Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0937 (05:19 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0915 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147,35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 161,15. EUR-CHF oszilliert bei 0,9594.
Märkte: Nicht korrelierte Anlagen weiter gefragt
Die internationalen Finanzmärkte zeigen sich weiter widerstandsfähig. Auffällig ist, dass so genannte nicht korrelierte Anlageklassen (Gold, Bitcoin) nahezu täglich neue Höchststände erklimmen. Diese Entwicklung geht mit der fortgesetzten Emanzipation des Globalen Südens einher. Es ist eine sukzessive Abkehr vom westlichen Finanzsystem, das in jüngerer Zeit in nie zuvor dagewesener Art gegen Länder des Globalen Südens missbraucht wurde (SWIFT-Ausschlüsse, supranationale Anwendung von US-Recht, Konfiszierung von Vermögen und Devisenreserven).
Mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten wird der Politikansatz der "Macht des Stärkeren" als ernstes Risiko wahrgenommen. Das führt zu einer Abkehr von dem USD und zu einer Hinwendung zu den so genannten nicht korrelierten Anlageklassen mit monetären Eigenschaften.
Die Geopolitik lieferte in den letzten 24 Stunden wenig neue Erkenntnisse. Die Situation ist weiter sehr kritisch. Deeskalation ist nicht ansatzweise erkennbar.
Das Datenpotpourri war dünn. Der US-Employment Index war schwächer und markierte den tiefsten Stand seit zwei Jahren passend zu unseren gestrigen kritischen Einlassungen zum US-Arbeitsmarktbericht.
Aktienmärkte erholten sich nach anfänglicher Schwäche und schlossen wenig verändert. Der Late-DAX legte 0,18% zu, während der EuroStoxx 50 0,07% nachgab. In den USA stieg der Dow Jones um 0,10%. Dagegen sanken der S&P 500 um 0,07% und der Citi US Tech 100 um 0,29%. In Fernost ergab sich Stand 07:47 Uhr folgendes Bild. Der Nikkei (Japan) sank um 0,30%. Der CSI 300 (China) legte um 0,12% zu, der Hangseng (Hongkong) stieg markant um 2,63%, der Sensex (Indien) konnte um 0,32% zulegen, während der Kospi (Südkorea) um 0,54% zunahm.
An den Rentenmärkten kam es zu einer leichten Versteifung. 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,30% (Vortag 2,27%) und 10-jährige US-Staatsanleihen mit 4,10% (Vortag 4,07%).
Der USD eröffnet gegenüber dem EUR nahezu unverändert. Hinsichtlich der Eröffnung hat Gold marginal gegenüber dem USD an Boden verloren, während Silber leicht an Boden gewonnen hat.
Kazimir (EZB) erwartet erste Zinssenkung frühestens im Juni
EZB-Ratsmitglied Kazimir (Slowakei) erwartet frühestens im Juni eine erste EZB-Zinssenkung. Die EZB müsse derzeit vorsichtig bleiben und mehr Beweise durch Wirtschaftsdaten abwarten. Erst mit den im Juni vorliegenden neuen Prognosen der EZB-Volkswirte, könne die Notenbank die nötige Zuversicht haben.
Kommentar: Die Einlassungen Kazimirs decken sich nahezu perfekt mit den Einlassungen der EZB-Chefin Lagarde. Es ist vielleicht etwas mutig, unter Umständen übermütig, sich auf die Prognosen der EZB-Experten bei der notorischen Prognose-Fehleranfälligkeit zu verlassen. Zudem ist auffällig, dass es bezüglich des ersten Zinsschrittes Annäherung zur Fed gibt (Juni).
Trump plant Zölle und Steuersenkungen
Ex-Präsident Trump will im Fall seiner Wahl zum Präsidenten Importzölle in Höhe von 10% verfügen und gleichzeitig Steuern senken, um den Impakt auf die Bürger weitgehend zu neutralisieren (Quelle CNBC Interview).
