Die Ölpreise wurden Anfang der Woche von einer neuen Euphoriewelle nach oben gespült, nachdem sie Ende letzter Woche etwas gefallen waren.
Der Grund für den Rückgang: Die Nachricht, dass die OPEC+-Produzenten ab dem 1. August die Produktion erhöhen werden. WTI, das am Freitag unter 40 USD pro Barrel sank, stieg bis zum Mittag am Mittwoch, dem 5. August, auf über 43 USD pro Barrel, während Brent fast 46 USD pro Barrel erreichte.
Die positive Stimmung in dieser Woche wurde größtenteils von einem Report vom API angefacht, aus dem hervorging, dass die Lagerbestände an US-Rohöl und Benzin in der vergangenen Woche erheblich gesunken sind - Rohöl um 8,6 Millionen Barrel und Benzin um 1,7 Millionen Barrel.
Der amtliche EIA-Bericht vom Mittwoch bestätigte, dass die US-Rohölvorräte letzte Woche um 7,4 Millionen Barrel gesunken sind, aber diesen Zahlen nach sind die Benzinvorräte um 419.000 Barrel gestiegen und liegen damit immer noch 8% über dem 5-Jahres-Durchschnitt für diese Jahreszeit, obwohl US-Raffinerien nur mit 80% ihrer Betriebskapazität arbeiten.
Der Preisanstieg in dieser Woche ist die signifikanteste Preisbewegung, die wir seit Juni sowohl bei Brent als auch bei WTI gesehen haben. Händler suchen eindeutig nach einem Grund, die Märkte zu bewegen, wie gestern der Sprung im Brentpreis auf die Explosion in Beirut zeigte.
Obwohl der Libanon kein Ölproduzent und Beirut kein bedeutender Hafen im Ölhandel ist, stiegen die Preise aufgrund der bloßen Möglichkeit, dass die Explosion, die (wie die libanesische Regierung sagt) durch gelagertes Ammoniumnitrat verursacht wurde, einen militärischen Hintergrund hatte und die Möglichkeit eines Flächenbrands in der Region andeuten könnte.
Stimmung dürfte schlechter werden
Positive Nachrichten für den Ölpreis mögen Anfang dieser Woche dominiert haben, aber die Stimmung könnte nur von kurzer Dauer sein. Aramco (SE:2222) hat die Bekanntgabe seiner offiziellen Verkaufspreise (official selling prices, OSPs) für September bis mindestens zum 9. August verschoben, obwohl diese normalerweise innerhalb der ersten 5 Tage des Monats festgelegt werden. Die Erklärung des Unternehmens lautet, dass die Verzögerung auf die Feiertage von Eid al-Adha zurückzuführen ist, die in Saudi-Arabien erst am 8. August enden.
Aramco erwägt jedoch auch, die Preise für im September lieferbares Rohöl um 50 Cent bis 1 USD pro Barrel zu senken und viele Öllieferanten aus dem Nahen Osten folgen Aramcos Preisführerschaft. Eine solche Preissenkung würde signalisieren, dass die Nachfrage nicht so stark ist, wie die Saudis erwartet hatten. Dies könnte zusammen mit der Erhöhung der Ölförderung durch mehrere große OPEC+-Anbieter ab August den Ölpreisoptimismus dieser Woche bremsen.
Marktbeobachter sollten auch die Menge der in den USA gespeicherten Erdölprodukte im Auge behalten. Die Lagerbestände deuten Preisbewegungen an, aber die EIA erfasst auch die Menge der Produkte (Benzin, Diesel und Düsentreibstoff), die an Tankstellen und andere Lieferanten geliefert werden. Diese können ein Zeichen dafür sein, wohin sich der Markt in Zukunft bewegt. Letzte Woche sahen diese Zahlen nicht gut aus, da die gelieferten Produkte 13% unter dem Durchschnitt der letzten 5 Wochen lagen.
Der Ölmarkt war in den letzten Monaten ziemlich ruhig, kann aber nicht lange Zeit seitwärts notieren. Letztlich muss es wieder Bewegung geben, wenn sich das Umfeld ändert und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie klar werden. Echtes Geld wird nur verdient, wenn es echte Bewegung gibt.