Die Nvidia-Aktie hat am Dienstag zwischenzeitlich die magische Marke von 1 Billion $ Marktwert geknackt. Die starken Quartalszahlen haben die Anleger in einen regelrechten Kaufrausch versetzt. Die Meinungen zum Chip-Riesen gehen dennoch auseinander. Während die Bullen noch viel Luft nach oben sehen, warnen viele Marktbeobachter vor der hohen Bewertung des Titels. Wir haben uns daher die Aktie genauer angeschaut.
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Brillante Quartalszahlen
Das Unternehmen meldete im Q1 einen Gewinn pro Aktie von 1,09 $ (Vorjahr: 1,36 $) und einen Umsatz von 7,92 Mrd. $ (Vorjahr: 8,29 Mrd. $). In beiden Fällen wurden die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen, die von einem EPS von 92 Cent und einem Umsatz von 6,53 Mrd. $ ausgingen.
Für den nachbörslichen Kaufrausch sorgte vor allem die Prognose der US-Amerikaner. Das Unternehmen stellte für das laufende Geschäftsquartal nun Einnahmen von 11 Mrd. $ in Aussicht und lag damit satte 50 % über den Schätzungen der Wall Street. Zeitgleich würde dies einem Umsatzplus von 64 % gegenüber dem Vorjahresquartal entsprechen.
Dabei gehen die Marktforscher von IDC 2023 von einem Rückgang der weltweiten PC-Absätze um über 11 % aus. Worauf ist also die hohe Nachfrage nach Nvidia-Chips zurückzuführen?
Beim Thema KI kommt man an Nvidia (NASDAQ:NVDA) nicht vorbei
Laut Aussagen des Nvidia-Chefs Jensen Huang profitiere sein Unternehmen vor allem vom starken KI-Trend. Nvidia verkaufe statt einzelnen Prozessoren inzwischen KI-Supercomputer. „Kein Unternehmen kann ein hochmodernes KI-Rechenzentrum ohne die Technologie und die gesamte Software eines Cloud-Anbieters aufbauen, aber wir verfügen über all diese Fähigkeiten”, so Huang.
In der Tat verfügt Nvidia über eines der modernsten Rechenzentren der Welt und entwickelt KI-Lösungen für diverse Zukunftsindustrien. Nvidia listet auf seiner Website eine Reihe von sehr spannenden Anwendungsdomänen auf.
Für uns Anleger sind beispielsweise die auf Deep Learning und maschinellem Lernen basierende Finanzanwendungen interessant, die datengestützte Entscheidungen und das Risikomanagement beim Investieren vereinfachen sollen.
Auch Einzelhändler kommen auf ihre Kosten. Mithilfe der Nvidia-KI können diese „intelligente Läden“ anbieten, die laut Firmenangaben den Warenschwund reduzieren, Prognosen verbessern, Lagerlogistik automatisieren, Echtzeit-Preise festlegen sowie Kundenempfehlungen personalisieren. Der Kunde bekomme ein besseres Einkaufserlebnis – sowohl im stationären Geschäft als auch online, so das Unternehmen.
Sehr spannend sind auch Nvidias KI-Anwendungen im Gesundheitsbereich. Darunter befindet sich eine auf neuronalen Netzen basierende Krebsdiagnose-KI, die in der Lage ist, Patientendaten auszuwerten, ohne deren Privatsphäre zu verletzen. Dabei wird eine zentrale KI auf verschiedene Endgeräte von Krankenhäusern verteilt, um dort mit den lokalen Daten zu lernen. Die Erkenntnisse werden dann im zentralen KI-System zusammengeführt, das den lokalen Endgeräten erneut zur Verfügung gestellt werden kann.
Diese KI wurde bereits im Bereich der Lungenkrebs-Frühdiagnostik erfolgreich eingesetzt. Laut Medizinforschern könnte die Früherkennung des Lungenkrebses die Überlebensrate von betroffenen Personen nahezu verdreifachen.
Besonders viel verspricht sich Nvidia von seinem Automotive-Sektor. Im Q1 erlöste das Unternehmen dort 220 Mio. $, was einer Steigerung von 45 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. CEO Huang sprach bereits vom nächsten „Milliarden-Geschäft“ und gab im Kontext der Drive-Orin-Entwicklungsplattform neue lukrative Partnerschaften bekannt. Unter den Partnern befindet sich auch der chinesische Automobilbauer Nio. Drive Orin ist laut Unternehmensangaben „ein Zentralrechner für intelligente Fahrzeuge“, der über „autonome Fahrfunktionen, Confidence Views, digitale Cluster und KI-Cockpits“ verfügt.
Sehr weit fortgeschritten ist Nvidia auch beim Thema Industrial Metaverse und kooperiert hier unter anderem mit Siemens (ETR:SIEGn), um anderen Unternehmen zu ermöglichen, die sogenannten digitalen Zwillinge mit Leistungsdaten in Echtzeit zu versorgen. Beim digitalen Zwilling handelt es sich um eine virtuelle Abbildung eines Objekts oder Systems und seines gesamten Lebenszyklus. Dabei kommen smarte Algorithmen wie Maschinelles Lernen zum Einsatz. Digitale Zwillinge sind für eine Reihe von Industriezweigen – darunter Luft- und Raumfahrt, Einzelhandel und Maschinenbau – von hoher praktischer Relevanz.
Sehr sportliche Bewertung
Nvidias KI-Pipeline zeigt, warum das Unternehmen bei Kunden wie Anlegern derzeit so beliebt ist. Allerdings gibt es mittlerweile auch skeptische Stimmen. So weisen viele Marktbeobachter zurecht auf die hohe Bewertung des Titels hin.
Innerhalb von einer Woche gewann die Aktie über 30 % an Marktwert hinzu und kommt mittlerweile auf ein erwartetes KGV von 87. Obwohl der Titel gefühlt nie günstig zu haben war, ist dies nochmal eine ordentliche Steigerung gegenüber dem 5-Jahres-KGV-Durchschnitt des Unternehmens, der bei 63 liegt. Auch beim erwarteten EV/EBITDA (68) liegt der Titel deutlich über seinem 5-Jahres-Durchschnitt von 49.
Das Portal Alpha Spread kommt auf der Basis des DCF-Verfahrens zum Schluss, dass Nvidia auch im Fall einer optimistischen Schätzung 40 % über seinem fairen Wert notiert.
Fazit: Erhöhtes Rückschlagpotenzial
Angesichts der sportlichen Bewertung ist für langfristig ausgerichtete Anleger eine besondere Vorsicht geboten. Auch wenn charttechnisch nach dem Erreichen des neuen Allzeithochs weiteres Aufwärtspotenzial besteht, fundamental überwiegen derzeit die Risiken.
Daher bleibe ich bei meiner Einschätzung: Nvidia ist ein absolutes Top-Unternehmen – aufgrund der sehr hohen Bewertung für mich jedoch kein Kauf.
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