Die Volatilitätsindizes wie der VDAX oder der VIX sind auf so niedrige Niveaus gefallen, wie wir sie zuletzt vor der Corona-Krise gesehen haben. Ist es die typische abwartende Haltung vor so einem wichtigen Ereignis wie der gestrigen geldpolitischen Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) oder die Sorglosigkeit der Anleger? Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beidem.
DAX läuft nach kurzem Impuls wieder nur abwartend seitwärts
Jedenfalls ist dem DAX seit seinem dynamischen Ausbruch auf ein neues Rekordhoch schon wieder jeglicher Schwung abhandengekommen. Besonders anschaulich zeigt dies wieder der 5-Minuten-Chart des DAX, den unsere Leser des Target-Trend-Spezial an jedem Handelstag vorbörslich präsentiert bekommen:
Links im Chart ist der dynamische Anstieg zu sehen. Bis zum Donnerstag vergangener Woche setzte sich dieser fort, allerdings bereits in deutlich moderaterem Tempo. Und seitdem pendelt der DAX wieder nur in sehr engen Bahnen seitwärts – seit 6 Tagen um eine grün gestrichelte Aufwärts-/Parallellinie.
Galoppierende Inflationserwartungen
Derweil haben die Spekulationen auf stärker anziehende Preise im Zuge einer Erholung der Wirtschaft die Inflationserwartungen weiter angetrieben. Das langfristige Inflationsbarometer der Eurozone, der sogenannte Five-Year-Five-Year-Forward, kletterte auf über 1,512 % und damit auf den höchsten Stand seit März 2019. Der aktuelle Wert bedeutet, dass Anleger zwischen 2026 und 2031 im Schnitt eine Inflation von rund 1,51 % erwarten. Damit rechnen Investoren zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder damit, dass die Teuerungsrate im Währungsraum auf lange Sicht auf über 1,5 % steigen wird.
Erst vor zwei Wochen kletterte das Barometer auf 1,393 % und damit auf den höchsten Stand seit Mai 2019. Einen Monat zuvor lautete der Stand auf 1,3579 %. Die Inflationserwartungen haben in den vergangenen 14 Tagen also noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen.
US-Anleiherenditen auf neuem 14-Monats-Hoch
Und in den USA ist die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen Bonds wenige Stunden vor der geplanten Pressekonferenz von US-Notenbank-Chef Jerome Powell auf ein 13-Monats-Hoch von +1,68 %.
Das hat in erster Linie Technologieaktien wieder schwer belastet.
Nasdaq 100 an wichtigem Widerstand abgeprallt
Der Nasdaq 100 ist am Zwischenhoch der Welle B bei 13.301,62 Punkten nach unten abgeprallt.
Und er macht sich mit großen Schritten auf, das Zwischentief zu erreichen, mit dem der Ausbruch aus dem Abwärtstrend getestet und bestätigt wurde. Man muss daher damit rechnen, dass sich das Chartbild wieder deutlich eintrübt (siehe dazu vorgestrige Börse-Intern).
Aber das ist nach wie vor erst der Fall, wenn das Zwischentief unterschritten wird. Und nach den Kursgewinnen vom Tief der Welle C ist ein Rücksetzer, wie wir ihn aktuell sehen, durchaus noch gesund.
Letztlich wird vieles vom gestrigen Ausgang der zweitägigen Sitzung der US-Notenbank und den Aussagen von Jerome Powell auf der Pressekonferenz abhängen. Das gilt es nun noch abzuwarten.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus