Der Deutsche Aktienindex hat sich seit dem Corona-Tief im Wert verdoppelt. Mit einer möglichen Links-Koalition könnte die Party enden. Dabei sollten Anleger beim Thema Geld den umgekehrten Scholz wählen.
In dieser Woche verabschiedete sich der DAX endgültig von der 16.000 und näherte sich der Marke von 15.000 Punkten an. Dabei spielt auch die Bundestagswahl eine Rolle. “Der Mix aus Evergrande, Bundestagswahl, FED und Saisonalität erweist sich für den DAX als toxisch” sagt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets.
Wer die finanzpolitische Bildung der meisten Deutschen auf die Probe stellt, den wundert der Spruch vom stupid german money nur wenig. Der womöglich künftige Kanzler Olaf Scholz äußert immer wieder gern, dass er sein Geld gern auf dem Girokonto und damit sprichwörtlich unter dem Kopfkissen aufbewahrt. Bei Inflationsraten von mittlerweile drei bis fünf Prozent je nach Lesart sagt die viel über Scholz, aber noch mehr über seine Anhänger aus. Auch die Beteiligung an Cum-Ex oder die Rolle beim Wirecard-Skandal scheint für viele Wähler zu komplex zu durchschauen als dass man Scholz daraus Minuspunkte aufschreiben würde.
Anlegern, die am Aktienmarkt aktiv sind, dürfte beim Gedanken an rot-grün-rot aber doch etwas Unwohl werden. Denn die private Altersvorsorge speziell über Aktien dürfte weder psychologisch noch legislativ Rückenwind erhalten. Ein Finanzminister, der näher bei der kostspieligen Sparkasse als beim günstigen Indexzertifikat ist, der wird die private Vorsorge kaum fördern.
Inflation bleibt – auch mit R2G
Womit sich der Dreh zur Inflation ergibt. Denn natürlich liegt von weit mehr als 2.500 Milliarden Euro in Bargeld und Anleihen nur ein geringer Teil bei Mittel- und Geringverdienern. Eben jene bräuchten aber Hilfe und Unterstützung beim Aufbau eines kleinen Vermögens. Denn von 10.000 Euro Guthaben frisst die Inflation momentan 400-500 Euro weg, Jahr für Jahr. Unsichtbar, aber schmerzhaft. Die Zeit wäre also da, um Vorsorge attraktiv zu machen und nicht zu bestrafen. Zumal sich Regierende daran erinnern könnten, was Aktienbesitz per se bedeutet. Nämlich die Teilhabe an einem Unternehmen und seinem Erfolg oder Misserfolg.
Über Aktien ist es mit kleinem Einsatz möglich, sich breit am Produktivvermögen zu beteiligen. Geld auf der Bank liegen zu lassen ist dagegen unproduktiv. Olaf Scholz proklamiert mit dem Bekenntnis zum Sparbuch also nichts anderes als mangelnde Produktivität und fehlgeleiteten Einsatz von Geld. „Anstatt breite Bevölkerungsschichten am Produktivvermögen mit steuerlicher Förderung und späterer Entspannung der Sozialausgaben zu beteiligen, brandmarkt ideologische Besserwisserei private Altersvorsorge als Teufelszeug“, bringt es Robert Halver in einer Kolumne für die Börse München auf den Punkt. Wer nun auf den Gedanken kommt, dass Börse Zockerei sei und unberechenbar daherkäme: Auf kurze Sicht ist der DAX mitunter volatil, auf lange Sicht bleiben sechs bis sieben Prozent pro Jahr hängen. Seit 1950, über alle Kanzler hinweg.
Das Kuriose – ausgerechnet rot-grün-rot könnte für Neueinsteiger am Aktienmarkt den Einstieg etwas günstiger gestalten. „Sollten sich in den Umfragen bestätigen, dass rot-grün-rot eine Option ist und weder SPD noch Grüne diese ausschließen, könnte der DAX vor der Wahl noch kräftig in die Knie gehen“, gibt Stefan Riße, Kapitalmarktstratege bei Acatis, zu bedenken. Spätestens dann sollte man aber einen Einstieg in breit gestreute Investments wagen. Dass diese durchaus auch und gerade die grüne Klientel ansprechen können, zeigt die Wertpapiersuche bei der Börse München. Dort taucht allein beim Schlagwort „Climate“ mehr als ein Dutzend Anlagemöglichkeiten aus dem ETF-Bereich auf. Der UBS (SIX:UBSG) Climate Aware Global Developed ist nur ein Beispiel, dass grüne Geldanlage möglich ist. Allemal besser und nachhaltiger als Sparkonto oder Kopfkissen.