Das kanadische Goldexplorationsunternehmen Element79 Gold (CSE:ELEM) Corp. (CSE: ELEM, WKN: A3E41D, FSE: 7YS, ISIN: CA28619A1012) hat nach einer Abkürzung auf dem Weg von einer Explorationsgesellschaft zum Goldproduzenten gesucht – und könnte damit Schule machen.
Ende Januar konnte das Management um CEO James Tworek einen Meilenstein vermelden. Element79 Gold unterzeichnete eine Absichtserklärung mit Compania de Minas Buenaventura SAA (BVN). Dabei geht es um das Vorzeigeprojekt Lucero in der Nähe von Chachas in Arequipa in Peru.
Die Absichtserklärung sieht den Verkauf des Erzes vom Lucero-Projekt an BVN vor. Für einen Explorer ist das eine bahnbrechende Nachricht: Element79 hatte Lucero erst 2022 erworben, 2023 wurde ein angrenzendes Gebiet nachgekauft. Lucero ist kein gewöhnliches Explorationsprojekt, sondern eine ehemals produzierende Mine.
Explorer nimmt alte Goldmine ins Visier
Auf dem 10.808 Hektar großen Projekt wurden zwischen 1989 und 2004 Gold und Silber gefördert. Ungefähr 18.800 Unzen Gold und 435.000 Unzen Silber pro Jahr zu Graden von 19,0 Gramm Goldäquivalent (14,0 Gramm Gold und 373 Gramm Silber) wurden erreicht – eine ausgesprochen reichhaltige Lagerstätte also.
Bei Lucero sollte vieles anders laufen als im klassischen Explorationsgeschäft. Die Geologen setzten ein Programm zur Überprüfung früherer Arbeiten auf und erkundeten ober- und unterirdische Adern. Das Ziel schon damals: Innerhalb von 12 bis 18 Monaten eine definierte Ressource erstellen und Erz für den Verkauf fördern, vulgo: Die Mine wieder in Betrieb nehmen.
Auch die Art der Vereinbarung mit BVN trägt zur schnellen Realisierung des Vorhabens bei. So ist ein Programm zur Entnahme von Großproben vorgesehen – eine Art Generalprobe bestehend aus weiterer Erkundung und erster Produktion gleichzeitig also – mit dem Element79 durchschnittlich 200 Tonnen Erz pro Tag an die Erzmühlen von BVN in Orcopampa liefern will. Der Kaufpreis pro Tonne Erz wird nach der Probenahme und Prüfung auf der Grundlage von Industriestandards und dem Tagespreis der LME festgelegt.
Alle rechnen mit steigenden Goldpreisen – trotzdem kein organisches Wachstum
Dass Element79 Gold fieberhaft nach einem schnelleren Weg zur Produktion suchte – und dafür andere Teile des Grundstücksportfolios zusammengestrichen hat – ist auf eine besondere Situation in der Goldbranche zurückzuführen. Kurz gesagt: Alle rechnen mit steigenden Goldpreisen, aber die wenigsten sind zu organischen Produktionssteigerungen in der Lage.
Die Goldproduktion verläuft seit Jahren so flach wie das sprichwörtliche Brett. Zwar wurde mit 3.644,4 t im Jahr 2023 der zweithöchste Wert aller Zeiten gemeldet. Doch bereits 2018 lag die damalige Rekordproduktion mit 3.655,9 t auf einem ähnlichen Niveau wie zuletzt.
Goldproduzenten führen als Ursache für die lahmende Minenproduktion immer wieder eine Reihe von Gründen an. Die guten Lagerstätten – also mit hohen Gehalten und niedrigen Abbaukosten – seien längst ausgebeutet, neue Vorkommen immer geringgradiger und schwieriger zu erreichen.
Auch ein lagerstättenunabhängiger Anstieg der Kosten durch steigende Löhne und Energiepreise sowie wachsende Umweltanforderungen wird immer wieder als Wachstumshindernis beklagt. Tatsächlich stiegen die All-In-Sustaining-Costs (AISC) im vergangenen Jahr um 5 %. Im dritten Quartal lagen die AISC pro Feinunze bei 1.343 USD.
