Die OPEC+ überraschte den Ölmarkt letzte Woche, als sie es nicht schaffte auf ihrer monatlichen Sitzung eine Einigung über die Erhöhung der Ölförderung zu erzielen. Der Markt hatte erwartet, dass die Gruppe einem Vorschlag zustimmt, die Produktion im August um 400.000 bpd zu erhöhen und sie bis Ende 2021 jeden Monat um den gleichen Betrag anzuheben.
Das Kartell wollte außerdem seine derzeitige Quotenverteilung über das Enddatum im April 2022 hinaus bis Ende des Jahres 2022 verlängern.
Und dort fingen die Schwierigkeiten an.
Die Vereinigten Arabischen Emirate, die zugestimmt hatten, dass eine Erhöhung für den Sommer gerechtfertigt ist, weigerten sich das derzeitige Quotensystem bis Ende 2022 zu verlängern, da dieses auf Zahlen vom Oktober 2018 basiert.
Die VAE halten es für unangemessen, diese bis Dezember 2022 als Ausgangsbasis zu verwenden. Der Ölminister der VAE führte an, dass sein Land seine Produktionskapazität ausgebaut hat, was bedeutet, dass die VAE-Quote auf einer veralteten Baseline basiert und das Land damit einen größeren Anteil seiner Produktionskapazität stilllegen muss als andere Länder. Daher könne es nicht zustimmen, sein aktuelles Produktionskontingent über das auf April 2022 festgelegte Ablaufdatum hinaus zu verlängern.
Saudi-Arabien lehnte jede Produktionserhöhung ohne gleichzeitige Verlängerung des Abkommens ab. Der saudische Ölminister Abdulaziz bin Salman widersprach zudem dem Ansinnen der VAE, ihren Quotenanteil aufzustocken. Er sagte in einem Interview:
"Sie können sich nicht einen Monat aussuchen und sagen: das ist meine Kapazität, also musst du sie mir geben."
Mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emirate in einer Sackgasse beschloss die OPEC+, ihre Juli-Sitzung auf unbestimmte Zeit zu vertagen, was bedeutet, dass auch die Produktionserhöhung um 400.000 bpd auf die lange Bank geschoben wurde.
Anfänglicher Preissprung
Während die Märkte in den USA am Montag wegen des Feiertags am 4. Juli geschlossen waren, zogen beide Referenzsorten Ende letzter Woche an. Der Brent-Preis kletterte auch am Montag um 1,3% und schloss bei 77,20 Dollar pro Barrel.
Der anfängliche Preissprung kann damit erklärt werden, dass die OPEC die vom Markt erwartete Produktionserhöhung im August nicht geliefert hat. Die Kluft zwischen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten bedeutet jedoch nicht, dass der Markt mit weiter steigenden Ölpreisen rechnen sollte.
Im Moment sagen die Produzenten, dass sie an den derzeit geltenden Produktionsquoten festhalten wollen, aber die Aussicht auf einen tieferen Riss zwischen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten bleibt bestehen.
Reservekapazitäten könnten zur Waffe werden
Auch wenn der Ölmarkt derzeit angespannt aussieht, Tatsache ist, dass es viele freie Kapazitäten gibt, die leicht als Waffe genutzt werden könnten.
Saudi-Arabien verfügt natürlich über den Löwenanteil dieser freien Kapazitäten. Das Land pumpte im Mai den Zahlen von S&P Global Platts zufolge 8,5 Millionen bpd, kann aber mindestens 12 Millionen bpd fördern. Auch hat Saudi-Arabien kürzlich seine Bereitschaft gezeigt, diese Produktionskapazität zu nutzen, sollten die Ölverhandlungen schief gehen.
Auch wenn es keine Drohungen gab, die Ölproduktion zu steigern und die Preise zu drücken, spukt dieses Gespenst auf dem Markt und sorgt bereits für Preisschwankungen.
Obwohl der Markt von dem plötzlichen Streit zwischen Saudi-Arabien und den VAE, die traditionell Partner in der OPEC sind, überrascht schien, hatte sich diese Kluft tatsächlich schon seit einiger Zeit zusammengebraut.
Anfang Dezember 2020 schrieb ich über die Neuausrichtung innerhalb der OPEC und was die wachsende Unabhängigkeit und Produktionskapazität der VAE für die Ölmärkte bedeutet.
Damals hatte ich gewarnt, dass "eine erstarkte VAE innerhalb der OPEC+ flexibler ist, um clevere und langfristige Entscheidungen zu treffen, ohne sich zu sehr um den Ölpreis von morgen kümmern zu müssen."
Das ist es, was sich jetzt abspielt. Die Vereinigten Arabischen Emirate achten auf ihre eigenen langfristigen Interessen und werden dies auch weiterhin tun – selbst wenn dies kurzfristig den Ölmarkt erschüttert.