Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,1137 (05:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1114 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,19. In der Folge notiert EUR-JPY bei 160,58. EUR-CHF oszilliert bei 0,9427.
Märkte: EZB mit faktischer Vorankündigung der nächsten Zinssenkung
Den Finanzmarkt erreichten eine Reihe positiver Nachrichten im Hinblick auf die mittel- und langfristige Ausrichtung. Dennoch reagierte der Markt kurzfristig in Teilen "verschnupft". Das lag daran, dass der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, die US-Zinssenkungsphantasien einfing. Er sagte, sofern die Wirtschaft sich wie erwartet entwickle, stünden in diesem Jahr noch zwei Zinssenkungen um jeweils 0,25% auf der Agenda. Man bleibe zudem datenabhängig. Das hatte zur Folge, dass der USD leicht gegenüber den Hauptwährungen als auch Gold und Silber an Boden gewann. An den Aktienmärke kam es in der Folge zu Gewinnmitnahmen.
Nun zu den unterstützenden Nachrichten: EZB-Chefin Lagarde erwartet, dass sich die wirtschaftliche Erholung mit der Zeit verstärken wird (Rolle Deutschlands, siehe unten?!). Kommentar: Aktuell gibt es eine Abkühlung (PMIs). Das klingt ein wenig nach "Pfeifen im Walde"! Die Inflation werde demnächst auf die Zielmarke sinken, das würde bei der EZB-Sitzung im Oktober berücksichtigt.
Kommentar: Ja, aber das ist Nacherzählung bezüglich bereits bekannter Daten aus Deutschland (1,6%), Spanien (1,7%), Frankreich (1,5%) und Italien (0,8%)! Entscheidend ist, dass Frau Lagarde damit faktisch eine Vorfestlegung (Zinssenkung) für die Oktobersitzung lieferte.
Das Datenpotpourri lieferte freundliche Begleitmusik. Die US-Stimmungsindikatoren als auch die Tankan-Indices aus Japan lieferten leicht verbesserte Indexstände.
Aktienmärkte: Late Dax -0,07%. EuroStoxx 50 -0,69%, S&P 500 +0,42%, Dow Jones +0,01%, US Tech 100 +0,25%
Aktienmärkte in Fernost Stand 05:55 Uhr: Nikkei (Japan) +1,74%, CSI 300 (China) Feiertag, Hangseng (Hongkong) Feiertag, Sensex (Indien) +0,35% und Kospi (Südkorea) -2,13%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,13% (Vortag 2,14%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 3,79% (Vortag 3,76%) abwirft.
Devisenmärkte: Der USD gewann dank der moderaten Einlassungen Powells leicht an Boden (EUR/USD -0,0023). Gold (-15,40 USD) und Silber (-0,16 USD) gaben in der Folge gegenüber dem USD nach.
Deutschland: Ifo-Barometer der Preiserwartungen sinkt weiter
Immer weniger Unternehmen in Deutschland wollen ihre Preise erhöhen. Die IFO-Preiserwartungen sanken im September auf 13,8 Punkte, nach 16,1 per August. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2021.
O-Ton IFO: "Die wirtschaftliche Krise verringert die Spielräume für die Unternehmen, ihre Preise anzuheben. Damit dürfte die Inflationsrate in Deutschland in den kommenden Monaten unter der 2%-Marke bleiben, die die Europäische Zentralbank anstrebt."
Kommentar: Der Rückgang des IFO-Preisbarometers passt zu der Entwicklung der Verbraucherpreise Deutschlands und der Eurozone. Die EZB ist hinter der Kurve. Der positive Realzins (+2,05%, Leitzins 3,65% abzüglich CPI D 1,6%) ist deutlich zu hochNachfolgender Beitrag bezüglich des Großhandels unterstreicht den in Teilen politischen und strukturellen Hintergrund. Ein anderer Teil ist fraglos das entspanntere Energiepreisbild.
Deutschland: Großhandel erwartet Umsatzrückgang wegen Standortschwäche
Der Großhandel erwartet laut Umfrage des BGA einen Umsatzrückgang von circa 2% und macht dafür die Wirtschaftspolitik der Ampel-Koalition mitverantwortlich. Fast drei von vier Unternehmern im Großhandel halten laut BGA die Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit für unzureichend oder in die falsche Richtung gehend.
Der BGA-Klimaindikator habe aktuell einen neuen Tiefstand erreicht. Er liege mit rund 64 Punkten um 3,5 Punkte unter dem Tiefpunkt der Corona-Krise 2020 (Wirtschaftsverbot) und über 18 Punkte unter dem Tiefstand in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009.
Die Ursachen seien klar: Die Wettbewerbsfähigkeit schwinde und politische Impulse blieben aus oder seien zu gering wie etwa beim Bürokratieentlastungsgesetz. Der Großhandel leide unter den erdrückenden Berichtspflichten und den wirtschaftlich schlechten Rahmenbedingungen am Standort Deutschland. Die Unternehmen hätten das Vertrauen in die Regierung verloren.
O-Ton BGA: Man brauche einen überzeugenden Kurswechsel weg von einem reaktiven Kurs hin zu mehr Entscheidungsfreude und Mut, zu beschleunigten Investitionen in die Modernisierung und Infrastruktur, zu Entlastung bei Steuern, Kosten und Bürokratie.
Kommentar: Der Indextiefststand sagt etwas über die Schwere des Problems aus. Es ist nicht ein exogener Schock wie bei Corona oder der Finanzkrise, sondern ein endogener Verfall der Rahmendaten, der durch aktive Regierungspolitik zu verantworten ist. Dieser Qualitätsunterschied bezüglich des Problems ist gravierend! Er muss Berlin fordern!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Inflationsbild markant rückläufig
Deutschland: Gemäß Erstschätzung verzeichneten die Verbraucherpreise im Monatsvergleich ein unverändertes Ergebnis (Vormonat -0,1%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,6% (Prognose 1,7%) nach zuvor 1,9%. Es war der geringste Anstieg seit Februar 2021!
Deutschland: Die Importpreise sanken per Berichtsmonat August im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose -0,3%, Vormonat -0,4%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,2% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,9%.
Italien: Die Verbraucherpreise legten per September gemäß vorläufigen Daten (EU-Norm) im Jahresvergleich um 0,8% (Prognose 1,0%) nach zuvor 1,2% zu.
UK: Wachstum geringer als erwartet - Immobilienpreise legen weiter zu
Das BIP nahm per 2. Quartal 2024 final im Jahresvergleich um 0,7% (Prognose 0,9%, vorläufiger Wert 0,9%) zu. Im Quartalsvergleich kam es zu einem Plus um 0,5% (Prognose und vorläufiger Wert 0,6%). Die Wohnimmobilienpreise legten per September im Jahresvergleich um 3,2% (Prognose 2,7%, Vormonat 2,4%) zu. Was für ein Unterschied zu Deutschland?
Dänemark: Top-Wachstum!
Das BIP nahm per 2. Quartal 2024 im Jahresvergleich um 3,4% nach zuvor 2,5% (Quartalsvergleich 1,1% nach 0,6%).
USA: Stimmungsindikatoren geringfügig besser
Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago verzeichnete per September einen Anstieg von 46,1 auf 46,6 Punkte (Prognose 46,1). Der Dallas Fed Manufacturing Business Index stellte sich per September auf -9,00 nach zuvor -9,70 Zählern.
Japan: Tankan-Indices etwas besser als erwartet
Laut finaler Berechnung lag der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes bei 49,7 Punkten (vorläufiger Wert 49,6).
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.0980 - 1,1010 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe