Zweifellos ist 2019 ein Jahr der Risikobereitschaft gewesen und wer kann den Anlegern das verübeln? Die Zinsen sind aufgrund der globalen Wachstumsängste gesunken und die Märkte haben ihre Tiefststände von 2018 deutlich überschritten. Branchen wie Halbleiter, Technologie und Biotechnologie erlebten einen rasanten Aufschwung, als die Anleger ihre Positionierung von aus dem Risiko in 2018 auf ins Risiko umstellten.
Dies bedeutete auch, dass jeder defensive Sektor oder Sektoren, die mit den Aussichten auf globales Wachstum zu tun hatten, ans untere Ende der Gewinnerliste fielen und weit schlechter als der S&P 500 abschnitten. Aber jetzt, da das Jahr 2019 vorüber ist und ein neues Jahr bevorsteht, muss man sich fragen, ob die Stärke des Jahres 2019 anhalten wird.
Risiko eingehen
Vergleicht man die ETFs der einzelnen Sektoren zum 18. Dezember, dann hat der Halbleitersektor das beste Jahr gehabt, gemessen am VanEck Vectors Semiconductor ETF (NYSE:SMH), der um erstaunliche 62% zulegte. Darüber hinaus verzeichnete der Technologiesektor insgesamt ein gesundes Jahr 2019, in dem der Technology Select Sector SPDR ETF (NYSE:XLK) um fast 46% zulegte. An dritter Stelle kam der Biotechnologie-Sektor, der gemessen am SPDR S&P Biotech ETF (NYSE:XBI), um fast 34% gestiegen ist. Die signifikanten Gewinne sind mit dem Anstieg von S&P 500 SPDR ETFs (NYSE:SPY) um etwa 28% zu vergleichen.
Die Sektoren Halbleiter, Technologie und Biotechnologie stellen einige der risikoreichsten Bereiche des Aktienmarktes dar und setzen sich aus Unternehmen mit schnell wachsenden Umsätzen und Erträgen zusammen. Inzwischen können die Bewertungen und Gewinnmultiplikatoren in diesen Gruppen im Vergleich zum breiteren S&P 500 zuweilen sehr hoch sein. Inhärent sind diese Sektoren tendenziell risikoreicher.
Darüber hinaus gehörten diese drei Sektoren zu den schlechtesten in 2018. Von ihren Höchstständen im Jahr 2018 fiel der Biotech XBI um 29%, der Semiconductor SMH um fast 23% und der Technology XLK um mehr als 18%. in schlechten Zeiten werden die riskanten Sektoren vom Markt wie eine heiße Kartoffel fallengelassen.
Defensive und globale Wachstumssektoren hinkten hinterher
Die robuste Performance von risikobehafteten Marktsektoren in diesem Jahr ging jedoch zu Lasten der weniger attraktiven Bereiche und solcher Aktien, die von eher defensiver Natur sind. Am schlechtesten schnitt die Gruppe der Energiewerte ab, gemessen am Energy Select Sector SPDR (NYSE:XLE), der um rund 7% zulegte. Gefolgt von dem Health Care SPDR (NYSE: XLV), der um fast 18% stieg, und dem Materials Select Sector SPDR (NYSE:XLB), der um ungefähr 20% stieg. Nur geringfügig besser entwickelten sich die Versorger im Utilities Select Sector SPDR ETF (NYSE:XLU) und die Konsumbasisgüterhersteller im Consumer Staples (NASDAQ:SPLS) Select Sector SPDR ETF (NYSE:XLP), die um 22% bzw. 23% zulegten.
Die Anleger waren eindeutig nicht in der Stimmung, rohstoffbezogene Sektoren zu kaufen, die an einen starken US-Dollar gebunden waren oder vom globalen Wachstum abhängen. Trotz des Rückgangs des XLE ETF von seinen Höchstständen im Jahr 2018 um 27% und des Rückgangs des XLB ETF um 21% konnten die beiden Gruppen im Jahr 2019 keine bedeutende Erholung verzeichnen und liegen weiterhin erheblich unter ihren Hochs von 2018. Darüber hinaus führten die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen und Ideen einer allgemeinen Gesundheitsabsicherung, dass Investoren den Gesundheitssektor scheuten.
Wird es in 2020 zu einer Umverteilung von Kapital kommen?
Die große Frage für 2020 ist, ob die Risikofreude weiter am Markt vorherrschen wird oder ob die Anleger auf der Suche nach neuen Ufern sind, zu denen sie sich begeben können. Sollte sich die Konjunktur auf der ganzen Welt verbessern, könnten Energie und Rohstoffe zwei Sektoren sein, die davon profitieren könnten.
Derzeit bleibt die Frage offen, ob der Markt im Jahr 2020 weiterhin in Risikolaune bleiben wird oder ob die Anleger ihre Aufmerksamkeit auf einige der unterdurchschnittlich gelaufenen Sektoren des Jahres 2019 lenken werden.
Das wird man sehen, wenn es soweit ist.