Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,1187 (05:20 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1106 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 143,84. In der Folge notiert EUR-JPY bei 160,92. EUR-CHF oszilliert bei 0,9474.
Märkte: Powell liefert in Jackson Hole
An den Finanzmärkten dominierte am Freitag Risikofreude. In Jackson Hole wurde das Wunschergebnis der Finanzmärkte geliefert.
Fed-Chef Powell sagte, es sei Zeit für eine Anpassung der Zinspolitik der US-Notenbank. Seine Einlassung wurde flankiert von zustimmenden Kommentaren diverser Fed-Granden, unter ihnen Harker, Bostic und Goolsbee. Auch die EZB ist auf Kurs. Laut Insidern votieren immer mehrRatsmitglieder für eine Zinssenkung per September. Es "riecht" nach einer koordinierten Zinssenkung per September. Dieser "Geruch" kommt an den Märkten positiv an.
An der Datenfront (siehe Datenpotpourri) erreichten uns positive Entwicklungen wohl wegen der Wirtschaftsfolgen der Olympiade bei französischen Geschäftsklimaindices, aber auch positive Daten aus dem Tourismus Spaniens. Der Absatz neuer Wohnimmobilien zog in den USA unerwartet stark an. Der deutliche Rückgang des Kapitalmarktzinsniveaus (seit April sank Rendite der 10-jährigen US-Treasuries von 4,65% auf 3,79%) zeigt hier Wirkungen.
Die Geopolitik bleibt Belastungsfaktor. Der Ukrainekonflikt spitzt sich täglich zu. Der Eindruck entsteht, dass vor den US-Wahlen neue und schwer revidierbare Realitäten geschaffen werden sollen. Im Nahostkonflikt redet man, man erreicht jedoch nichts. Wem nutzt das?.
In der US-Innenpolitik gibt es neue Wendungen, die von tragender Bedeutung für das Weltgeschehen werden können. Der unabhängige US-Präsidentschaftsbewerber Robert F. Kennedy Jr. stellt sich hinter Trump. Es hätten sich Übereinstimmungen bei verschiedenen Themen gezeigt, unter anderem bei der Grenzsicherung, der Redefreiheit und den Bemühungen, aktuelle Kriege zu beenden (siehe unten).
Aktienmärkte: Late Dax +0,87%, EuroStoxx 50 +0,80%, S&P 500 +1,02%, Dow Jones +1,04% und US Tech 100 +1,04%. In Fernost ergibt sich heute früh Stand 06:25 Uhr folgendes Bild: Nikkei -1,10%, CSI 300, -0,07%, Hangseng +0,82%, Sensex +0,67% und Kospi -0,39%.
Die Bunds (10) rentieren mit 2,23% (Vortag 2,24%), die Treasuries (10) mit 3,79% (Vortag 3,85% ).
Der USD verlor dank Zinssensitivität gegenüber dem EUR, Gold und Silber an Boden.
US-Präsidentschaftskandidat Kennedy stellt sich hinter Trump
US-Präsidentschaftsbewerber Robert F. Kennedy Jr. stellt sich hinter Trump. Es hätten sich Übereinstimmungen bei verschiedenen Themen gezeigt, unter anderem bei der Grenzsicherung, der Redefreiheit und den Bemühungen, aktuelle Kriege zu beenden. Aus seinem Wahlkampfteam verlautete zu der Entscheidung, Kennedy habe befürchtet, dass sein Verbleib im Rennen Trump Stimmen kosten könnte. Kennedy habe sicherstellen wollen, dass seine politische Bewegung in irgendeiner Form weiter existiert.
Am Freitag erklärte Kennedy, er werde seinen Namen von den Wahlzetteln in zehn besonders umkämpften und möglicherweise wahlentscheidenden Bundesstaaten nehmen lassen. In den übrigen Bundesstaaten bleibe er Kandidat.
Kommentar: Diese Wendung kommt nicht vollständig unerwartet. Sie ist geeignet, das Pendel in Richtung Trump zu beeinflussen. Kennedys Rede war bemerkenswert und lieferte Inhalte (anders als Harris). Hier der Link zu seiner Rede bei Trump in Arizona (ab Minute 7:11, zuvor Trump). Hier der Link zu Kennedy Pressekonferenz, eine Abrechnung mit der demokratischen Partei.
