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Die OPEC+ hat versucht, mit ihrer Entscheidung zur Drosselung der Fördermengen um unbedeutende 100.000 Barrel pro Tag (bpd) im Oktober ihre Marktstärke unter Beweis zu stellen. Das ließ den Preis für die Nordseesorte Brent am Montag um fast 4 % steigen. (Montag war in den USA ein Feiertag, die Märkte waren dort geschlossen).
Wie der saudische Ölminister Abdulaziz bin Salman erklärte, ging es der OPEC darum zu zeigen, "dass wir bereit sind, alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen. Diese einfache Änderung zeigt, dass wir aufmerksam, vorausschauend und proaktiv sind, wenn es darum geht, für die Stabilität des Marktes zum Nutzen der Marktteilnehmer und der Branche zu sorgen."
Im Gesamtbild der globalen Angebots- und Nachfragesituation blieb diese Drosselung bedeutungslos. Im vergangenen Monat hat die OPEC+ ihre Förderquoten um die gleiche Menge gesteigert, obwohl im September bisher nur einige wenige Förderländer ihre Produktion tatsächlich erhöht haben. Nicht alle OPEC+-Mitglieder waren in diesem Monat in der Lage, ihre Produktion zu erhöhen, so dass die Drosselung für Oktober wahrscheinlich nicht zu einer Produktionskürzung führen wird. Der Markt reagierte in Wirklichkeit auf die Vorstellung, dass die OPEC+ im November oder Dezember eine deutlichere Kürzung ihrer Produktionsquoten für 2023 vornehmen könnte. Sollten sich die wirtschaftlichen Aussichten weiter eintrüben, könnte die OPEC+ versuchen, einen abrupten Rückgang der Ölpreise wie während der Rezession 2008 zu verhindern, indem sie die Ölpreise präventiv etwas stützt.
Händler sollten den Schritt der OPEC+ in dieser Woche auch als Zeichen des politischen Einflusses Russlands werten. Die unbedeutende Senkung ließ den Preis für Brent im Intraday-Handel auf fast 97 USD pro Barrel ansteigen. Je höher der Ölpreis steigt, desto mehr Macht hat Russland über Europa. Während die Frist (5. Dezember) für die Umsetzung der europäischen und US-amerikanischen Sanktionen gegen russisches Öl näher rückt, hat Russland eine Botschaft an Westeuropa gesendet.
Durch die OPEC+ und durch die Unterbrechung der Erdgaslieferungen durch die Nord-Stream 1-Pipeline zeigt Russland dem Westen, dass Europa russisches Öl und russisches Erdgas mehr braucht als Russland diese Energieprodukte an Europa verkaufen muss.
Die Abhängigkeit Europas von russischen Energieprodukten kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Trotz der Versuche, auf andere Erdgasquellen umzusteigen, wird Europa in diesem Winter mit massiven, wirtschaftlich verheerenden Energieengpässen konfrontiert sein, wenn es kein russisches Erdgas erhält. Damit die europäischen Regierungen diese Probleme in den Griff bekommen und eine industrialisierte Gesellschaft mit einer lebensfähigen Wirtschaft bleiben, werden sie gezwungen sein, die Energiekosten für ihre Bürger und Unternehmen zu subventionieren, was sie an den Rand der Zahlungsunfähigkeit treiben oder sie zwingen wird, mehr Geld zu drucken und eine galoppierende Inflation zu riskieren.
Diese Situation kann sich auf verschiedene Weise entwickeln. Besonders wahrscheinlich ist jedoch, dass die EU-Politiker durch diese Situation dazu gedrängt werden, eine Verhandlungslösung für ihren Streit mit Russland (der sich um den Ukraine-Konflikt dreht) zu finden, die die EU als "Sieg" verkaufen kann. Unabhängig davon, was die EU behauptet, würde Putin in jedem Fall den Sieg für sich beanspruchen. Die Sanktionen würden fallen, die Pipelines würden wieder geöffnet, und Europa und Russland könnten sich energietechnisch und wirtschaftlich näher kommen als zuvor.
Es besteht immer die Möglichkeit, dass sich Nordamerika (insbesondere die USA und Kanada) von der derzeitigen Politik, die die Entwicklung von eigener Öl- und Erdgas-Produktion und -Transport behindert, abwendet. Doch selbst wenn morgen eine erdöl- und erdgasfreundliche Förderpolitik umgesetzt würde, käme nicht genug Energie rechtzeitig nach Europa, um erhebliche wirtschaftliche und persönliche Härten für die meisten Menschen dort zu verhindern.
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