Mangel an Greenfield-Projekten rächt sich
Brancheninsider berichten jedoch auch von einem anderen, bergbautypischen Problem: Dem Mangel an Greenfield-Projekten. Unternehmen sind kaum noch bereit, in die Mühen der Ebene zu investieren, die die Entwicklung eines Projekts von der Pike bis zur Produktion bedeutet. Der langjährige Mangel an Exploration – durch das neue Zinsumfeld noch verstärkt – schlägt auf die Pipeline der gesamten Branche durch.
Nun steht die Branche vor einem Dilemma: Knappe Ressourcen könnten einerseits eingesetzt werden, um den Explorationsstau aufzulösen. Doch bis sich dies in steigenden Produktionszahlen widerspiegelt, vergehen leicht 10-15 Jahre – zu viel Zeit, um vom kommenden Goldzyklus zu profitieren.
Die naheliegende Alternative besteht im Kauf bereits produzierender Projekte. Diese Option steht aber nur großen Marktakteuren offen – und nennt sich dann M&A. Schon seit Jahren ist hier wachsendes Volumen zu beobachten: Wer die Kaufpreise stemmen kann, investiert als Goldproduzent in den Kauf anderer Goldproduzenten.
M&A boomt, ist aber keine Lösung für den Gesamtmarkt
So ist allein die Liste der spektakulären Übernahmen 2023 lang. Newmont Mining kaufte Newcrest Mining für 19,2 Mrd. USD. Agnico Eagle (NYSE:AEM) und Kirkland Lake fusionierten zum drittgrößten Goldproduzenten der Welt. Kinross Gold kaufte Great Bear Resources für 1,44 Mrd. USD. Weitere Beispiele: Agnico-Eagle Mines (TSX:AEM) und Pan American Silver (NYSE:PAAS) kauften Yamana Gold (BMV:AUYN) für 4,8 Milliarden, BHP erwarb OZ Mining für 6,61 Milliarden, B2Gold (NYSE:BTG) kaufte Sabina Gold & Silver für 832 Millionen. Einzelne Unternehmen können ihr Goldportfolio so aufstocken, an Gesamtangebot ändert sich jedoch wenig.
Für kleinere Unternehmen wie Element79 Gold (Marktkapitalisierung: Knapp 2 Mio. EUR) scheidet der M&A Markt als Option für Erweiterungen ohnehin aus. Dennoch wollte die Führungsriege um CEO James Tworek die Zeit bis zur Produktion abkürzen. Lucero erschien deshalb als gangbare Option – wenn auch nicht als Weg ohne Risiko. Doch die Risikobereitschaft könnte sich auszahlen.
Goldgehalte bis 10,5 Feinunzen pro Tonne Gestein
Vor wenigen Tagen – der Deal mit BVN war schon in trockenen Tüchern – informierte der Explorer über Untersuchungsergebnisse von Untertage-Splitterproben aus einer Arbeitskampagne im Pillune-Gebiet des Minenprojekts. Die Ergebnisse – so sehen es jedenfalls die Geologen von Element79 Gold – unterstreichen das durch die Konkurrenz möglicherweise unterschätzte Potenzial, das in der Wiederinbetriebnahme dieser ehemals produzierenden Mine stecken könnte.
So enthielt eine Probe 10,5 Feinunzen Gold und mehr als 29 Feinunzen Silber pro Tonne Gestein. Eine weitere Probe ergab Werte von 4,7 Feinunzen Gold und mehr als 29 Feinunzen Silber pro Tonne. James Tworek sprach von einer "beeindruckend hochgradigen Gold- und Silbermineralisierung" und erwähnte zusätzlich "einige großartigen Basismetallergebnisse". Der CEO sieht "das Potenzial für einen bedeutenden hochgradigen zukünftigen Betrieb bestätigt". Im vergangenen Jahr waren in unterirdischen Splitterproben in mehreren Adern der Zone Apacheta, bis zu 11,7 Feinunzen Gold und 247 Feinunzen Silber pro Tonne Gestein gefunden worden.
Die reichhaltigen Funde von Element79 Gold legen möglicherweise nahe, den Fokus der Exploration verstärkt auf ehemals produzierende Minen zu richten. Offenbar sind die Potenziale dort mitunter größer als angenommen – zumal bei einer möglichen Wiederinbetriebnahme oft bessere technische Möglichkeiten zur Verfügung stehen als bei der oft Jahrzehnte zurückliegenden Schließung.
Auf ähnliche Ideen wie Element79 Gold sind in den vergangenen Jahren auch andere Explorer gekommen. Die Branche dürfte auch deren Ergebnisse mit Spannung erwarten.