Kennedy pflegt das Image eines Außenseiters. Ursprünglich wollte er für die Demokraten ins Rennen ums Weiße Haus gehen. Das wurde durch das DNC (Machtapparat der Demokraten) intrigant verhindert. Er startete als Unabhängiger und zog Interesse auf sich. Zuletzt standen Umfragen zufolge 4% der Wahlberechtigten hinter Kennedy. In dem Rennen zwischen Trump und Harris könnte dieser Wähleranteil von Bedeutung sein.
Kommentar: "Time will tell!" Sofern den Worten von Trump und Kennedy Taten folgen sollten, könnte nach einem Wahlerfolg Trumps die Welt ab 2025 anders aussehen als die Welt bis Ende 2024. Diese Äußerung darf nicht als eine Positionierung meiner Person verstanden werden, sondern sie ist Ergebnis einer analytischen Betrachtung. Ich empfehle allen Lesern, sich beide Videos, die hier verlinkt wurden, in Ruhe anzusehen, denn es geht um das Weltschicksal! Selten war eine Wahl bedeutender.
Deutschland: Bauaufträge steigen im 1. Halbjahr 2024, aber nur im Tiefbau!
Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe wuchs laut Statistischem Bundesamt von Januar bis Juni inflationsbereinigt (real) um 1,9% im Vergleich zum Vorjahr. Im Juni legten die Bestellungen um 2,7% zum Vormonat und um 4,2% zum Vorjahresmonat zu.
Kommentar: Das klingt quantitativ zunächst erfrischend und positiv. Entscheidend ist hier der Blick auf die Kontributoren zu dem Ergebnis.
Das Neugeschäft im Tiefbau, wozu der staatlich dominierte Straßenbau zählt, wuchs in der 1. Jahreshälfte 2024 um 6,8%. Der Hochbau, der maßgeblich durch den Wohnungsbau geprägt und überwiegend von der privaten Nachfrage abhängig ist, meldete einen realen Rückgang von 3,1%. Die Umsätze im Bauhauptgewerbe fielen in den ersten sechs Monaten nominal um 1% und inflationsbereinigt um 2,3%.
Kommentar: Das Tiefbausegment bedient das Thema des klassischen Infrastrukturausbaus. Dieses Thema wird den Daten nach bedient. Das Hochbausegment stellt jedoch ein wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch relevantes und brisantes Thema dar. Hier setzt sich die Negativentwicklung weiter fort. Die Umsatzentwicklung der Branche spiegelt das Dilemma!
Die Stimmung im Bauhauptgewerbe trübte sich zuletzt ein, wie aus der monatlichen Unternehmensumfrage des Ifo-Institutshervorgeht. Das Barometer lag im Juli mit -26,0 Punkten tief im negativen Bereich.
Kommentar: Dieses Barometer liefert Erkenntnisse über zukünftige Entwicklungen im Hochbau. Eine Wende ist nicht absehbar. Wann reagiert die Politik?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Frankreichs Klimaindices dank Olympiade höher
Frankreich: Der Geschäftsklimaindex für die Gesamtwirtschaft stieg per August von 94 auf 97 Punkte. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe legte von zuvor 95 auf 99 Zähler zu (Prognose 96). In den kommenden Monaten wird sich zeigen wieviel Anteil des Anstiegs den Auswirkungen der Olympiade in Frankreich zuzurechnen war.
Spanien: Die Zahl der Übernachtungen stellte sich per Juli auf 44,04 Millionen (Vorjahr 43,2 Millionen, Vormonat 38,2 Millionen).
USA: Absatz neuer Wohnimmobilien springt in die Höhe
Der Absatz neuer Wohnimmobilien stellte sich in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert) per Berichtsmonat Juli auf 739.000 (Prognose 625.000) nach zuvor 668.000 (revidiert von 617.000). Es war der höchste Wert seit September 2023.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.0880 – 1,0910 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe