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Märkte: Rekordjagd setzt sich fort – Wirtschaftsinstitute kappen BIP-Prognose

Veröffentlicht am 28.03.2024, 08:36
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Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0823 (05:40 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0809 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 151,36. In der Folge notiert EUR-JPY bei 163,76. EUR-CHF oszilliert bei 0,9793.

Das Team von Netfonds und ich wünschen Ihnen frohe Ostertage und Besinnlichkeit. Wie lautet die Osterbotschaft? "Frieden sei mit euch!" Wir wünschen der Welt mehr Friedenswillen und Friedensmut, denn Frieden ernährt, während Krieg verzehrt. Wir bedanken uns bei Ihnen für Ihre Treue zum Report, empfehlen Sie ihn gerne weiter. Mehr Reichweite kann Einfluss generieren.

Märkte: Rekordjagd setzt sich fort

Die Finanzmärkte sind weiter widerstandsfähig und risikobereit. An den Aktienmärkten setzte sich in den letzten 24 Handelsstunden die Rekordjagd fort. So konnte der DAX, der EuroStoxx 50 und der MSCI World Index neue Rekordmarken reklamieren.

Das Datenpotpourri lieferte überwiegend positive Daten. So legte der Economic Sentiment Index der Eurozone erwartungsgemäß zu. Spanien lieferte starke Einzelhandelsdaten. Frankreichs Verbraucherstimmung fiel besser als erwartet aus. Dänemark lieferte starke BIP-Daten. In der Schweiz stieg der Index der Investorenstimmung auf das höchste Niveau seit Oktober 2021. Russlands Industrieproduktion schoss in die Höhe (siehe Datenpotpourri).

Von Seiten der Notenbanken kamen Einlassungen, die das Erwartungsbild des vierten Quartals 2023 bezüglich Zinssenkungen in den USA (bis zu zehn Zinssenkungen startend im März 2024) und der Eurozone in Teilen konterkarieren. Die EZB steuert auf einen klaren Zinssenkungskurs hin (siehe unten, faktische Vorfestlegung), während die Fed, wenn man jüngste Äußerungen ernst nehmen will, zögerlicher vorgehen will. So sagte der Fed-Notenbankgouverneur Waller gestern, dass er vor dem Hintergrund der jüngsten Inflationsdaten keinen Grund für Eile bei Zinssenkungen sehe. Zinsen sind bestimmende Faktoren für die Bewertung am Devisenmarkt. Aus diesem Grund wurde das Stopp-Niveau des positiven Bias für EUR-USD auf 1,0700 – 1,0730 angehoben.

Am Rentenmarkt ergab sich Entspannung. 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,29% (Vortag 2,35%), während 10-jährige US-Staatsanleihen 4,21% abwerfen (Vortag 4,24%).

Der USD ist weiterhin nur wenig verändert gegenüber dem EUR. Gold und Silber konnten gegenüber dem USD an Boden gewinnen.

Wirtschaftsinstitute kappen BIP-Prognose und unterstellen Zinssenkungen

Wie zuvor durchgestochen, revidierten die Wirtschaftsinstitute die BIP-Prognose per 2024 von 1,3% auf 0,1%. Per 2025 soll das BIP nun um 1,4% (bisher 1,5%) zulegen. In der Gemeinschaftsprognose konstatierten die Institute, dass die deutsche Wirtschaft "angeschlagen" sei. Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik belaste die Investitionen der
Unternehmen.

Kommentar: Sollten die Rahmendaten durch die Politik (Struktur, Aristoteles) nicht zügig positiv verändert werden (das normativ Faktische), wird sich die Position Deutschlands gegenüber dem Rest der Welt weiter verschlechtern, zartes Wachstum hin oder her. Es geht nicht nur um die Zahl selbst, sondern um den Kontext der Partizipation an der weltwirtschaftlichen Entwicklung (relativer Vergleich). Dort stehen wir am Ende, ganz am Ende!

Bezüglich der EZB-Politik wird seitens der Institute unterstellt, dass der auf einem historisch hohen Niveau liegende Einlagenzinssatz der EZB (4,00%) von Juni 2024 bis Frühjahr 2025 auf 2,00% reduziert würde.

Kommentar: Fraglos ist die Richtung vorgegeben, aber 2% Zinssenkungen stellen eine mutige Prognose dar. Passend dazu nachfolgende Einlassungen eines EZB-Direktors.

