Skepsis war wahrscheinlich die häufigste Reaktion auf US-Präsident Trumps Entscheidung im vergangenen Monat, die US-Sanktionen gegen die iranische Ölindustrie neu aufzulegen. Während Außenminister Mike Pompeo sagte, dass der Iran einige der “härtesten Sanktionen in der Geschichte” entgegensähe, wunderten sich Kritiker, ob europäische Firmen die amerikanischen Vorgaben befolgen würden.
Der Nationale Sicherheitsberater John Bolton warnte, dass sekundäre Sanktionen eine Möglichkeit gegenüber Unternehmen wären, die Amerikas Vorhaben nicht ernst nähmen, aber das könnte eine Drohung sein, die Trumps Administration hofft, niemals verwirklichen zu müssen. Jetzt, einem Monat später scheint es, dass die Großen der Ölindustrie nicht nur die Sanktionen zur Kenntnis genommen haben, sondern viele Ölfirmen sich darauf vorbereiten, ihre Käufe iranischen Öls zu beenden oder zumindest erheblich einzuschränken.
Hier sind einige der wichtigeren Schritte und was diese für die Ölmärkte bedeuten.
1. Der französische Ölriese Total SA (NYSE:TOT) hat angekündigt, er werde aus dem Deal zur Entwicklung von South Pars 11 aussteigen. Ursprünglich wollte Total das Erdgasfeld zusammen mit der chinesischen Ölgesellschaft CNPC und Petropars, einer Tochter der National Iranian Oil Company (NIOC) erschließen.
2. Lukoil (OTC:LUKOY), die zweitgrößte Ölgesellschaft Russlands hat entschieden, ihre Pläne zur Übernahme eines Anteils an einem iranischen Ölfeld auf Eis zu legen. Auch wenn noch keine Verträge unterzeichnet waren, hatte Lukoil viel Interesse an der Erschließung neuer Ölvorkommen im Iran gezeigt.
3. Reliance Industries Ltd (NS:RELI), die den größten Raffineriekomplex der Welt in Indien besitzt, sagte sie werde nicht länger iranisches Öl importieren. Indien ist hinter China der zweitgrößte Importeur von Öl aus dem Iran.
4. Nayara Energy, eine weitere indische Raffineriegesellschaft, hat bekanntgegeben, sie habe begonnen ihre Käufe von iranischem Öl herunterzufahren. Nayara (ehemals bekannt als Essar Oil) wurde vor kurzem von der russischen Ölgesellschaft Rosneft (MCX:ROSN) übernommen. Nayara war bislang einer der größten Käufer von iranischem Öl in Indien.
5. Europäische Raffineriebetreiber wie ENI (MI:ENI) und Saras aus Italien, Repsol (MC:REP) und Cepsa aus Spanien, sowie die griechische Hellenic Petroleum (AT:HEPr) haben alle klargemacht, sie planten bis zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Sanktionen ihre Käufe iranischen Öls zu beenden.
6. Daelin, ein koreanischer Dienstleister hat vor kurzem einen 2 Mrd USD schweren Kontrakt aufgekündigt die iranische Raffinerie in Esfahan zu sanieren und auszubauen.
Derzeit allerdings ist das Kaufvolumen von iranischem Öl nach oben geschossen. Es ist klar, das dieser Höhenflug der baldigen Rückkehr der Sanktionen zu verdanken ist. Der Iran stellt mehr Öl für Verkäufe zu niedrigeren Preisen bereit, und die Raffineriegesellschaften beeilen sich noch einzukaufen, bevor die Sanktionen in Kraft treten. Die von den Vereinigten Staaten gesetzte Frist, bevor die Sanktionen auf Käufe iranischen Öls aus dem Ausland greifen, läuft am 4. November 2018 aus.
Wenn es um die Erschließung von Vorkommen geht, dann lässt der Abzug der großen ausländischen Ölgesellschaften aus dem Iran kleineren Firmen, die bereit sind das Risiko einzugehen, mehr Raum. Die staatliche Ölgesellschaft Zarubezhneft aus Russland hat mit der iranischen Firma Dana Energy einen Vertrag zur Erschließung zweiter kleiner Ölfelder im Westen des Irans unterzeichnet. Der Deal ist nur 742 Mio USD wert, verglichen mit dem South Pars 11 Kontrakt, der sich über 4,8 Mrd USD belaufen hätte. Kleinere Internationale Unternehmen, die Projekte im Iran durchziehen werden, das sie wenig bis gar nicht von den US-Behörden zu befürchten haben, könnten einen Teil der Verluste ausgleichen, aber nicht annähernd alle.
China, der größte Käufer von iranischem Öl, arbeitet daran, seine Beziehung mit dem Land zu verbessern. Es hat keine Pläne seine Käufe iranischen Öls zu stoppen, aber die Sanktionen könnten sich sogar in dieser Beziehung zeigen. Auch wenn der Iran einige Zahlungen in Yuan akzeptieren könnte, genau wie Venezuela, ist es unklar wie die Chinesen den Iran bezahlen werden, ohne das chinesische Banken die amerikanischen Sanktionen verletzen.
Hinzu kommt, dass der Iran Riyals braucht, oder eine Währung die darin umgetauscht werden kann, um weiter seine Staatsangestellten inmitten einer massiven Inflation bezahlen zu können. Hinzu kommt, dass auch wenn chinesische Firmen sich in eine Position bringen, in der sie eine noch größere Rolle in der iranischen Wirtschaft spielen werden, ist es unwahrscheinlich, dass China in der Lage sein wird, all das Öl aufzubrauchen, dass die anderen Kunden des Irans nicht mehr zu kaufen bereit sind. China hat immer noch langfristige Kontrakte mit der saudischen Ölgesellschaft Aramco und bekommt viel Öl über eine direkte Pipeline aus Russland geliefert.