Die jüngsten Preisdaten zeichnen ein hartnäckiges Inflationsumfeld. In Reaktion darauf haben die Märkte ihre Erwartung, dass die Fed die Zinsen in naher Zukunft senken wird, zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.
Einige Analysten sehen das allerdings ganz anders, es gibt durchaus Stimmen, die davon ausgehen, dass die Fed die Zinsen noch länger hoch halten wird.
Nach den impliziten Markteinschätzungen in Bezug auf geldpolitische Veränderungen zu urteilen, ist die Fed jedoch nach wie vor auf dem Weg, die Zinsen in naher Zukunft zu senken.
Die erste Zinssenkung wird für die FOMC-Sitzung am 12. Juni erwartet, so die Fed Funds Futures, die laut CME-Daten derzeit eine Wahrscheinlichkeit von rund 77 % für eine erste Lockerung an diesem Datum einpreisen.
Für die Sitzungen am 20. März und 1. Mai preist der Futures-Markt hingegen keine Leitzinsänderung ein.
Auch der Rentenmarkt preist weiterhin Zinssenkungen ein, wenn man die Rendite der 2-jährigen US-Treasuries betrachtet, die als der sensibelste Punkt der Zinskurve in Bezug auf die Antizipation der kurzfristigen Geldpolitik gilt.
Die Rendite für 2-Jahres-Treasuries lag am 20. Februar bei 4,59 % und damit deutlich unter dem aktuellen Zielsatz der Fed von 5,25 % bis 5,50 % (bzw. rund 5,33 % im Median).
Diese Daten weisen darauf hin, dass der Markt für Staatsanleihen in naher Zukunft Zinssenkungen erwartet. Natürlich hat der Markt das auf der Grundlage der 2-jährigen Rendite seit mehr als einem Jahr erwartet, und die implizite Prognose hat sich noch nicht wie erwartet erfüllt.
Die Überprüfung eines einfachen Modells, das den Leitzins mit der Inflation und der Arbeitslosigkeit vergleicht, signalisiert, dass die Politik straff ist und Zinssenkungen zum jetzigen Zeitpunkt angemessen sind.
Mehrere von der Cleveland Fed berechnete geldpolitische Regelsätze zeichnen ein ähnliches Bild. Die Grundversion der so genannten Taylor-Regel legt beispielsweise nahe, dass der aktuelle Leitzins der Fed deutlich niedriger sein sollte.
Hier gibt es allerdings Diskussionsbedarf. Beginnen wir mit den Einschätzungen der Cleveland Fed: Ein Modell (First Difference Rule) legt nahe, dass die Zinsen weiter steigen sollten.
Der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers sieht eine 15-prozentige Chance, dass die Fed die Zinsen weiter anheben wird, um die Inflation einzudämmen, die sich in letzter Zeit zwar verlangsamt hat, aber nur allmählich, was die Befürchtung aufkommen lässt, dass das Abklingen der Inflation zum Erliegen gekommen ist.
"Es besteht eine erhebliche Wahrscheinlichkeit - vielleicht 15 % - dass der nächste Zinsschritt nicht nach unten, sondern nach oben geht", sagte er am Freitag gegenüber Bloomberg Television. "Die Fed wird sehr vorsichtig sein müssen."
Der Präsident der Atlanta Fed, Raphael Bostic, eines der derzeitig stimmberechtigten Mitglieder der Fed, sagte am vergangenen Freitag:
"Wir haben große Fortschritte bei der Inflation gesehen", der Trend wird im gesamten Jahr 2024 allerdings "etwas holprig" sein.
Im Moment rechne er noch mit Zinssenkungen im Sommer, sagte er CNBC. Für 2024 gehe er derzeit von zwei Zinssenkungen aus - also weniger als es der Ausblick für das gesamte Kalenderjahr über die Fed Funds Futures nahe legt.
Der nächste wichtige Realitätscheck der Erwartungen durch Datenveröffentlichungen findet nächste Woche (29. Februar) mit der Bekanntgabe der Januar-Daten für den PCE-Kernpreisindex statt.