch der Preisanstieg noch fortsetzen.
Mangan ist ein wesentlicher Inputfaktor für die Stahlherstellung. Der Rohstoff wird benötigt, um Stahl zu härten und robuster zu machen. Auch in Batterien und bei der Produktion von Aluminiumlegierungen kommt Mangan zum Einsatz. Der Preis ist seit Jahresbeginn um fast 100 % gestiegen und hat die viel diskutierten Rallyes bei Gold (+12 %), Kupfer (+15 %) und Zinn (+29 %) weit hinter sich gelassen.
Zyklon Megan bringt Gemcos Manganproduktion zu Fall
Es gibt einen konkreten Anlass für den verknappungsbedingten Preisanstieg. Der Zyklon Megan hat den Betrieb der Groote Eylandt Mining (Gemco, zu 60 % im Besitz von South32 und zu 40 % im Besitz von Anglo American (JO:AGLJ)) im Norden Australiens im März getroffen. Dabei wurde wichtige Hafen- und Transportinfrastruktur beschädigt, der Export kam zum Erliegen. Die Lieferungen werden voraussichtlich bis 2025 ausgesetzt bleiben. Die Jahreskapazität von Gemco liegt bei 6,0 Mio. t.
Obwohl der Zyklon bereits im März auftrat, stieg der Manganpreis erst im April sehr deutlich. Zach Parsons, Analyst bei Benchmark Mineral Intelligence, führt dies auf bestehende Lagerbestände andernorts zurück. Der Angebotsschock habe die Erzpreise im April beeinflusst und habe eine Weile gebraucht, um sich auf andere Manganprodukte auszuwirken. Parsons rechnet mit einer Phase erhöhter Preise bis Gemco die Lieferungen wieder aufnehmen kann.
Substitutionstendenzen gibt es allerdings auch. Das an der ASX notierte Unternehmen Element 25 etwa erwägt wie auch viele andere Manganbergbauunternehmen den Verkauf minderwertigen Materials. Dies sei den aktuellen Preisen "eine Gelegenheit zur Generierung kurzfristigen Cashflows".
Außerdem könnten Projekte kurz vor Beginn der Produktionsphase ihren Zeitplan vorverlegen, um von den hohen Preisen zu profitieren. Dies dürfte sich Parson zufolge allerdings kaum auf das engagierte Angebot auswirken.
Manganproduzent Eramet: Aktie legt um 75 % zu
Die größten Profiteure der Situation sind Manganproduzenten, die nun zu höheren Preisen verkaufen können. Die Aktie des französischen Bergbauunternehmens Eramet (WKN; 892800, ISIN: FR0000131757) etwa kostete am 19. März noch 64,15 EUR. Aktuell notiert das Papier bei 113 EUR.
Eramet hatte damals mitgeteilt, aufgrund des anhaltenden Stopps der Exporte von hochwertigem Erz aus Australien mit deutlich steigenden Manganherzpreisen zu rechnen. Dies habe "erhebliche Auswirkungen" auf das eigene Ergebnis im laufenden Jahr. Die Größenordnung: Eine durchschnittliche Preisschwankung von 1 USD/dmtu über das Jahr entspricht einer Auswirkung von 255 Millionen Euro auf das bereinigte EBITDA der Gruppe.
Für das erste Quartal hatte Eramet berichtet, dass die Manganproduktion in seiner Mine Moanda in Gabun von Januar bis März im Vergleich zum Vorjahr um 76 % auf einen Rekordwert von 1,9 Mio. t gestiegen sei. Die Barkosten für die Manganproduktion lagen im Durchschnitt bei 2,40 USD/dmtu, die Seetransportkosten stiegen im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 24 % auf 1,10 USD/dmtu.
Mangan: Nachfrage verläuft stabil
Eramet betreibt mit Moanda die weltweit größte Mine für hochwertiges Mangan sowie weitere Standorte in den USA, Norwegen und Frankreich. 2023 wurden 7,4 Mt Manganerz und 695 kt Manganlegierungen produziert. Die Franzosen verfügen über ein Viertel der weltweit bekannten Manganreserven.
Gabriel Schaub, Mangananalyst bei Eramet, erwartete bereits im April große Auswirkungen des Produktionsausfalls in Australien. "Der Ausstieg von GEMCO aus dem Markt ist ein großes Problem und wird große Auswirkungen haben". Je länger es dauere, bis Swing-Lieferanten wieder auf den Markt kämen, desto höher könnten die Preise steigen.
Bereits im ersten Quartal hatte es einen deutlichen Produktionsrückgang in Brasilien gegeben. Das Land hatte illegale Minen geschlossen.
Die globale Nachfrage nach Mangan verläuft stabil bzw. leicht sinkend. Im ersten Quartal lag der weltweite Verbrauch bei 5,1 Millionen t.