EZB-Direktor Cipollone verstärkt Zinssenkungserwartungen

Die EZB hält laut Direktor Cipollone die rückläufige Inflationsentwicklung in der Eurozone zunehmend geeignet, um Zinssenkungen zeitnah zu ermöglichen. Die Währungshüter seien angesichts eines sich abschwächenden Lohnwachstums immer zuversichtlicher, dass die Inflation bis Mitte 2025 zur EZB-Zielmarke von 2% zurückkehren würde. Das entspräche auch den jüngsten Prognosen der EZB-Volkswirte. Man sei mit dem aktuellen Zinsniveau so weit vom neutralen Zins entfernt, dass es Spielräume für Anpassungen gebe.

O-Ton: "Da unser Vertrauen in die rechtzeitige Annäherung der Inflation an unser Ziel wächst, stärkt dies auch die Argumente für eine Anpassung unserer Leitzinsen." Die konjunkturelle Unsicherheit nähme ab. Die EZB hätte daher immer mehr Vertrauen in ihre eigenen Projektionen.

Kommentar: Die Verbalakrobatik der Granden der EZB kommt einer Vorfestlegung gleich. Der Juni ist der wahrscheinliche Startpunkt der Zinssenkungspolitik.

Baubranche weiter tief in Rezession - Experten erwarten aber baldige Besserung Die sich abzeichnenden Zinssenkungen der EZB wirken sich nach Einschätzung von Wirtschaftsforschern bereits positiv auf die Baubranche aus.

Kommentar: Ja, die Stabilisierung ist positiv.

Die volle Wirkung von Zinssenkungen würde sich aber erst innerhalb von ein bis zwei Jahren entfalten. Experten gingen davon aus, dass angesichts geringerer Inflationsraten die Leitzinsen in den nächsten Monaten erstmals wieder gesenkt werden dürften. Deswegen sei mit höheren Investitionen im Wohnungsbau zu rechnen, so Klaus-Jürgen Gern vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW).

Kommentar: Korrekt, die Transition von Zinsänderungen wirkt grundsätzlich zeitversetzt.

Auch in den USA, wo ebenfalls demnächst mit der Zinswende gerechnet wird, sei der Tiefpunkt der Baubranche bereits durchschritten.

Kommentar: Die USA liegen weit vor uns und sind im Vergleich nicht ansatzweise so tief gefallen, weil die Rahmendaten sehr viel besser waren und sind (Politik!).

Das DIW geht davon aus, dass das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen mit etwa 265.000 Wohnungen 2024 erneut klar verfehlt wird. Im Gutachten der wichtigsten Forschungsinstitute für die Bundesregierung heißt es, 2024 sei noch mit einem Rückgang der Bauinvestitionen um 2,2% zu rechnen. "Sinkende Zinsen, kräftig steigende Einkommen und stagnierende Baupreise dürften dann die Wende einleiten." 2025 sollten die Bauinvestitionen erstmals seit dem Jahr 2020 wieder steigen und zwar um 1%. Aktuell stecke der Bau aber noch tief in der Rezession, so die Forscher.

Kommentar: Kein Widerspruch, die Lage ist prekär, auf diesem Niveau erfahren wir eine Stabilisierung. Anders als obige Experten argumentieren geht es um zwei weitere Themenfelder, um der Baubranche wieder Leben einzuhauchen. Ohne die Bedienung dieser Themenfelder werden ansonsten die Prognosen nicht erreicht. Die politischen Rahmendaten müssen zeitlich belastbar markant verbessert werden und international konkurrenzfähig sein ("Aus" des Heizungsgesetzes ein erster Schritt, nicht "Verbote", sondern "Angebote"). Das ist die Basis für das zweite Themenfeld: Das von der Politik diskretionär zum Teil aus "Umerziehungsgründen" verspielte Vertrauen der Branche, der Bürger und der Investoren wiederzugewinnen.

Studie - Investitionen können Produktivitätsschub auslösen

Gezielte Investitionen können der angeschlagenen deutschen Wirtschaft einen Produktivitätsschub verleihen. Bis 2030 könnte ein zusätzliches BIP pro Kopf von circa 3400 EUR generiert werden, heißt es in der Untersuchung der Beratungsfirma McKinsey. Produktivitätswachstum sei dringender denn je, um den Lebensstandard der Menschen zu verbessern und Löhne zu erhöhen, so Co-Studienautor Mischke.

Es sei auch die richtige Antwort auf den demografischen Wandel und Finanzierungsfragen rund um die Reduktion der Treibhausgasemissionen. Deutlich höhere Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung, Infrastruktur sowie den industriellen Wandel bieten demnach viel Potenzial. Sie könnten einen neuen Produktivitätsschub auslösen, um den Wohlstand zu erhalten und weitere Fortschritte zu machen.

