Portugal hat sein 78 Milliarden Euro-Hilfsprogramm bereits im Mai 2014 abgeschlossen und finanziert sich seitdem wieder über den Kapitalmarkt. Nach der bisherigen Erwartung der EU-Kommission wird das Staatsdefizit Portugals in diesem Jahr den Maastrichter Referenzwert von 3% der Wirtschaftsleistung ziemlich genau erreichen. Soweit scheint also alles in bester Ordnung.
Regierungswechsel birgt Gefahren
Dies könnte sich nach dem jüngsten Regierungswechsel aber schnell in Luft auflösen. Nach dem Sturz der Mitte-Rechts-Regierung in Lissabon kamen bereits Medienberichte auf, Portugal könne zu einem „neuen Griechenland“ werden. Und tatsächlich besteht die Gefahr, dass bei steigender politischer Unsicherheit auch die Finanzmärkte wieder unruhiger werden und sich dies in steigenden Zinsen bei portugiesischen Staatsanleihen auswirkt. Dann könnte das Land wieder genau die Probleme bekommen, wegen derer es schon einmal unter den europäischen Rettungsschirm fliehen musste.
Finanzierbarkeit des Staatshaushalts unsicher
Zumal ganz akut die Gefahr besteht, dass Portugal von der Finanzierung durch die EZB abgeschnitten wird. Die Währungshüter akzeptieren derzeit nur Anleihen mit einer bestimmten Mindestbonität. Dabei spielen nicht nur die Noten der drei großen Ratingagenturen (S&P, Moody's und Fitch) eine Rolle, sondern auch zum Beispiel die einer kanadischen Nischenagentur Namens DBRS, die seit 2007 offiziell von der EZB anerkannt ist. Während bei allen anderen Agenturen Portugals Staatsanleihen als „Schrott“ bewertet werden, gilt das Land bei den Kanadiern gerade noch als investierbar.
Das hätte sich am Freitag bereits ändern können, als DBRS bei seiner Rating-Entscheidung auch über die neue Situation in Lissabon zu befinden hatte. Doch die Ratingagentur hat das Rating „BBB“ und den Ausblick für Portugal trotz der jüngsten politischen Turbulenzen bestätigt. Dies kann sich aber jederzeit ändern. - Wir haben stets gemahnt, dass die Schuldenprobleme (weltweit) nicht gelöst, sondern nur in die Zukunft verschoben sind!
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Geldanlage
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief vom 15.11.2015)
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