- Kurseinbruch der Shopify-Aktie nach Abflauen des pandemiebedingten E-Commerce-Booms
- Um in diesen schwierigen wirtschaftlichen Zeiten zu überleben, entlässt SHOP Mitarbeiter und kürzt die Ausgaben
- Trotz aller konjunkturellen Probleme bleibt Shopify ein bedeutender E-Commerce-Akteur mit großem Wachstumspotenzial
Der kanadische E-Commerce-Gigant Shopify (NYSE:SHOP), einst ein Liebling der Wall Street während der Pandemie-Ära, muss in der aktuellen Marktkrise heftig Federn lassen. Die Aktie hat in den letzten 12 Monaten 75 % ihres Marktwerts verloren, und wenn sich die makroökonomischen Bedingungen weiter verschlechtern, könnten kurzfristig noch weitere Verluste drohen.
Das Unternehmen mit Sitz in Ottawa teilte den Anlegern im vergangenen Monat mit, dass sich der rückläufige Trend bei den Umsätzen in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen wird, da die Kunden angesichts der sich verschlechternden makroökonomischen Rahmenbedingungen ihre Ausgaben einschränken.
Die Umsätze von Shopify stiegen zwischen 2019 und 2020 um 86 % und 2021 um weitere 57 %. Im Mai warnte das Unternehmen jedoch vor einem langsameren Umsatzwachstum, weil der Pandemie-Boom abflaute. Der Umsatz im jüngsten Quartal, das am 30. Juni endete, stieg nur um 16 %, während das Unternehmen auf bereinigter Basis einen Verlust von drei Cent pro Aktie hinnehmen musste. Für das im Dezember endende Geschäftsjahr erwarten die Analysten ein Umsatzwachstum von 19 %.
Quelle: InvestingPro
Um die aktuellen makroökonomischen Bedingungen überstehen zu können, schnallt Shopify den Gürtel enger. Das Plattformunternehmen hat im Juli etwa 10 % seiner Belegschaft entlassen, nachdem CEO Tobi Lutke eingeräumt hatte, dass die Entscheidung des Unternehmens zugunsten einer zügigen Expansion nicht richtig war.
Lutke kommentierte dies auf der Website des Unternehmens so:
"Wir haben darauf gesetzt, dass der Channel-Mix - der Anteil der Dollar, der über den E-Commerce und nicht über den physischen Einzelhandel fließt - in fünf oder sogar zehn Jahren [aufgrund der Pandemie] einen dauerhaften Sprung nach vorne machen wird.
Jetzt ist klar, dass unsere Wette nicht aufgegangen ist. Was wir jetzt sehen, ist, dass der Mix in etwa dorthin zurückkehrt, wo er nach den Daten aus der Zeit vor Covid sein sollte."
Erhebliche Wettbewerbsvorteile
Diese ungünstigen Entwicklungen lassen vermuten, dass sich die Wachstumsaussichten von Shopify nach dem Boom der Pandemie-Ära drastisch verändert haben und die Aktie an Schwung verloren hat, der 2020 und 2021 zu einem Anstieg von mehr als 350 % führte. Diese Faktoren spiegeln sich im aktuellen Aktienkurs wider und bieten langfristigen Anlegern einen guten Einstiegspunkt in ein Unternehmen, das seit seinem Börsengang 2015 einen ausreichenden Wettbewerbsvorteil entwickelt hat.
Quelle: InvestingPro
Eine der Hauptstärken von Shopify ist, dass es kleinen Unternehmen eine sehr effektive und kosteneffiziente Möglichkeit zum Aufbau sicherer Online-Shops bietet. Die Plattform kümmert sich um alle Aspekte der Hardwaresicherheit, der Datensicherung und der Zahlungsabwicklung, so dass sich die Anbieter ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.
Diese Merkmale werden wahrscheinlich auch weiterhin sehr gefragt sein, da der elektronische Handel dem Ladengeschäft immer mehr Marktanteile abnehmen wird. Nach Schätzungen von Morgan Stanley hat der E-Commerce-Markt noch viel Raum für Wachstum und könnte von heute 3,3 Bio. USD auf 5,4 Bio. USD im Jahr 2026 ansteigen.
Für die Anleger bedeutet dies nach Ansicht der Bank, dass der E-Commerce-Boom wahrscheinlich weiter anhalten wird und Chancen für Gewinne in verschiedenen Geschäftsbereichen, Regionen und vertikalen Märkten bietet - und das zu einer Zeit, in der die aktuellen Notierungen dieses Wachstum nicht unbedingt widerspiegeln.
Shopify, auf deren Kunden 10 % aller E-Commerce-Verkäufe in den USA entfallen, hat sich ebenfalls positioniert, um durch Übernahmen und den Ausbau seiner globalen E-Commerce-Kapazitäten ein wichtiger Akteur in diesem Bereich zu bleiben.
Im vergangenen Monat schloss das Unternehmen die 2 Mrd. USD schwere Übernahme des in San Francisco ansässigen Datenanbieters Deliverr ab, um im Wettbewerb mit Amazon.com (NASDAQ:AMZN) aufzuholen und den Kunden von Shopify einen One-Stop-Shop für ihren Logistikbedarf zu bieten.
Atlantic Equities hat SHOP in einer aktuellen Studie heraufgestuft und erklärt, die E-Commerce-Aktie verfüge über ein erhebliches Renditepotenzial, nachdem die Anleger eine Rezession eingepreist hätten.
Die Anlegernotiz führt weiterhin aus:
"Der E-Commerce gewinnt wieder an Fahrt, da sich die Problemfelder durch die Wiedereröffnung stabilisiert haben und die langfristige Dynamik als wichtigster Wachstumsmotor zurückkehrt. Auch wenn die Gegenwinde durch Inflation und Rezession zunehmen könnten, gehen die Schätzungen jetzt im Allgemeinen von einer weiteren Abschwächung des zugrunde liegenden Wachstums aus, wenngleich es Anzeichen für eine Stabilisierung gibt.
Shopify bleibt auch weiterhin ein hochwertiger Marktanteilsgewinner. Nach der jüngsten Kursschwäche sehen wir nun Potenzial zur Erhöhung der Schätzungen, weshalb wir die Aktie auf 'Overweight' hochstufen."
Fazit - erste Lichtblicke nach schwierigem Jahr für Shopify
Die SHOP-Aktie dürfte in diesem Jahr weiter unter Druck stehen, zumal sich das Unternehmen mit einem besonders schwierigen makroökonomischen Umfeld - insbesondere im E-Commerce-Geschäft - auseinandersetzen muss.
Die derzeitige Bewertung des Unternehmens ist jedoch nach dem Einbruch der Aktie in diesem Jahr überzeugend geworden und bietet langfristigen Anlegern die Möglichkeit, sich an einem Unternehmen zu beteiligen, das in der Vergangenheit die Erwartungen immer wieder übertroffen hat.
Offenlegung: Der Verfasser hält keine Aktien von Shopify.