Ähnlich wie in anderen Industrieländern sind der Untersuchung zufolge die Netto-Investitionen in Deutschland im internationalen Vergleich seit langem niedrig. Das Produktivitätswachstum habe sich von 1,6% zwischen 1997und 2007 auf nur noch 0,8% im Zeitraum 2012 bis 2019 halbiert. Gleichzeitig habe Deutschland nicht in gleichem Maße vom starken Produktivitätswachstum bei Dienstleistungen und im Einzelhandel profitiert.

O-Ton Mischke: "Wichtig ist es, da anzusetzen, wo der Schuh derzeit drückt: Bei der Investitionstätigkeit und der digitalen Transformation. Dabei gebe es viele Ansatzpunkte, um Investitionen zu stimulieren. Einer steche besonders hervor: Eine starke Konjunktur und Nachfrage bringe Unternehmen am besten dazu, in Automatisierung und Kapazitätserweiterungen zu investieren. Das ist in den USA bereits sichtbar, Europa kann noch mehr tun. Daneben muss in den industriellen Wandel investiert werden: Investitionen in KI, Digitalisierung, aber auch Fortschritte im Bereich Cleantech (zum Beispiel Arva-Greentech) könnten gerade Europa voranbringen."

Kommentar: Es gibt starke Schnittmengen der Studie mit diesem Report bezüglich der Erkenntnis der bitteren Notwendigkeit, den Kapitalstock zu stärken, indem Investitionen in Infrastruktur, Bildung, in KI und in den IT-Airbus als auch in andere Felder erfolgen, um Produktivität und Wachstumspotenzial zu forcieren. Was ist der Vorteil des Reports, wir sind früher am Thema und der Report ist kostenlos.

Die Notwendigkeit der Investitionen mit der Produktivitätsdividende sind klar beschrieben, aber bietet die Politik dafür international konkurrenzfähige Rahmendaten an? Nein, das ist das Problem. Je länger Berlin wartet, desto mehr Substanz Deutschlands wird durch diskretionäre Politik verspielt! Der Mangel an Erkenntnis ist auch vor Ostern wie schon vor Weihnachten "ohrenbetäubend". Dieses Land, die Unternehmen und die Bürger verdienen Besseres!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Economic Sentiment Index legt zu

Der Economic Sentiment Indicator der Eurozone stieg per März von zuvor 95,5 (revidiert von 95,4) auf 96,3 Zähler (Prognose 96,3). Es ist der höchste Indexwert seit Dezember 2023. Frankreich: Der Index des Verbrauchervertrauens stellte sich per Berichtsmonat März auf 91 Punkte (Prognose 90) nach zuvor 90 Zählern (revidiert von 89).

Frankreich: Die Zahl der Arbeitslosen (Class A) lag per Februar bei 2.811.900 nach zuvor 2.827.700.

Spanien: Laut Erstschätzung verzeichneten die Verbraucherpreise per März im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,8% (Prognose 0,6%, Vormonat 0,4%). Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 3,2% (Prognose 3,2%) nach zuvor 2,8%.

Spanien: Die Einzelhandelsumsätze legten per Februar im Jahresvergleich um 1,9% nach zuvor 0,5% (revidiert von 0,3%) zu.

Niederlande: Der Vertrauensindex des Verarbeitenden Gewerbes sank per Berichtsmonat März von zuvor -4,2 auf -4,8 Zähler. Es ist der schwächste Wert seit Oktober 2020!

Finnland: Der Vertrauensindex der Industrie fiel per Berichtsmonat März von -11 auf -13 Punkte.

Dänemark: BIP wuchs mit 2,6% im Quartalsvergleich – massive Unterschiede zu uns! Das BIP stieg laut Revision per 4. Quartal 2023 im Quartalsvergleich um 2,6% (vorläufiger Wert 2,0%) und im Jahresvergleich um 3,5% (vorläufiger Wert 3,1%). Die Arbeitslosenrate verharrte per Berichtsmonat Februar bei 2,5% (Deutschland 5,9%).

Schweiz: Investor-Sentiment auf höchstem Stand seit 10/2021 Der Index Investor Sentiment verzeichnete per März einen Anstieg von zuvor 10,2 auf 11,5 Punkte und markierte den höchsten Indexstand seit Oktober 2021.

USA: MBA-Index etwas niedriger

Der MBA-Hypothekenmarktindex stellte sich per 22. März 2024 auf 196,8 nach zuvor 198,2 Zählern.

Russland: Russlands Industrieproduktion schießt in die Höhe

Die Industrieproduktion legte per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 8,5% (Prognose 4,0%) nach zuvor 4,6% zu. Russland schwingt sich damit zum weltweiten Spitzenreiter auf!

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0700 – 1,0730 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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