Irgendwann geht auch die längste Ära zu Ende. Mit Frank Appel verabschiedete sich gestern der am längsten amtierende Geschäftsführer eines DAX40-Konzerns. Seit Februar 2008, also seit über 15 Jahren, bekleidete Appel den Führungsposten bei der Deutschen Post (ETR:DPWGn) – und der 61-Jährige schrieb in dieser Zeit eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Er machte das Unternehmen zu einem Global Player: Während zum Amtsantritt noch deutlich über 60 Prozent des Umsatzes im Inland erwirtschaftet wurden, fließen inzwischen 85 Prozent der operativen Erträge aus Geschäften im Ausland in die Post-Kassen. Zuletzt verzeichnete der Konzern nach Zahlen vier Rekordjahre in Serie.
Appel übernahm 2008 das Amt des Geschäftsführers recht kurzfristig von Klaus Zumwinkel, der sich der Steuerhinterziehung schuldig machte und hierfür zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt wurde. Dementgegen steht nun eine Übernahme, die – so hat es den Anschein – akribisch durchdacht wurde. Mit Tobias Meyer wird nämlich ein Mann auf den Chefposten gehoben, der seinem Vorgänger nicht unwesentlich ähnlich ist. Wie Appel startete auch Meyer seine Karriere beim Unternehmensberater McKinsey. Sowohl der Neurowissenschaftler Appel als auch der Luftfahrtingenieur Meyer sind eher von ruhigerem Gemüt und agieren ihrem wissenschaftlichen Background entsprechend äußerst analytisch.
Und auch optisch lassen sich durchaus Gemeinsamkeiten erkennen: Beide Männer sind rund zwei Meter groß und weisen eine recht schlaksige Figur auf. Es hat fast den Anschein, als möchte die Deutsche Post nahtlos so (erfolgreich) weitermachen wie unter Appel. Und diese Einschätzung wird auch von Aussagen Meyers hinsichtlich einer Fortsetzung der aktuellen Strategie bis mindestens 2025 untermauert. Etwas im Kontrast dazu stehen Stimmen aus dem Aufsichtsrat, die sich von „Tobias Meyer vor allem neue Impulse erwarten“.
Meyer tritt in große Fußstapfen
Der 48-Jährige ist seit dem Jahr 2013 im Unternehmen, bis 2015 agierte er in der Funktion des Executive Vice President im Bereich Konzernentwicklung. In den Folgejahren füllte Meyer unterschiedliche Führungspositionen aus, ehe er 2019 in den Vorstand des Logistikkonzerns berufen wurde. Nun folgt die Beförderung zum CEO, Meyer hat also die oberste Sprosse der Deutsche Post-Karriereleiter erklommen. In Zukunft wird sich der neue Chef an der zweifelsohne beeindruckenden Performance seines Vorgängers messen lassen müssen, das ist klar. Und wenngleich dieser in seiner Zeit als Geschäftsführer große Erfolge erringen konnte, überlässt er seinem Nachfolger nun ein Unternehmen, welches sich in den vergangenen Monaten nicht so entwickelte, wie man es sich im Hause der Deutschen Post eigentlich gewünscht hatte.
Dies zeigen die Zahlen zum ersten Quartal 2023, die der inzwischen abgetretene Chef Appel quasi als letzte Amtshandlung präsentierte. In den ersten drei Monaten des Jahres ging der Umsatz bei der Deutschen Post im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7.5 Prozent auf 20.9€ Milliarden zurück. Der Ebit, also das operative Ergebnis, sackte sogar um 24 Prozent ab, unterm Strich blieben dem DAX-Konzern 1.6€ Milliarden. Laut Finanzchefin Melanie Kreis habe man im Tagesgeschäft „die nachlassende Wachstumsdynamik und die Normalisierung der Frachtmärkte gespürt“. Insgesamt habe sich die Konsum-Stimmung in der Bevölkerung deutlich eingetrübt, und auch die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Konflikts hätten zu den rückläufigen Zahlen beigetragen. Der neue CEO Meyer startet also direkt mit einem ordentlichen Päckchen in seine neue Tätigkeit.
Unter der Führung Appels legte die Aktie der Deutschen Post, selbstverständlich fester Bestandteil unseres DAX40-Aktienpakets, um rund 91 Prozent zu. Das ist natürlich alles andere als eine schwache Performance, wobei hier angemerkt sei, dass der Deutsche Leitindex im Gesamten im gleichen Zeitraum noch deutlichere Anstiege realisierte. Welche Erwartungen wir an das Wertpapier des Unternehmens haben? Wir betrachten die über 50%igen Anstiege seit dem Tief vom September vergangenen Jahres als rein korrektiv. Diese sollten mittelfristig ihr Ende finden und in einen durchaus markanten Abverkauf übergehen. Langfristig sehen wir bei diesem Titel wieder Kurse unterhalb der 30€. Abschließend möchte wir Sie nochmals darüber informieren, dass wir just zum Start in diese Woche unser DOW30-Aktienpaket zum US-Titans-Aktienpaket umgemodelt haben. Die 30 Titel des Dow Jones Industrial Average, also des Industrie-Index der Vereinigten Staaten, werden nunmehr um die Wertpapiere zehn weiterer nordamerikanischer Großkonzerne ergänzt. Neu im Paket sind: American Water Works (NYSE:AWK), Berkshire Hathaway (NYSE:BRKa), BlackRock (NYSE:BLK), ExxonMobil (NYSE:XOM), Mastercard (NYSE:MA), Occidental Petroleum (NYSE:OXY), PepsiCo (NASDAQ:PEP), Starbucks (NASDAQ:SBUX), T-Mobile-US und Waste Management (NYSE:WM).
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