Kommentar: Trump will damit seinen Weg der geowirtschaftlichen Disruption zu Gunsten des Standorts USA aus seiner ersten Amtszeit fortsetzen. Trumps Ansatz basiert auf der "Politik des Stärkeren" (Unilateralismus, auch Gestaltung von „Freihandelsabkommen“). Er lehnt supranationale Systeme wie die Welthandelsorganisation (WTO) ab, da sie den "kleinen Ländern" im Rahmen der Gesetze und Regeln, denen sich die Teilnehmer unterwerfen, Augenhöhe verschaffen (Aspekt Recht vor Macht). Anzumerken ist, dass der Erfolg der globalen Armutsbekämpfung auf dem Modell WTO und Multilateralismus beruht.
Aus seiner Sicht machte er den Standort USA zunächst attraktiver. Waren aus dem Ausland würden automatisch 10% teurer. Das würde der heimischen Industrie helfen. Die US-Produkte würden preislich am Heimatmarkt konkurrenzfähiger. Anreize für ausländische Unternehmen in den USA zu produzieren, würden erhöht, wenn man den Absatzmarkt USA weiter bespielen will. Der Staat erzielte Einnahmen (Zölle), die dann als Steuersenkungen an die Bürgerweitergegeben würden, um einen wahrscheinlichen Preisimpakt (Aspekt Kaufkraft) zu neutralisieren (administrierte Inflation, Einmaleffekt). So weit zu den vordergründigen Vorteilen.
Nachteil würde sein, dass die USA sich von der globalisierten Welt abschnitten, dass sie sich isolierten, da diese Politiken nicht im Einklang mit dem internationalen Gesetzes- und Regelwerk stünden. Die USA bewiesen damit ihre Unzuverlässigkeit im internationalen Verkehr. Daraus resultierten mit hoher Wahrscheinlichkeit langfristig Standortnachteile. Auch wären Gegenmaßnahmen dritter Länder wahrscheinlich. Man gewönne mehr Anteile am Heimatmarkt, verlöre aber möglicherweise Anteile am Weltmarkt.
Der Globale Süden (circa 70% des Welt-BIP auf Basis der Kaufkraftparität) wird sich weiter globalisieren (siehe BRICS+, RECEP, Zahlungssysteme) und die nachweislichen Effizienzdividenden generieren. Der Globale Süden hat alle Rohstoffe, Teile haben sich technologisch stark entwickelt und sie haben heute zu großen Teilen nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ bessere Daten als der so genannte "Westen".
Interessant wird sein, wo die EU sich aufstellt. Will man sich auf die US-Wirtschaft kaprizieren (circa 15% des Welt-BIP auf Basis Kaufkraftparität) oder auf die 70% des Globalen Südens (EU circa 13% des Welt-BIP auf Basis der Kaufkraftparität).
Fazit: Mit diesem Politikansatz kann man seitens der USA kurzfristig „ökonomische Schlachten“ gewinnen, jedoch nicht einen "ökonomischen Krieg". Für den Globalen Süden mögen kurzfristige Schäden überschaubarer sein als für Europa, denn Europas Geschäftsmodell basiert auf offenen Import- und Exportmärkten und wir haben nur ein Geschäftsmodell!. Wie und wo werden wir uns aufstellen?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Spaniens Einzelhandelsumsätze wachsen nur noch geringfügig
Spanien: Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Januar im Jahresvergleich um 0,3% nach zuvor 2,7% (revidiert von 3,1%) zu.
Irland: Der Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors stieg per Berichtsmonat Februar von zuvor 45,9 auf 47,4 Punkte. Es ist der höchste Indexstand seit September 2023.
Niederlande: Die Verbraucherpreise nahmen per Februar im Jahresvergleich um 2,8% nach zuvor 3,2% zu.
Dänemark: Verbraucherpreise bei 0,8% im Jahresvergleich
Die Verbraucherpreise legten per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 0,8% nach zuvor 1,2% zu.
USA: Beschäftigungstrendindex schwächer
Der Index "Employment Trends" verzeichnete per Berichtsmonat Februar einen Rückgang von 113,18 (revidiert von 113,71) auf 112,29 Punkte.
© Reuters/Refinitiv
Japan: Erzeugerpreise legen etwas stärker zu
Die Erzeugerpreise nahmen per Februar im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,1%) nach zuvor 0,0% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,6% (Prognose 0,5%) nach zuvor 0,2%.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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