Bereits drei Mal hat der Schweizer Pharmakonzern Novartis die Ertragsprognose für das laufende Jahr angehoben, zuletzt mit dem Zahlenwerk für das abgelaufene dritte Quartal. Trotz angekündigtem Wachstum und starker Zahlen hat der Aktienkurs seit Bekanntgabe rund 9 % nachgegeben. Zahlreiche Analysten haben ihre Kursziele seitdem gesenkt, sie scheinen der Wachstumsprognose nicht zu trauen, aufgrund von Risiken im Produktportfolio. Ein aussichtsreiches Präparat aus der zweiten Reihe hatte die Umsatzerwartungen verfehlt.
Unsere Erwartungen an die Kursentwicklung der Aktie von Novartis (SIX:NOVN) (ISIN: US66987V1098) seit unserer letzten Analyse im Mai wurden vollständig erfüllt. Die Aktie stieg zwischenzeitlich sogar noch deutlich über das von uns prognostizierte Kursziel von 113 USD hinaus, nachdem der Konzern mit dem Zahlenwerk für Q2/24 seine Ertragsprognose für 2024 nochmals anhob. Mit den Zahlen für das dritte Quartal setzte Novartis seinen Lauf fort und hob die Prognose für das Gesamtjahr erneut an, nachdem man bei Umsatz (+9 %) und bereinigtem operativen Ergebnis (+17 %) auf Basis konstanter Wechselkurse gegenüber den ersten 9 Monaten 2023 nochmal deutlich zulegen konnte.
Eine positive Reaktion auf die Zahlen blieb diesmal jedoch aus, als Ursache dafür werden die schwächer als erwarteten Umsätze mit dem Prostatakrebs-Medikament Pluvicto angeführt. Der Umsatzanteil des Hoffnungsträgers beträgt aktuell 2 %, soll aber künftige Umsatzrückgänge bei Blockbuster-Präparaten auszugleichen, deren Patentschutz in den kommenden Jahren ausläuft. Das Management um CEO Vasant Narasimhan gibt sich zuversichtlich, potenzielle Umsatzausfälle der nächsten Jahre mit weiteren Innovationen aus der starken Produkt-Pipeline zu kompensieren.
Konzern erwartet weiteres Wachstum
Folgt man den Ankündigungen des Konzerns sollen die Umsätze in den kommenden Jahren bis 2028 um jährlich 6 % zulegen und die bereinigte operative Marge soll von derzeit 37 % auf 40 % gesteigert werden. Hinderlich ist dabei die Tatsache, dass bis 2028 mit Entresto und Cosentyx zwei starke Blockbuster ihren Patentschutz verlieren werden. Entresto verliert den Patentschutz 2025 und Cosentyx 2028, die Anteile am Gesamtumsatz der ersten neun Monate lagen bei 15 und 12 %. Die beiden Präparate tragen damit prozentual den höchsten Anteil am Umsatz von Novartis, gefolgt von Kesimpta und Kisqali mit bereits wesentlich geringeren Umsatzanteilen von ca. 6 %.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es dem Konzern tatsächlich gelingen wird, die Wachstumsziele erfolgreich umzusetzen. Skeptische Analysten hatten ihre Kursziele zuletzt vermehrt reduziert und die Aktie herabgestuft. Von 11 Analysten raten derzeit nur noch 2 zum Kauf und 9 raten zum Halten der Aktie, mit Kurszielen zwischen 97 und 130 USD.
Bewertung auf Basis des EBIT
Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern nunmehr mit einem um 15 % höheren bereinigten operativen Ergebnis (EBIT) als im Vorjahr, was einem Wert von 19,1 Mrd. USD oder 9,36 USD je Aktie entspräche, bei einer erwarteten durchschnittlichen gewichteten Anzahl von 2,04 Mrd. gewinnberechtigten Aktien. Die EBIT-Multiples am vorläufigen Jahreshoch und Jahrestief 2024 liegen damit weiterhin ziemlich exakt auf dem Niveau der Jahre 2020 bis 2023 von durchschnittlich 9,5 und 12,6.
Für 2025 legen wir ein Umsatzwachstum von 6 % zugrunde und gehen davon aus, dass Novartis die bereinigte Operative Marge von 37 % mindestens stabil halten kann. Daraus ergäbe sich ein bereinigtes EBIT von 20,3 Mrd. USD, was bei einer derzeitigen Menge von 2,01 Mrd. gewinnberechtigten Aktien einem EBIT je Aktie von 9,76 USD entspräche. Mit den genannten Multiples von 9,5 und 12,6 berechnen wir damit für 2025 eine Handelsspanne mit einem Einstiegskurs von 93 USD und einem Kursziel von 123 USD.
Charttechnik
Die Novartis-Aktie befindet sich in einem langfristigen, seit März 2009 andauernden Aufwärtstrend. Innerhalb von diesem verläuft ein untergeordneter mittelfristiger Aufwärtstrend (blaue Linie), der im Oktober 2022 eingesetzt hat und bisher ebenfalls ungebrochen ist. Aktuell befindet sich die Notierung knapp oberhalb der Trendkanalkante des mittelfristigen Trends und knapp unterhalb der 200-Tage-Linie (106,50 USD). Hier dürfte sich in Kürze die weitere Marschrichtung entscheiden.
Sollte der Trend halten und gelingt es der Notierung die 200-Tage-Linie sowie die Widerstandszone bei 109 USD zurückzuerobern, dann könnte dies als Indiz für weiteres Aufwärtsmomentum gewertet werden. Fällt der Aktienkurs hingegen unter die Trendkanalkante zurück dann wäre ein Rückgang auf die darunter liegenden Unterstützungsniveaus von 93 oder sogar 89 USD wahrscheinlich. Die relative Stärke notiert aktuell bei einem Wert von 39 – ein Niveau, auf dem seit Oktober 2022 bereits mehrfach die Kehrtwende eingeleitet wurde. Eine eindeutige Tendenz ist jedoch nicht erkennbar.
Fazit
Die Wachstumsprognosen und Ertragszuwächse haben offenbar nicht ausgereicht, um als Katalysator für weitere Kursanstiege zu dienen, dementsprechend muss kurzfristig mit weiterer Kursschwäche gerechnet werden. Aufgrund der stabilen Entwicklung des Bewertungsniveaus – ein Rückgang der Multiples ist in Relation zu den Ertragserwartungen für 2024 bislang nicht erkennbar – halten wir das Abwärtspotenzial jedoch für begrenzt. Auf Basis des von uns konservativ kalkulierten bereinigten EBIT von 9,76 USD „für 2025“ erscheint uns die Aktie aktuell fair bewertet. Bis zu unserem Kursziel bei 123 USD besteht aktuell eine Gewinnchance von 16 %. Wir stufen die Aktie ein als Halteposition und warten auf tiefere Notierungen für den Einstieg. Der Erwerb von Teilpositionen ist denkbar.
Investmentidee(n) auf Novartis
Vor diesem Hintergrund favorisieren wir ein leicht defensives Discount-Zertifikat als Alternative zur Aktie. Es bietet auch bei leichten Kursrückgängen eine positive Rendite. Das Papier mit der ISIN DE000SU6EGW3 hat einen Cap (Höchstauszahlungsbetrag) von 90 CHF, das 3,5 % unter dem aktuellen Kurs liegt. Notiert der Aktienkurs bei Fälligkeit im Juni über der Marke von 90 CHF, erzielen Anleger die Maximalrendite von 5,9 % (10,5 % p.a.). Endet die Aktie darunter, verringert sich der Gewinn, der Break-Even liegt bei rund 85 CHF.